Tal der Träume
Etat der Regierung von Südaustralien beschlossen ist.«
»Warum muss immer alles in letzter Minute geschehen?«, tobte Mollard.
Christy seufzte mitfühlend. »Sie wissen ja, wie die Leute sind, Sir.« Dabei hatte Mollard selbst die letzten beiden Termine verschieben lassen.
»Dann sollten wir wohl gehen«, meinte Mollard unwillig. »Aber Forrest muss trotzdem kommen. Er soll hier auf mich warten, verstanden?« Er legte den Zeitungsausschnitt in eine Schublade. »Und der bleibt da. Ich kümmere mich nach meiner Rückkehr darum, so wahr ich hier stehe. Oatley soll nicht glauben, er könnte mich auf diese Tour aus dem Amt drängen.«
»Auf welche Tour?«
»Egal, suchen Sie meine Frau. Ist sie heute früh nicht irgendwo zum Tee verabredet?«
»Ja, beim Damenkomitee für die neue Kirche an der Esplanade.«
Das Gebäude, gegen das sich Oatley so zur Wehr setzt, hätte er beinahe hinzugefügt, hielt es aber angesichts seiner Pläne für klüger, den Mund zu halten.
»Dann holen Sie sie! Sie kann gleich mitkommen.«
Christy fürchtete schon, sie würden nie aufbrechen. Mollard brüllte seinen Diener an, zerrte an einem steifen Kragen, der einfach nicht sitzen wollte, und trieb seine Frau zur Eile an.
»Was ist nur los mit dir?«, rief sie, als er sie zur Tür hinaus in Richtung des wartenden Wagens schob.
»Was mit mir los ist?«, brüllte er zurück. »Ich sage dir, was mit mir los ist. Oatley hat uns verleumdet, er hat die Stadt verleumdet, und wieso? Damit er den Laden übernehmen kann. Und seine Frau schiebt er vor.«
»Ich verstehe dich nicht. Ist es wahr, was in Mutters Telegramm stand? Hat Harriet Oatley wirklich so schreckliche Dinge über uns veröffentlicht?«
Ihr Ehemann schob sie in die Kutsche. »Steig ein, steig ein! Ich erzähle es dir unterwegs. Und kein Wort davon zu Reverend Walters.«
Christy blieb pflichtschuldig stehen, bis sie verschwunden waren, kehrte dann ins Büro zurück und riss die Schublade auf.
Liebe Maggie, lieber Larry …
Welch informelle Anrede für Ihre Exzellenzen.
Hier ist der Artikel, den ihr meiner Ansicht nach lesen sollt. Einfach schrecklich, finde ich, und alle Leute lesen so was und reden darüber, deshalb solltet ihr das lesen, und ich habe euch das Telegramm geschickt, obwohl das drei Shilling kostet. Wundern uns, was da oben so vorgeht. Hoffentlich geht es euch gut.
Eure liebende Mutter und Schwiegermutter,
Jenny Shilders
Rasch legte Christy die Notiz beiseite. Er kannte Jennys eigenartige Briefe, hatte bereits mehrere davon gelesen, bevor »Maggie« sie verbrannte. Der Zeitungsausschnitt versprach interessanter zu sein. Die Schlagzeile von Seite 7 der
West Australian Newspaper
lautete: EIN BRIEF AUS DEM HOHEN NORDEN
Beim Lesen fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf. »Oh Gott, diese Frau ist eine Gefahr für die Allgemeinheit«, stöhnte er. Wie um Himmels willen konnte sie so etwas an eine Zeitung schicken? Sicher steckte Oatley dahinter, denn aus ihrem Geplapper ging doch eine Botschaft klar hervor: Oatley wollte Resident werden. Kein Wunder, dass Mollard derart außer sich war. Es ging um Geld und Einfluss, Oatley würde die Stationsbesitzer ebenso hinter sich haben wie die örtlichen Geschäftsleute, und mit den Chinesen stand er sich ebenfalls gut.
Er nahm einen Stift zur Hand und schrieb Notiz und Artikel so rasch wie möglich ab. Dann hielt er inne. Oatley kannte das alles schon, selbst wenn es angeblich aus der Feder seiner Frau geflossen war. Andererseits war dies der »Bericht«, den Lavelle und Oatley von ihm erwarteten. Die politischen Ränke gingen ihn nichts an. Er würde einfach eine Kopie davon abliefern und erklären, die Schwiegermutter des Residenten habe Mollard zuvor per Telegramm davon in Kenntnis gesetzt. Deshalb sei er so gekränkt, deshalb habe man Mrs. Oatley aus dem Tennisklub ausgeschlossen. Er hatte seinen Teil der Abmachung erfüllt und erwartete die angekündigte Belohnung.
Christy schrieb weiter. Die Originale legte er zurück in die Schublade, steckte die Kopie in einen Umschlag und verließ das Büro, um pflichtgemäß den Anwalt seines Vorgesetzten zu benachrichtigen. Unterwegs würde er einen kleinen Umweg über Oatleys Büro machen. Das Timing war entscheidend. Er musste eine Garantie für die Übertragung des Grundstücks erhalten, bevor er die Kopien dort hinterließ. Das Schiff würde auch Exemplare der Zeitung mitbringen; wenn sie öffentlich verteilt wurden, war es zu spät für ihn. Die arme Harriet
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