Tai Chi Chuan

Bewegungen, die schließlich auch noch mit Schritten und Drehungen kombiniert werden können. Am Schluss steht der freie Umgang mit den in den Endlosübungen verinnerlichten Techniken und die spielerische Kampfsituation. Im freien „San Shou“ kann das improvisierend eingebracht werden, was vorher in Hunderten, ja Tausenden von Wiederholungen geübt worden ist:
    Weichheit als Reaktion auf Druck
Abgabe des Schwerpunkts nach unten
Zentrierung trotz Kontakt mit einem anderen
Sensibilität für Haut- und Körperkontakt
Fähigkeit zum intuitiven Spannungswechsel
Gelassenheit beim angreifenden Impuls des anderen
Gefühl für den Wechsel von Energien u. v. a.

    Alle wesentlichen Aspekte des Tai Chi Chuan werden in den Partnerübungen geschult und dann im freien „San Shou“ zur Anwendung gebracht. Daher umfasst die Ausbildung im Tai Chi Chuan notwendigerweise die Einführung und Fortbildung in Bezug auf die Partnerübungen. Wer nur die Soloformen kennt, ist nur in die eine Seite der Medaille eingeführt.
    Hierüber bietet das Partner-Tai-Chi eine anregende Abwechslung auf der Interaktionsebene. Hier ist eine besondere Form des Kontakts mit den anderen Übungsteilnehmern möglich. Es darf gelacht, gerufen und geredet werden. Partner-Tai-Chi stellt eineAuflockerung der Atmosphäre dar, die eine sinnvolle Ergänzung zur ruhigen Übungsweise in den Soloformen bildet.

    Das komplizierte Übungsgut wird hier nur anhand einiger ausgewählter Fotos demonstriert, da es zu umfangreich ist, in diesem Rahmen vorgestellt zu werden. Hierfür wurde eine weitere Buchveröffentlichung vorgesehen, die auch eine systematische Methodik und einen kreativen Zugang für das Partner-Tai-Chi enthält. 1

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    1) Barbara und Klaus Moegling: Tai Chi zu zweit – die Partnerübungen des Tai Chi Chuan. Norderstedt 1991.

12 Tai-Chi-Schwertform
    Neben den bisher veranschaulichten kleinen Formen, den Solo- und Partnerformen des Tai Chi Chuan, gibt es u. a. Tai-Chi-Schwert, Tai-Chi-Speer, Tai-Chi-Säbel, Tai-Chi-Stock und Tai-Chi-Fächer.
    Hierbei ist in den chinesischen Parks und Uferstraßen am häufigsten die Tai-Chi-Schwertform zu sehen.
    Die Tai-Chi-Schwertform wird etwas schneller und dynamischer als die Soloformen ausgeführt. Dennoch wirkt die Bewegung immer noch so, als ob sich der Übende in Zeitlupe bewegt.

    Der Reiz der Tai-Chi-Schwertform liegt für uns – neben der Schönheit ihrer Bewegungsbilder – in der Verbindung mit einem Instrument und in der Belebung des Tai-Chi-Schwerts als Verlängerung des Leiblichen, des Körpers. Das Tai-Chi-Schwert bekommt Leben eingehaucht und bewegt sich genauso fein und subtil wie Hände, Arme und Beine.
    Die Tai-Chi-Schwertform ist etwas schwieriger als die normalen Soloformen des Tai Chi zu erlernen, da auf Grund der Schwerthaltung und -führung eine Reihe zusätzlicher Gesichtspunkte hinzukommt. Daher bieten wir diese Form erst für Fortgeschrittene an. Die Bewegungsbeschreibung dieses Buches dient der ersten Orientierung, dem ersten Hineinschnuppern in ein Bewegungsbild.

Bewegungsdemonstration der 19. Bewegungsfolge „Abwehren nach links“
    Mit Fotoreihe und begleitendem Text

    Sie drehen sich nach rechts und führen das Schwert nach rechts. Die Schwertspitze zeigt nach oben und von Ihnen weg. Ihre linke Schwerthand hat sich gelöst und berührt jetzt mit den Fingern das rechte Handgelenk. Sie schauen zur Schwertspitze, und das Gewicht ist auf dem rechten Bein. (Foto 1)
    Nun vollenden Sie den Kreis der Schwertspitze nach unten und nach vorn oben. Sie führen das Schwert hierbei möglichst senkrecht an sich vorbei nach oben. Die Schwertspitze zeigt nach vorn und das Blatt zur Seite. Die linke Schwerthand wandert im Bogen nach links oben, seitlich über den Kopf. Während der Bewegung Ihrer Hände machen Sie mit links einen Schritt nach vorn und kommen in die „Bogenstellung – links“. Sie schauen auf die Schwertspitze. Die Energie ist während dieser kreisenden Bewegung auf die ganze Schwertklinge verteilt. (Fotos 3-8)
    Die Beckendrehung führt die Bewegung an. In der Schlussposition zeigt die linke Fußspitze nach vorn. Der seitliche Abstand der Fersen beträgt zwei Fäuste. (Foto 9)

13 Tai-Chi-Fächerform
    Die Bilder der Tai-Chi-Fächerform bestehen, wie bei allen anderen Tai-Chi-Formen auch, aus Kampfkunstbewegungen und Bewegungen aus der Selbstverteidigung. In früheren Zeiten wurde der Fächer als Kampffächer eingesetzt, mit dessen Hilfe sich die chinesischen Frauen verteidigten. Der