Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)
Kontakte spielen lassen. Bei den Männern, die Judith niedergeschlagen haben, handelt es sich um Mitglieder einer deutsch-polnischen Bande, die Auftragsarbeiten aller Art erledigt. Und hier stießen wir auf ein weiteres Mordmotiv, was im weiteren Verlauf der Geschichte noch eine Rolle spielen wird.
Der Chef dieser Bande, ein Mann namens Marek Machowina, ein zu lebenslanger Haft verurteilter Verbrecher, konnte vor einigen Jahren aus der Hamburger Strafanstalt Santa Fu fliehen. Seitdem ist er untergetaucht. Man munkelt, dass Marek Machowina sich das Gesicht hat operieren und eine Fingerhauttransplantation hat vornehmen lassen. Bilderdiebstahl gehört definitiv nicht in sein Repertoire und auch nicht in das der Bande. Sie verfügen nicht über die Absatzkanäle, die für solches Diebesgut erforderlich wären. Was also wollten Bandenmitglieder von Frau Professor Dr. Linda Sprengler?“
Lady Kaa konzentrierte ihren Blick auf Linda. Oliwias Kamera fing Lindas Gesicht in Großformat ein.
„Linda?“, fragte Alice, „Möchtest du dazu etwas sagen?“
Linda schüttelte den Kopf.
Sabine rief: „Verdammt noch mal, du wärst fast gestorben, was soll das, nun sag schon, was die von dir wollten!“
Nils legte wieder seine Hand auf den Arm seiner Tante. „Tante Lindi, es wäre besser, du würdest jetzt was dazu sagen. Es ist doch klar, dass du etwas zu verbergen hattest, sonst hättest du die Männer doch sofort angezeigt.“
„Ich rede nicht vor Fremden“, sagte Linda und guckte angelegentlich aus dem Fenster.
„Das solltest du aber, Linda“, sagte Alice, „sonst musst du nämlich vor Gericht eine Aussage unter Eid machen. Alle, die hier im Raum sind, haben im weitesten Sinne mit dem Fall zu tun, es wird Zeit, dass du redest.“
Linda schüttelte den Kopf.
„Nun denn, dann werde ich das für dich übernehmen. Korrigiere mich bitte, wenn ich die Tatsachen nicht korrekt wiedergebe, Linda“, sagte Alice.
Woher weiß sie so viel?, fragte sich Judith.
„Siggi und Linda, Linda und Siggi – wir haben euch immer als Einheit wahrgenommen, stimmt’s, Bernie?“
Bernhard Goldsmith nickte im fernen New York. „Stimmt.“
„Es gab euch nur im Doppelpack, ich würde das eine echte Geschwisterliebe nennen“, sagte Alice süffisant.
Linda schaute weiter angelegentlich aus dem Fenster.
„Ihr hattet zusammen eine Klinik, die bereits Weltruf genoss, als sie noch von eurem Vater betrieben wurde. Seitdem ihr beide dort operiert habt, hat sich der gute Ruf eurer Klinik nur noch vergrößert. Allerdings ist auch an euch die Zeit nicht spurlos vorbeigegangen. Im Gegensatz zu dir Linda, schwand das Interesse an der Klinik und dem Weltruhm bei Siggi ein wenig im Laufe der Jahre. Sein Interesse verlagerte sich immer mehr Richtung Kunst. Ein teures Hobby, ich möchte sagen, ein wahrhaft teures Hobby. Ich habe meine Mitarbeiterin Oliwia mal eure Finanzen überprüfen lassen.“ Drei Leute im Raum sogen hörbar die Luft ein.
„Und das sieht doch sehr komisch aus. Bis in die 90er Jahre hinein standet ihr glänzend da. Was nachgerade auch kein Wunder ist, ihr habt wirklich ein Vermögen geerbt, das sich sehen lassen kann. Mal ganz abgesehen von den Bildern, die bereits euer Urgroßvater mit viel Kunstverstand für wenig Geld gekauft hatte, hattet ihr einen weltweiten Immobilienbesitz. Ich nenne mal hier nur ein paar Eckpunkte: Die Klinik und die Remise in Berlin, ein Wohnhaus in Schöneberg, ein Häuserblock in Berlin-Wedding, eine große Wohnanlage in Wolfenbüttel, ein 6-Zimmer-Apartment in New York City, ein Apartment in Boston und eine Villa in Brewster, Massachusetts, eine Villa in Juan-les-Pins, eine Shoppingmall in North Conway, New Hampshire. Wobei ihr außer der Wohnung in New York die anderen Immobilien in den USA nicht geerbt, sondern später als Investitionen gekauft habt. Darüber hinaus habt ihr in verschiedene Fonds und Aktien investiert. Kompliment, ihr habt gut gewirtschaftet.“
„Ich weiß nicht, was unsere Finanzen dich angehen sollten“, sagte Linda, die jetzt Alice wütend anfunkelte.
„Du hast recht, Linda, sie gehen mich nichts an. Allerdings fiel uns auf, dass sich euer Vermögen seit den späten 90er Jahren erheblich reduziert hat.“
„Blödsinn!“, rief Linda.
„Quatsch“, sagte Nils, „es ist nur umgeschichtet worden.“
„Umgeschichtet“, sagte Alice, „ist genau das richtige Wort. Ihr habt eure Immobilien nach und nach verkauft oder Hypotheken darauf aufgenommen. Dafür hat Siggi
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