Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)
habe dich beauftragt Siggis Mörder zu finden. Unsere Affäre hat damit überhaupt nichts zu tun!“
„Sicher nicht“, sagte Alice. Judith war sich nicht ganz sicher, ob das eine Feststellung oder eine Frage gewesen war.
„Ich gehe mal davon aus, dass eure kleine Affäre mit dem Beginn der Parkinson-Krankheit beziehungsweise deren Vorboten zusammenfiel. Siggis Appetit auf Sex ließ wohl etwas nach“, sagte Alice.
„Der hatte nie Appetit auf Sex“, sagte Sabine.
Linda weinte immer noch in ihre Hände.
„Und deshalb hast du, liebe Sabine, es mit jedem getrieben, der deinem Mann nahestand.“
„Was heißt das denn? Wieso mit jedem?“, fragte Sabine.
„Ich meine zum Beispiel deine jahrelange Affäre mit Mort Eisenman.“
Hüseyin war schnell genug, um das Gesicht von Eisenman mit der Kamera einzufangen.
„Woher zum Teufel …“, fluchte Eisenman.
„Du hast es gerade nötig hier den Moralapostel zu spielen“, giftete Sabine Alice an. „Du hast doch alles gebumst, was nicht schnell genug weggelaufen ist“, rief sie.
Man hörte Bernie laut lachen.
„So, also das wäre bestätigt. Seit wann seid ihr denn schon ein Paar?“
Sabine antwortete nicht. Linda hob den Kopf und sagte: „Ach so, die ganzen Einkaufstrips nach New York. Ich verstehe. Die Wochenenden in Stony Brook. Du und Mort auf Long Island. Jetzt macht das alles Sinn. Ich würde sagen, seit dem Renoir. Vor ungefähr zehn Jahren. Stimmt’s?“
„Ja, der Renoir“, sagte Alice. „Der Anfang vom Ende. Das Ende vom Anfang. Liegen wir da richtig, Mort?“
„Was soll der Quatsch?“, sagte Mort.
„Das lässt sich nachprüfen, Stony Brook ist ein Nest, wir brauchen nur die Nachbarn zu fragen.“
Eisenman sagte: „Ja, ja, ungefähr vor zehn Jahren.“
„Zehn Jahre, was für eine lange Zeit.“
„Schnee von gestern“, sagte Sabine.
„Ach so?“ Alice tat ehrlich erstaunt. „Und ich dachte, dass ihr jetzt endlich heiraten könnt.“
Sabine schwieg. Eisenman auch.
„Vielleicht gehen wir noch ein wenig zurück in der Zeit. Mort Eisenman, nicht allen hier im Raum sind Sie bekannt. Sie wurden, wenn meine Unterlagen stimmen, 1940 in Los Angeles geboren. Ist das richtig?“
„Das ist kein Geheimnis, oder?“
„Als Sohn von Elly Eisenman, geborene Löbel, ist das richtig?“
„Das ist richtig.“
„Ihr Vater Isaac war Kunsthändler, wenn ich mich nicht irre. Er hat im Laufe seines Lebens ein weltberühmtes Kunsthaus aufgebaut, während er in Los Angeles, Paris und in London tätig war, haben Sie seine Geschäfte später in New York übernommen. Stimmt das so?“
„Das kann jeder auf meiner Webseite nachlesen.“
„Ihre Mutter war Deutsche, wie ihr Mädchenname Eleonore Löbel schon sagt.“
„Auch das ist kein Verbrechen, mein Vater war ebenfalls deutschstämmig.“
„Das ist so nicht ganz richtig, Isaac Eisenman war nicht Ihr richtiger Vater, Ihr richtiger Vater war ebenso wie ihre Mutter Deutscher. Er hieß Richard Braun.“
Man hörte, wie einige im Raum laut durchatmeten. Und dann brachen die Fragen los.
„Wie bitte?“, fragte Bernie.
„Was, du bist der Sohn von Nora?“, fragte Linda, während sie sich die Tränen abwischte.
„Wieso hast du denn nie etwas gesagt, du wusstest doch, dass Siggi wie besessen Nora Braun gesucht hat?“, fragte Nils.
Eisenman sagte nichts.
„Mort, sag doch was“, rief Sabine. Sie sah ehrlich schockiert aus, fand Judith. Sie hat es auch nicht gewusst, dachte sie.
Statt Eisenman redete Alice.
„Die Recherchen von Siggi und seinem Vater Walter hatten ergeben, dass die schwangere Nora Braun mit ihrem Ehemann Richard 1940 in New York an Land gegangen war. Sie hatten offensichtlich, wie verabredet, die von Walter hinterlegten Bilder gefunden, ebenso die Expertisen. Die Kaufunterlagen hatten sie dabei. Kurz darauf ist Richard Braun an einer Lungenentzündung gestorben. Nora Braun hat dann die Bilder an Isaac Eisenman zum Verkauf gegeben, das ist durch die Herkunftsnachweise der inzwischen von Siggi zurückgekauften Bilder belegt. Danach verlor sich jede Spur von Nora Braun. Nora Braun war hochschwanger, ist aber niemals in New York niedergekommen. Weil Isaac Eisenman sie nach Los Angeles geholt hat. Habe ich recht, Mort?“ Alle Blicke waren auf den Bildschirm gerichtet.
„Ja, so what?“, sagte der Kunsthändler achselzuckend.
„Warum haben Sie Siggi nicht gesagt, dass Sie der Sohn von Nora Braun sind?“, fragte Alice.
„Ist doch egal, oder?“, sagte
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