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Tagebücher 1909-1923

Tagebücher 1909-1923

Titel: Tagebücher 1909-1923 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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aufliegenden Hände glitten herab, die Suppe floß mit rollenden Speckknödeln dem Vater in den Schoß
    Wie ich jetzt die Mutter fast beschimpft habe, weil sie die
    "böse Unschuld" der Elli geborgt hat, der ich sie noch gestern selbst anbieten wollte. "Laß mir meine Bücher! Ich hab’ doch sonst nichts. " Solche Reden in wirklicher Wut.
    Der Tod des Vaters der Thürheim: "Die bald darauf eintretenden Ärzte fanden den Puls sehr schwach und gaben dem Kranken nur me hr wenige Stunden zum Leben. Mein Gott es war mein Vater von dem sie redeten – nur ein paar Stunden Frist und dann tot. "
    28 I 14 Vortrag über die Lourdes Wunder. Freisinniger Arzt, energisch, starkes Gebiß, Zähnefletschen, große Freude am Rollen der Worte "Es ist Zeit daß deutsche Gründlichkeit und Ehrlichkeit Front macht gegen wälschen Charlatanismus".
    Zeitungsausrufer des Messager de Lourdes "Superbe guerison
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    de ce soir" Guerison affirmee! Diskussion: "Ich bin ein einfacher Postofficial sonst nichts"
    Hotel de 1’univers – Unendliche Trauer beim Hinausgehn in Gedanken an F. Allmähliche Beruhigung durch Überlegungen.
    Brief an Bl. und Weiß Galeere geschickt
    Der Schwester Anzenbach. wurde vor längerer Zeit von einer Kartenlegerin gesagt, daß ihr ältester Bruder verlobt sei und daß ihn seine Braut betrüge. Damals habe er wütend solche Erzählungen abgewehrt. Ich: Warum nur damals. Es ist ja heute falsch so wie damals. Sie hat Dich doch nicht betrogen. Er: Nicht wahr, sie hat nicht
    2 II 14 Anzenbacher. Dirnenhafter Brief der Freundin an die Braut. "Wenn wir alles so schwer nehmen wollten, wie damals, als uns die Beichtpredigten unter ihrem Einfluß hielten."
    "Warum hast Du dich in Prag so zurückgehalten, besser sich im Kleinen austoben, als im Großen." Ich lege meiner Überzeugung gemäß den Brief zu Gunsten der Braut aus, mit guten Einfällen.
    Gestern war A. in Schluckenau. Sitzt den ganzen Tag mit ihr im Zimmer und hört, das Packet mit sämtlichen Briefen (sein einziges Gepäck) in der Hand, nicht auf, sie auszufragen. Erfährt nichts Neues, eine Stunde vor der Abfahrt fragt er: "war während des Küssens ausgelöscht?" und erfährt die ihn trostlos machende Neuigkeit, daß W. während des (zweiten) Küssens ausgelöscht hat. W. zeichnete an der einen Seite des Tisches, L.
    saß an der andern Seite (in W.’s Zimmer, um 11 Uhr abends) und las "Asmus Semper" vor. Da steht W. auf, geht zum Kasten um etwas zu holen (L. glaubt einen Cirkel, A. glaubt ein Präservativ) löscht dann plötzlich aus, berfällt sie mit Küssen, sie sinkt gegen das Kanapee, er hält sie an den Armen, an den Schultern und sagt zwischendurch "Küsse mich! "
    L. bei einer andern Gelegenheit: "W. ist sehr unbeholfen. "
    Ein anderesmal: "Ich küßte ihn nicht", ein anderesmal: "Ich glaubte in Deinen Armen zu liegen. "
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    A: Ich muß doch Klarheit haben (er denkt daran, sie vom Arzt untersuchen zu lassen) wie wenn ich dann in der Hochzeitsnacht erfahre, daß sie gelogen hat. Vielleicht ist sie nur deshalb so ruhig, weil er ein Präs. benützt hat.
    Lourdes: Angriff gegen den Wunderglauben auch Angriff gegen die Kirche. Mit dem gleichen Recht könnte er gegen die Kirchen, die Processionen, die Beichten, die unhygienischen Vorgänge überall vorgehn, da es nicht nachzuweisen ist, ob Gebete helfen. Karlsbad ist ein größerer Schwindel als Lourdes und Lourdes hat den Vorzug, daß man seines innersten Glaubens wegen hinfährt. Wie steht es mit den verbohrten Meinungen hinsichtlich der Operationen, der Serumheilungen, der Impfungen, der Medicinen?
    Immerhin: Die Riesenspitäler für die wandernden
    Schwerkranken; die schmutzigen Piscinen; die brancards, die die Extrazüge erwarten; die ärtztliche Kommission; die großen Glühlampenkreuze auf den Bergen; der Papst bezieht 3 Mill.
    jährlich. Der Priester mit der Monstranz geht vorüber, eine schreit von ihrer Bahre auf: "Ich bin gesund." Hat weiterhin Knochentuberkulose ohne Veränderung.
    Die Tür öffnete sich zu einem Spalt. Ein Revolver erschien und ein gestreckter Arm.
    Thürheim II 35, 28, 37 (Nichts Süßeres wie die Liebe, nichts Amüsanteres wie die Koketterie)
    45, 48 (Juden)
    20. (10. ) II 14 11 Uhr nach einem Spaziergang. Frischer als sonst. Warum
    1.) Max sagte ich, ich sei ruhig.
    2.) Felix wird heiraten (mit ihm böse gewesen)
    3. Ich bleibe allein, falls mich nicht F. doch noch will.
    4. Einladung der Frau Thein und Überlegung wie ich mich ihr vorstellen

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