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Takeover

Takeover

Titel: Takeover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritjof Karnani
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Lolita. Das Bild am Pool war auf den Titelseiten aller Boulevardzeitungen. Bis zum Mittag versuchte Felix noch zu leugnen, aber als immer mehr Einzelheiten an die Öffentlichkeit drangen, gab er es auf. Seine Pressesprecherin erklärte am Nachmittag, dass Frank Bonhoff wegen der Verleugnungskampagne, die gegen ihn veranstaltet würde, einen Nervenzusammenbruch erlitten habe und daher nicht länger kandidieren könne. In aller Eile wurde von seiner Partei ein neuer Kandidat aufgestellt, es waren nur noch neun Tage bis zur Wahl.

     
    Die Wahl ging mit einem erdrutschartigen Sieg für Karl Heise aus. Dieser Sieg kam nicht überraschend, die Umfrageergebnisse hatten gezeigt, dass Karl Heise seit Beginn des Skandals um Felix Bonhoff und dessen überraschenden Rücktritt fast 20 % der Stimmen hinzugewonnen hatte, vor allem bei den Wählerinnen hatte er stark zugelegt.

     
    Wie nach den letzten Wählerumfragen zu erwarten war, wurde Karl neuer Regierender Bürgermeister von Berlin und verfügte außerdem über eine solide Mehrheit im Abgeordnetenhaus. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Privatisierung der Berliner Wasserbetriebe. Den Zuschlag erhielt das Unternehmen PublicBestInvest . Der Kaufpreis, den das Land Berlin von PBI erhalten sollte, war zwar fast 20 Millionen Euro geringer, als das Kaufangebot des anderen Interessenten. Aber der Regierende Bürgermeister erklärte, dass bei Würdigung aller Faktoren, zu denen auch Arbeitsplatzgarantien und die Versorgungssicherheit der Bevölkerung gehörten, PBI der beste Partner für Berlin sei. Eine Entscheidung, die von der Opposition scharf kritisiert wurde. Allerdings hatte sie sich noch nicht von dem Skandal um Felix Bonhoff erholt, und ihre Kritik an der Privatisierung blieb weitgehend ungehört.
    PublikBestInvest zahlte kurz darauf 10 Millionen Euro für Beratungsleistungen an eine Schweizer Briefkastenfirma.

2
    Die E-Mail erreichte das International Operation Centre von GermanNet um 03.18 Uhr. Der große Ansturm der Surfer auf das Netz war vorüber, gegen zwei Uhr war Ruhe im Operation Centre eingekehrt. Die Leute hatten sich nach und nach aus dem Internet ausgeloggt und nachdem vor wenigen Stunden noch fast 300.000 Menschen gleichzeitig GermanNet genutzt hatten, war die Zahl jetzt auf unter 10.000 gesunken. Die meisten Surfer waren ins Bett und die Mitarbeiter des Operation Centre in den Pausenraum gegangen. Nur ein einziger Mitarbeiter saß noch an den Kontrollschirmen, als die E-Mail eintraf.
    Mail to: [email protected]

     
    Betreff: Hackerangriff auf unser Unternehmen
    Text: Von Ihrem Netz wurde unter der IP Nummer
      123.742.496.780 versucht, in unser System einzu-
    dringen und sicherheitsrelevante Daten von nationa-
    lem Interesse zu stehlen. Bitte übermitteln Sie
    uns den Username.
    Freundliche Grüße
    Michael Kunze
    System Administrator
    Telefon: ++49-30-542 876 0-92
    X-SECURE

     
    Im Operation Centre liefen alle Meldungen über Probleme im Netzwerk von GermanNet zusammen, es war die Aufgabe der Mitarbeiter des OC, rund um die Uhr für einen reibungslosen Netzbetrieb zu sorgen. Im Normalfall kein kompliziertes Verfahren. Die gemeldeten Fehler wurden in ein so genanntes Ticketsystem eingegeben. Nachdem die Art des Problems beschrieben war, wurden automatisch Hilfestellungen angeboten, wie das Problem zu beheben war.
    Die E-Mail, die gerade eingetroffen war, unterschied sich allerdings deutlich von sonstigen Routinemeldungen und der einzige verbliebene Mitarbeiter war erst seit kurzem im OC. Er gab in das Ticketsystem ein, ›Problem: Angriff auf anderes Netz‹, und machte dann bei ›Bewertung der Tragweite des Problems‹ den entscheidenden Fehler. Unerfahren wie er war, wählte er als Auswirkung › Unternehmensgefährdend ‹, in das Feld ›Fehlerbeschreibung‹ kopierte er den Text der E-Mail. Sobald er die Eingabe bestätigt hatte, wurde entsprechend der Angabe › Unternehmensgefährdend ‹ ein Eskalationsprozess der höchsten Prioritätsstufe in Gang gesetzt und automatisch eine E-Mail mit größter Dringlichkeitsstufe an den Eskalationsverteiler gesandt, die Bestätigung erschien auf dem Bildschirm:

     
    »Das Ticket 0012. AX.234.jhg 089 wurde mit höchster Dringlichkeitsstufe an die Geschäftsführung eskaliert .«

     
    Um 3 Uhr 24 wurde die automatische E-Mail unter anderem auch an den Chief Executive Officer von GermanNet , Ferry Ranco , gesandt und per automatischer SMS wurde gleichzeitig Winfried Bohl, Leiter des OC, informiert.

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