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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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spät gekommen. Der Goldrausch war vorüber. Er fand nicht mehr als eine Streichholzschachtel voll. Dennoch blieb er dabei, verkaufte seine Ausrüstung und sein Pferd, bevor er in das Fegefeuer aus Hunger und Gluthitze hinabstieg, das gescheiterte Digger nur allzu gut kannten. Als er nicht mehr konnte, musste er die zweihundert Meilen bis Darwin zu Fuß zurücklegen, wo er abgemagert auf der Straße zusammenbrach und von einer freundlichen chinesischen Familie aufgenommen wurde.
    Sie gaben ihm zu essen und pflegten ihn, bis sie merkten, dass er in Büroarbeit ausgebildet war. Bald schon schrieb er Briefe für sie, füllte Vordrucke aus und kümmerte sich um sämtlichen Papierkram der Wongs. Sie machten ihn auch mit ihrem Freund William Oatley bekannt.
    Sie duzten einander von Beginn an. William wusste ziemlich genau, welche Art von Geschäft er gründen wollte, war aber Viehzüchter, während Leo in Perth als Verwaltungsfachmann im Finanzministerium von Westaustralien gearbeitet hatte.
    »Du bist genau der Richtige für mich, Leo«, hatte William erklärt. »Du kümmerst dich um den technischen Ablauf, ich übernehme die Kunden. Wir beide passen gut zueinander.«
    Zuerst war Leo der Ansicht gewesen, William betreibe sein Geschäft nur als Hobby, um sich über den Tod seiner Frau hinwegzutrösten. Jeder wusste, wie schwer ihr Verlust ihn getroffen hatte. Leo tat sein Bestes, arbeitete hart und loyal für seinen neuen Freund und Arbeitgeber und erwartete, dass die guten Zeiten ein Ende haben würden, sobald William sich zur Rückkehr auf seine Viehstation entschloss. Doch dazu kam es nicht. Leo sollte bald erkennen, dass sein Boss ein Ass im Aushandeln und Abschließen von Geschäften war, seien sie nun hundert oder hunderttausend Pfund wert. William ließ sich von Geld nicht beeindrucken, er war damit geboren. Er war ein liebenswürdiger Mann, ehrlich und respektabel, und, wie Leo merken sollte, ein Patriot durch und durch. Er liebte das Territorium, dieses schreckliche, wilde Land, und unterstützte gefährdete Unternehmungen oftmals mit eigenem Geld, um Arbeitsplätze zu schaffen und die Menschen vor Ort zu halten. Leo hätte ein Buch über seinen Freund William Oatley schreiben können.
    Obgleich er offiziell nur Oatleys Sekretär war, erhielt Leo in einer Woche mehr, als man ihm in Perth für einen ganzen Monat gezahlt hatte, und auch mit Prämien ließ William sich nicht lumpen. Zu Leos großer Freude hatte sich William auch auf seine Seite gestellt, als er Sue Tin Wong im chinesischen Tempel zur Frau nahm.
    Sie verbrachten ihre Flitterwochen in Singapur und wurden bei ihrer Rückkehr von Verwandten und Freunden zu einem geräumigen Bungalow in der Bennet Street geführt, der mit bunten Girlanden und Flaggen dekoriert war – dem Hochzeitsgeschenk von Sues Vater und William Oatley.
    Leo hatte in dieser seltsamen Pionierstadt sein Glück gemacht und sich eingelebt, wenngleich er die kühle Luft von Perth und die dortigen Annehmlichkeiten vermisste, die er sich zu seiner Zeit nicht hatte leisten können. Nun war er Bürger der kosmopolitischen Gemeinde Darwin.
    Während er wartete, dass William einen Kommentar zu Christys Lieferung abgab, starrte er angestrengt auf die leere Straße hinaus. Aus irgendeinem Grund kam ihm Harriet Oatley in den Sinn.
    Mit ihr konnte Leo nicht warm werden. Sie war zwar höflich und zuvorkommend, aber auch ein wenig herablassend ihm gegenüber, als sei er nur ein geschätzter Dienstbote. Dass sie ihren Mann liebte und zu ihm aufsah, war offenkundig, doch irgendetwas war seltsam an ihr. Sie wirkte spröde, und obwohl sie mit fröhlichem Enthusiasmus auf Williams Vorschläge reagierte, wirkte dieser Enthusiasmus gelegentlich ein wenig gezwungen und übertrieben.
    Sue Tinny Wong, wie er seine hübsche Frau nannte, tadelte Leo wegen seiner Vorbehalte. Sie zog ihn sogar damit auf, er sei eifersüchtig auf eine Frau, die sich zwischen ihn und seinen Freund William gedrängt habe.
    »Gib ihr ein bisschen Zeit«, kicherte sie. »Billy Chinn und Tom Ling machen der armen englischen Dame Angst.«
    »Wir sind keine Engländer, sondern Australier«, meinte Leo.
    »Warum redet ihr dann Englisch? Natürlich seid ihr Engländer«, beharrte sie.
    Schließlich konnte er das Warten nicht länger ertragen.
    »Und?«, fragte er William, der den Inhalt des Umschlags keines Blickes mehr gewürdigt hatte. »Und? Hat er geliefert, was du wolltest? Was hat unser Resident denn vor?«
    William schob ihm Notiz

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