Tagebücher 1909-1923
seine Mutter saufende August, der sich mit Frauenzimmern in gemeiner Weise herumtreibt.
Die ungeliebte Ottilie, die ihm aus gesellschaftlichen Rücksichten vom Vater als Frau diktiert wird.
Wolf der Diplomat und Schriftsteller
Walter der Musiker, kann nicht die Prüfungen machen. Zieht sich für Monate ins Gartenhaus zurück; als die Zarin ihn sehen will: "Sagen Sie der Zarin, daß ich kein wildes Tier bin"
"Meine Gesundheit ist mehr von Blei als von Eisen. "
Kleinliche ergebnislose schriftstellerische Arbeit des Wolf.
Greisenhafte Gesellschaft in den Mansardenzimmern. Die 80jährige Ottilie, der 50jährige Wolf und die alten Bekannten.
Erst an solchen Extremen merkt man, wie jeder Mensch unrettbar an sich selbst verloren ist und nur die Betrachtung der andern und des in ihnen und berall herrschenden Gesetzes kann trösten. Wie ist Wolf von außen aus lenkbar, hier hin oder dorthin zu versetzen, zu erheitern, zu ermutigen, zu systematischer Arbeit zu bringen und wie ist er innerlich gehalten und unbeweglich.
Warum wandern die Tschuktschen aus ihrem schrecklichen Lande nicht aus, überall würden sie besser leben, im Vergleich zu ihrem gegenwärtigen Leben und zu ihren gegenwärtigen
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Wünschen. Aber sie können nicht; alles was möglich ist, geschieht ja; möglich ist nur das, was geschieht.
In dem kleinen Städtchen F. hatte ein Weinhändler aus der größern Nachbarstadt eine Weinstube einrichten lassen. Er hatte ein kleines Gewölbe in einem Haus auf dem Ringplatz gemietet, die Wände mit orientalischen Ornamenten bemalen und alte fast schon unbrauchbare Plüschmöbel aufstellen lassen
6 I 14. Dilthey: "Das Erlebnis und die Dichtung." Liebe zur Menschheit, höchste Achtung vor allen von ihr ausgebildeten Formen, ein ruhiges Zurückstehn auf dem geeignetesten Beobachtungsplatz. Luthers Jugendschriften
"die mächtigen Schatten, die aus einer unsichtbaren Welt, angezogen von Mord und Blut in die sichtbare hineintreten"
Pascal
Brief für Anzenbacher an die Schwiegermutter. L. hat den Lehrer geküßt.
8. I 14. Vorlesung Fantl "Goldhaupt", "er wirft den Feind wie eine Tonne. "
Unsicherheit, Trockenheit, Ruhe, darin wird alles
vorübergehn.
Was habe ich mit Juden gemeinsam? Ich habe kaum etwas mit mir gemeinsam und sollte mich ganz still, zufrieden damit daß ich atmen kann in einen Winkel stellen.
Darstellung unerklärlicher Gefühle. Anzenbacher: Seitdem das geschehn ist, tut mir der Anblick von Frauen weh, es ist aber nicht etwa geschlechtliche Aufregung, auch nicht reine Traurigkeit, es tut mir nur weh. So war es auch, ehe ich Liesl’s sicher war.
12 I 14
Gestern: die Liebschaften Ottiliens, die jungen Engländer, –
Tolstois Verlobung, klarer Eindruck eines zarten, stürmischen,
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sich bezwingenden, ahnungsvollen, jungen Menschen. Schön gekleidet, dunkel und dunkelblau.
Das Mädchen im Kaffeehaus. Der schmale Rock, die weiße, lose, fellbesetzte Seidenbluse, der freie Hals, der knapp sitzende graue Hut mit steif, schief und hoch geführtem [...]aus gleichem Stoff.Ihr volles,lachendes,ewig atmendes, Gesicht, freundliche Augen, allerdings ein wenig geziert. Das Heißwerden meines Gesichtes in Gedanken an F.
Weg nach Hause, klare Nacht, deutliches Bewußtsein des bloß Dumpfen in mir, das so weit von großer ohne Hindernisse ganz sich ausbreitender Klarheit ist.
Nikolai, Litteraturbriefe.
Es gibt Möglichkeiten für mich, gewiß, aber unter welchem Stein liegen sie?
Vorwärtsgerissen, auf dem Pferd –
Sinnlosigkeit der Jugend. Furcht vor der Jugend, Furcht vor der Sinnlosigkeit, vor dem sinnlosen Heraufkommen des unmenschlichen Lebens.
Tellheim: Er hat jene freie Beweglichkeit des Seelenlebens welche unter den wechselnden Lebensumständen immer wieder durch ganz neue Seiten berrascht, wie sie nur die Schöpfungen echter Dichter besitzen.
19. I 14 Angst im Bureau abwechselnd mit Selbstbewußtsein.
Sonst zuversichtlicher. Großer Widerwillen vor "Verwandlung".
Unlesbares Ende. Unvollkommen fast bis in den Grund. Es wäre viel besser geworden, wenn ich damals nicht durch die Geschäftsreise gestört worden wäre.
23 (Januar 1914) Oberkontrollor Bartl erzählt von einem ihm befreundeten pensionierten Oberst, der bei ganz offenem Fenster schläft: "Während der Nacht ist es sehr angenehm; dagegen wird es unangenehm, wenn ich früh von der Ottomane, die beim
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Fenster steht, den Schnee wegschaufeln muß und dann anfange mich zu rasieren.
Memoiren der Gräfin
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