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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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war, Schöpf- und Esslöffel waren aus Silber. Daneben stand ein Körbchen, das aus einer edlen Serviette gefaltet war und dünnen Zwieback enthielt.
    »Sehr schön. Wer hat das geschickt?«
    »Ein Chinese hat es abgegeben.«
    »Ein Chinese? Guter Gott, man weiß nie, was da drin ist. Werfen Sie es weg!«
    »Was soll ich mit dem Tablett anfangen?«
    »Lassen Sie es in der Küche. Irgendjemand wird sich schon melden.«
    Nachdem sie gegangen war, nutzte die Schwester die Gelegenheit. Die Suppe roch gut und schmeckte auch so, vor allem nach den schlechten Mahlzeiten, die man ihr hier vorsetzte, und sie bekam ihr auch.
    William sah ein, dass der Arzt es gut mit ihm meinte, als er ihn für den Fall, dass er eine Herzattacke erleiden oder andere schwer wiegende Folgen zeigen sollte, im Krankenhaus behielt, doch er wäre lieber zu Hause gewesen. Leider fühlte er sich zu schwach zum Streiten und konnte kaum alleine essen, doch in wenigen Tagen würde er von hier verschwinden.
    Von Harriet war nichts zu sehen, und obgleich er sich Sorgen machte, wagte er schon aus Prinzip nicht, Erkundigungen einzuziehen. Er fragte auch nicht nach Myles, der in einem anderen Zimmer lag. Am schrecklichsten war, dass niemand die beiden ihm gegenüber erwähnte, weder die Schwestern, noch der Arzt oder der unablässige Strom von Besuchern. War Harriet jetzt bei Myles? Tat sie offen kund, für wen sie sich entschieden hatte?
    Eines Abends schlich sich Yorkey nach der Besuchszeit ins Zimmer.
    »Sie lassen keine Abos rein«, meinte er grinsend, »aber die Tür stand offen.«
    William hatte sich den anderen gegenüber tapfer gezeigt, doch nun brach er in Tränen aus. Und er schämte sich sofort dafür.
    »Tut mir Leid«, sagte er und wischte sich die Augen, »aber ich fühle mich so schwach. Wie geht es dir, Yorkey?«
    »Ganz gut, Boss. Was ist los?«
    »Hast du meine Frau gesehen?«
    »Nein, ich wohne bei den Hamiltons.«
    Er zwang sich zu fragen: »Besucht sie Myles?«
    »Nein, sie besucht niemanden. Keiner weiß, wo sie ist.«
    »Was soll das heißen?«
    »Mehr weiß ich auch nicht. Die anderen denken, Sie seien zu krank, um Sie damit zu belasten. Aber ich schätze, wenn Sie es mit Mimimiadie aufnehmen können, überstehen Sie auch das. Was meinen Sie?«
    Williams Tränen versiegten, und er begriff, dass er sich nur selbst bemitleidet hatte, statt etwas zu unternehmen. Wieder einmal war er in seinem Kummer versunken, hatte den Kopf in den Sand gesteckt und das Schlimmste nicht wahrhaben wollen. Eben diese Haltung hatte ihn auch dazu getrieben, zu Pop zu reiten, um sich dort zu verstecken. Welch ein Narr war er gewesen.
    Yorkey saß still neben ihm, eine uralte Verhaltensweise der Aborigines, die Fähigkeit, die Gedanken der Menschen nicht zu unterbrechen, unendlich viel Zeit zum Warten mitzubringen, obgleich eine Antwort nicht einmal gewiss war.
    Die Oberin betrat das dämmrige Zimmer und leuchtete mit einer Lampe auf Yorkey. »Was tust du hier?«, fauchte sie.
    »Raus!« Endlich behauptete sich William Oatley wieder.
    »Aber, Mr. Oatley …«
    »Raus!«
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und verschwand im Flur.
    »Meine Frau ist also fortgegangen?«, fragte er tonlos.
    Yorkey nickte.
    »Und Myles pflegt noch seine wunden Füße?«
    »Wund ist zu milde ausgedrückt. Es heißt, sie sähen sehr schlimm aus.«
    »Warum hast du ihn überhaupt mitgenommen? Du solltest doch allein kommen.«
    »Er ist mir gefolgt, wollte helfen.«
    »Und hat uns beinahe alle umgebracht!«
    »Ist das jetzt noch von Bedeutung?«
    William seufzte. »Wohl kaum.« Er lag da und fragte sich, was überhaupt noch von Bedeutung sei.
    »Kümmert man sich hier gut um Sie?«
    »Nein. Das Bett ist bretthart, und ich bekomme nur Brei zu essen.«
    »Was für Brei?«
    »Aus Brot und Milch. Wäre gut für den Magen, heißt es.«
    »Klingt nicht gerade appetitanregend.«
    »Ist es auch nicht. Ein schlechter Witz. Ich habe genug von alledem. Könntest du Tom Ling aufsuchen und ihn bitten, morgen früh das Gig herzubringen? Ich fahre heim. Mir reicht es.«
    »Ich hole es selbst«, erklärte Yorkey. »Und bringe die Chinesen mit, die helfen Ihnen zum Wagen.«
     
    Trotz aller Proteste der Oberin verließ Mr. Oatley mit Hilfe der beiden Diener das Krankenhaus. Das Gig, mit dem er davonfuhr, wurde von dem Aborigine gelenkt, den sie am Abend zuvor in seinem Zimmer erwischt hatte.
    »Wohin soll das noch führen?«, murmelte sie. »Und er hat nicht einmal seinen armen Sohn besucht. Es gibt

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