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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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    »Du kannst es ebenso gut lesen. Bald liest es ohnehin jeder«, meinte er dumpf. »Ich glaube, ich sollte mich bei Mollard entschuldigen. Obgleich es mir schwer fällt.«
    »Von wegen«, sagte Leo und überflog den Text.
    Die Überschrift lautete: EIN BRIEF AUS DEM HOHEN NORDEN , von Mrs. William Oatley.
    Besorgt las er ihre Kommentare über die Stadt, doch als er auf die wenig schmeichelhaften Bemerkungen über die örtliche Gesellschaft stieß, zitterten ihm die Hände. Beim Weiterlesen musste er schlucken. Sie beleidigte den Residenten und Mrs. Mollard, indem sie behauptete, ihr Mann sei besser für dieses Amt geeignet.
    »Du lieber Himmel!«, sagte er vorsichtig. Diese dumme Frau! Was erhoffte sie sich von der Verbreitung derart himmelschreiender Ansichten? Zaghaft reichte er William das Corpus delicti zurück, der es schweigend in eine Mappe schob. Sein Gesicht war grau.
    »Wie steht es mit Caleb Moores Außenstation?«, fragte er Leo, um vom Thema abzulenken.
    »Er will nach wie vor verkaufen«, meinte Leo, dankbar für den Themenwechsel. »Er möchte die Hauptstation behalten und diesen Teil abstoßen, um flüssig zu bleiben. Er umfasst die Hälfte des Landes.«
    »Verkauft er es mit dem Vieh?«
    »Nein. Er reduziert den Bestand und treibt so viele Tiere wie möglich auf die Hauptstation. Ich vermute, das Wasserproblem macht ihm zu schaffen.«
    »Sieht so aus. So weit südlich ist es sehr trocken. Schreib ihm noch einmal, ich möchte wissen, wie es ihm nach der Regenzeit geht. Vielleicht hat er dieses Jahr mehr Glück. Ich möchte nicht, dass ein potenzieller Käufer Schwierigkeiten bekommt. Er sollte sich besser genügend Mittel leihen, um einige Wasserläufe umzuleiten und tiefere Brunnenschächte auf der Außenstation zu graben.«
    Leo war nicht überzeugt. »Er ist schon hoch verschuldet.«
    »Ich weiß, aber er könnte die Kosten auf den Kaufpreis schlagen. Dann hätten wir eine bessere Chance, die Station loszuwerden. Caleb hat mit seinen Verwaltern auf der Außenstation immer Pech gehabt; er sollte lieber darauf verzichten.«
    Und so nahm der Vormittag seinen Lauf. Briefe waren zu beantworten, Verträge zu besprechen, Landkarten mit Gutachten zu vergleichen, außerdem stand ein Treffen mit japanischen Perlentauchern und deren Dolmetscher an.
    William ging zum Mittagessen stets nach Hause. Gegen zwölf zog er sein Jackett an, nahm seinen Hut und wandte sich an Leo.
    »Heute Nachmittag komme ich nicht ins Büro«, sagte er und ging.
    Leo sah ihm nach. Die sonst so ausgreifenden Schritte seines Freundes wirkten langsamer, beinahe schleppend, dachte er besorgt. Doch dann winkte William einer Gruppe von Viehhütern fröhlich zu und zog vor zwei Damen den Hut, bevor er um eine Ecke verschwand.
    Ich möchte nicht an Harriets Stelle sein, dachte Leo und kehrte an seinen Schreibtisch zurück, wo ihm Sue Tinny sein Essen servieren würde.
    »Du lieber Himmel!«, murmelte er noch einmal vor sich hin.
     
    Tom Ling war von ihrem Quilt so fasziniert, dass Harriet manchmal daran dachte, ihn zu einem Versuch zu ermutigen. Er konnte es vermutlich weitaus besser als sie. Sie verließ sich ganz und gar auf ihn. Der Himmel mochte wissen, wo er immer das Material auftrieb, unter dem sich manchmal derart herrliche Satinstoffe fanden, dass sie beschlossen, zwei Quilts anzufertigen: einen im ländlichen Stil und einen zweiten für elegantere Anlässe.
    Den Landhaus-Quilt hatte Harriet entworfen, doch Tom Ling brachte ihr einen eigenen Entwurf für das andere Modell, in dessen Mitte ein Pfau prangte.
    »Das ist zu schwierig für mich«, rief sie aus.
    »Missy, wir schaffen, Sie schon sehen. Sehr schön, werden sehen. Ich schneide, Sie nähen, und bitte Stiche kleiner. Ihr Nähen zu groß.«
    Obwohl sie ständig über die Größe der Stücke und die Anordnung der Farben stritten, arbeitete Harriet gern mit ihm zusammen.
    Zunächst hatte sie auf der Veranda gesessen, vor sich einen Korbtisch, das Material wahllos auf Stühlen ausgebreitet, doch Tom Ling hatte System in ihre Tätigkeit gebracht. Er bestand darauf, dass sie die Stoffe auf einem glatten Lacktisch zurechtschnitten, die Stücke auf seinen Tabletts anordneten und das Material in Körben aufbewahrten. Während Harriet am Tisch arbeitete, saß er mit gekreuzten Beinen auf dem Boden, sortierte mit großer Sorgfalt die Stofflappen und plapperte dabei pausenlos vor sich hin.
    Sie waren mit Eifer in ihre Arbeit vertieft, als Billy Chinn herauskam, um sich

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