Takeover
nur noch verlängern.
»Die beiden Turteltauben korrespondieren seit Anfang ihrer Liaison per E-Mail. Ich kann ihnen alle Mails der letzten zwei Jahre liefern. Die beiden haben sich außerdem ein paar Mal auf Mallorca getroffen. Wie Sie bestimmt wissen, hat Felix Bonhoff dort ein Wochenendhaus. Uns liegen Auszüge seiner Kreditkartenabrechnungen vor, aus denen man ersehen kann, dass er zweimal die Flugtickets der Kleinen nach Mallorca bezahlt hat. Anhand der Kreditkarten lässt sich sogar ersehen, was er für seine kleine Freundin so alles gekauft hat. Er hat ihr zum Beispiel Unterwäsche geschenkt, die Pille bezahlt und in einer Videothek auf Mallorca haben sich beide mit Sexfilmen eingedeckt .«
Thomas kam ins Zweifeln. Wenn diese Informationen tatsächlich stimmen sollten, dann hatten sie endlich etwas in der Hand, mit dem Felix Bonhoffs Glaubwürdigkeit und Integrität verletzt werden konnte. Diese Informationen zum jetzigen Zeitpunkt an die Öffentlichkeit zu bringen, könnte tatsächlich den Wahlausgang entscheiden. Aber Thomas war misstrauisch. Er wusste nicht, wer dieser Fremde war, und er wusste nicht, was er wollte.
»Warum kommen Sie damit zu mir ?« , hinterfragte Thomas.
»Sagen wir, ich vertrete Leute, denen daran gelegen ist, dass Herr Heise das Rennen macht.«
»Warum gehen Sie dann mit ihren Informationen nicht einfach an die Presse?«
»Genau das werden wir heute tun. Sie können die Einzelheiten dann morgen in den Zeitungen nachlesen. Meine Auftraggeber möchten nur, dass Herr Heise weiß, dass er auf uns zählen kann, und wir möchten, dass Herr Heise weiß, wer seine Freunde sind.«
»Wir sind nicht käuflich. Bitte verlassen Sie sofort mein Büro«, Thomas und erhob sich. Dieses Gespräch musste sofort beendet werden.
»Erlauben Sie mir, ihnen einige Unterlagen da zu lassen, die wir heute an die Presse geben werden. Machen Sie sich selbst ein Bild von dem, was wir Ihnen anbieten .« Bevor Thomas protestieren konnte, legte der Unbekannte einen verschlossenen Umschlag auf den Schreibtisch und verließ das Büro.
Michael Kunze hatte bei X-SECURE die Aufgabe, die IT-Sicherheit des Computersystems zu garantieren. Seine wichtigste Aufgabe war es, zu verhindern, dass jemand in das System einbrechen und die streng geheimen Daten stehlen konnte. Aber genau das war eben geschehen, und würde ihn wahrscheinlich den Job kosten. Michael war speiübel, er überlegte kurz, ob er versuchen sollte, das Ganze einfach unter den Teppich zu kehren. Außer ihm hatte niemand etwas bemerkt, er könnte also versuchen, alle Spuren einfach zu beseitigen. Aber jemand hatte diese Daten gezielt gestohlen und dieser Jemand hatte etwas damit vor. Wenn bekannt wurde, dass hochsensible Daten gestohlen worden waren, war X-SECURE als Unternehmen am Ende.
Michael arbeitete seit fast fünf Jahren bei X-SECURE. Nach seinem Studium zum Physiklehrer war er drei Jahre arbeitslos gewesen. Eine Zeit, in der er beinahe verzweifelt wäre. Nach einer Umschulung zum Systemadministrator hatte er seine erste Anstellung bei X-SECURE gefunden. Michael hatte sich mit vollem Eifer in die Arbeit gestürzt, sich ständig weitergebildet und hochgearbeitet. In den letzten Jahren war er zu einem anerkannten Spezialisten für IT-Sicherheit geworden, dem man bei X-SECURE voll und ganz vertraute. Damit war es jetzt wohl vorbei – jemand hatte ihn ausgetrickst. Michael dachte an seine Familie und an seinen Job. Er entschied sich schließlich dafür, zu seiner Verantwortung der Firma gegenüber zu stehen, und rief seinen Chef an.
Die Firma X-SECURE stellte Verschlüsselungs- und Sicherungstechnik her. Das erfolgreichste Produkt waren biometrische Sensoren zur Handabtastung, mit denen Türen gesichert und kontrolliert werden: ›Zugang nur mit Ihrem Daumen‹. Die Fingerabdrücke des Menschen sind so unverwechselbar, dass keine zwei Menschen dieselben haben – als Türschloss also eine sichere Variante. X-SECURE hatte in einer Vielzahl von Unternehmen und Behörden seine Systeme installiert, besonders stolz war man darauf, das Bundeskanzleramt zum Kundenkreis zählen zu können. In der streng geheimen Datenbank von X-SECURE wurden Sicherheitskopien der Fingerabdrücke aller Berechtigten aufbewahrt. Hier fanden sich auch die Fingerabdrücke des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland, schließlich musste auch er die Türen seines Büros öffnen. Und auf diese Datenbank hatte es eben den Angriff eines Computer-Hackers
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