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Tagebücher

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Titel: Tagebücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Geschichte des Pick trotz einzelner Vorzüge, die W----

    Gedichtes von Fuchs heute in der Zeitung

    1. XI 14 Gestern nach langer Zeit ein kleines Stück gut vorwärtsgekommen, heute wieder fast nichts, die 14 Tage seit meinem Urlaub sind fast gänzlich verloren. - Heute teilweise schöner Sonntag. In den Chotekschen Anlagen Dostojewskis Verteidigungschrift gelesen. Die Wache im Schloß und beim Corpskommando. Der Brunnen im Palais Thun. - Viel Selbstzufriedenheit während des ganzen Tags. Und jetzt vollständiges Versagen bei der Arbeit. Und es ist nicht einmal Versagen, ich sehe die Aufgabe und den Weg zu ihr, ich müßte nur irgendwelche dünne Hindernisse durchstoßen und kann es nicht. - Spielen mit den Gedanken an F.

    3 XI 14 Nachmittag Brief an Erna, eine Geschichte der blinde Gast von Pick durchgesehn und Verbesserungen notiert, ein wenig Strindberg gelesen, dann nicht geschlafen, um 1/2 9 zuhause, 10
    Uhr zurück, aus Angst vor Kopfschmerzen, die schon beginnen, und weil ich auch in der Nacht nur sehr wenig geschlafen hatte, nichts mehr gearbeitet, zum Teil auch deshalb, weil ich mich fürchtete eine gestern geschriebene erträgliche Stelle zu verderben. Der vierte Tag seit August, an dem ich gar nichts geschrieben habe. Schuld sind die Briefe, ich werde versuchen gar keine oder nur ganz kurze Briefe zu schreiben. Wie befangen ich jetzt auch bin und wie es mich herumwirft! Gestern abend der berglückliche Zustand, nachdem ich einige Zeilen von Jammes gelesen hatte, mit dem ich sonst nichts zu tun habe, dessen Französisch aber, es handelte sich um einen Besuch bei einem befreundeten Dichter so stark auf mich wirkte.

    (Fortsetzung aus dem Ende des siebenten Heftes)

    nicht die geringste Mühe dazu nötig. Aber auch der Inspektor betrat immer die Station mit einer Miene, als müsse er diesmal meine Mißwirtschaft unbedingt aufdecken. Die Tür der Hütte öffnete er immer mit einem Kniestoß und sah mich dabei an. Kaum hatte er mein Buch aufgeschlagen, fand er einen Fehler. Es brauchte lange Zeit, ehe ich durch nochmalige Rechnung vor seinen Augen ihm nachwies, daß nicht ich sondern er einen Fehler begangen hatte. Immer war er mit meiner Einnahme unzufrieden, dann schlug er klatschend auf das Buch und sah mich wieder scharf an.
    "Wir werden die Bahn einstellen müssen" sagte er jedesmal. "Es wird dazu kommen" antwortete ich gewöhnlich.

    Nach beendeter Revision änderte sich unser Verhältnis. Ich hatte immer Schnaps und womöglich irgendeine Delikatesse vorbereitet. Wir tranken einander zu, er sang mit einer erträglichen Stimme, aber immer nur zwei Lieder, eines war traurig und begann: Wohiri gehst Du kleines Kind im Walde?, das zweite war lustig und fieng so an: "Fröhliche Gesellen, ich gehöre zu Euch! " Je nach der Laune, in die ich ihn zu versetzen imstande war, bekam ich meinen Lohn in Teilen ausgezahlt.
    Aber nur am Anfang solcher Unterhaltungen beobachtete ich ihn mit irgendeiner Absicht, später wurden wir ganz einig, beschimpften schamlos die Verwaltung, ich bekam geheime Versprechungen ins Ohr geflüstert über die Karriere, die er für mich erwirken wollte und 218
    schließlich fielen wir gemeinsam auf die Pritsche nieder in einer Umarmung die wir oft zehn Stunden nicht lösten. Am nächsten Morgen reiste er wieder als mein Vorgesetzter weg. Ich stand vor dem Zug und salutierte er drehte sich während des Einsteigens gewöhnlich noch nach mir um und sagte: "Also Freundchen, in einem Monat sehn wir uns wieder. Du weißt was für Dich auf dem Spiel steht. " Ich sehe noch sein mir mit Mühe zugewendetes verquollenes Gesicht, alles drängte in diesem Gesichte vor, die Wangen, die Nase, die Lippen.

    Das war die einmalige große Abwechslung im Monat, bei der ich mich gehen ließ; war irrtümlich etwas Schnaps zurückgeblieben, dann soff ich es gleich nach der Abfahrt des Inspektors aus, meistens hörte ich noch das Abfahrtssignal des Zuges, während es schon in mich hineingurgelte.
    Der Durst nach einer solchen Nacht war fürchterlich; es war als ob in mir ein zweiter Mensch wäre, der aus meinem Mund seinen Kopf und Hals streckte und nach etwas Trinkbarem schrie. Der Inspektor war versorgt, der führte in seinem Zug immer großen Trinkvorrat mit sich, ich aber war auf die Reste angewiesen.

    Dann aber trank ich den ganzen Monat lang nichts ich rauchte auch nicht, ich machte meine Arbeit und wollte nichts anderes. Es war wie gesagt nicht viel Arbeit aber ich machte sie gründlich. Ich hatte z. B.

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