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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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überhaupt anvertrauen würde. Doch wo war Harriet?
     
    William bestand darauf, mit ihr am Esstisch Platz zu nehmen. Als er sich hinsetzte, rückte er die Tageszeitung sorgfältig an ihren angestammten Platz und warf einen Blick auf die Titelseite.
    »O nein, Sibell, sieh dir das an!«
    William Oatley von Schwarzen gekidnappt!
, lautete die Schlagzeile.
    Sibell sprang auf und sah ihm über die Schulter, las über die verzweifelte Rettungsaktion, die Myles Oatley angeführt habe, um seinen Vater nach Hause zu holen. Von Yorkey und Boomi war nicht die Rede.
    »Woher haben sie das alles?«, fragte Sibell verblüfft.
    »Ein Haufen von Halbwahrheiten«, schnaubte William. »Wahrscheinlich haben sie den Unsinn von der Polizei gehört.«
    Er wollte die Zeitung auf den Boden werfen, doch Sibell ergriff sie und las weiter.
    »Du bist ein Held!«, lachte sie. »Hast tapfer gegen die Torturen gekämpft, denen dich der wilde Aborigine-Häuptling Mimimiadie über Wochen unterworfen hat. Hast nicht aufgegeben. Du bist der Mann der Stunde, ein wahrer …«
    »Hör bitte auf damit. Mir vergeht der Appetit.«
    »Du solltest dich besser daran gewöhnen. Das hier ist erst der Anfang. Die Zeitungen werden die Geschichte wochenlang ausschlachten, auch wenn Cavendish nicht allzu glücklich darüber sein dürfte.«
    Als Tom Ling den Fisch servierte, zwang William sich zu einem Lächeln. »Vielleicht ist es doch nicht so schlimm. Würdest du Christy bitten, zu mir zu kommen?«
    »Natürlich. Aber warum?«
    »Nichts Besonderes, ich möchte nur kurz mit ihm reden.«
    Nach dem Essen gingen sie auf die Veranda. Alle Läden waren fest geschlossen, die Luft war noch immer feucht, erfüllt vom Duft des roten Jasmins.
    »Das erinnert mich an Singapur«, sagte William leise, während er eine verbotene Zigarre paffte.
    Sibell ergriff die Gelegenheit. »Und an Harriet. Dürfte ich fragen, wo sie ist?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Wie dumm von mir, ich habe geglaubt, du liebtest sie.«
    »Habe ich auch. Früher einmal. Und da du sie bisher nicht erwähnt hast, dürfte dir der Klatsch wohl bekannt sein.«
    »Ist es wahr?«
    »Angeblich«, meinte er achselzuckend. »Sieht aus, als hätte sie mich ohnehin verlassen.«
    »William, sie hat sich furchtbare Sorgen um dich gemacht.«
    »Ihr Problem. Und um meinen Sohn wohl auch.«
    »Guter Gott, warum fragst du sie nicht selbst?«
    »Weil sie nicht hier ist. Außerdem haben wir uns nichts mehr zu sagen.«
    »Ich glaube, das ist nicht wahr. Du kannst nicht einfach hier sitzen und Trübsal blasen.«
    William schüttelte den Kopf. »Versuche nicht, mich zu provozieren, Sibell, es hat keinen Sinn. Ich habe mich in meine Lage gefügt, also lassen wir es dabei bewenden.«
     
    Später fragte er sich jedoch, ob er tatsächlich Trübsal blies. Selbstverständlich hatte er sich nicht in sein Schicksal gefügt, er vermisste Harriet. Das Haus war einsam ohne sie, aber es hatte keinen Sinn, ihr nachzutrauern. Dennoch interessierte ihn natürlich, wo sie sein mochte. Bei Myles war sie jedenfalls nicht. Dann vielleicht in einem Hotel oder bei Freunden. Welchen Freunden? Wer sonst war noch in diese furchtbare Sache verwickelt?
    William läutete das Glöckchen.
    Tom Ling kam herbeigeeilt.
    »Hast du gesagt, Missy sei ohne Mantel ausgegangen? War das so?«
    »Ja, ohne Mantel, ohne andere Kleider, alles noch da. Hat nichts mitgenommen.«
    Was hatte sie vor? Wollte sie ihre ganze Vergangenheit abstreifen wie eine Schlange, die sich häutete? Doch es klang so gar nicht nach Harriet, sie war immer sehr auf ihr Erscheinungsbild bedacht gewesen. Außer natürlich, sie wollte sich neue Kleider kaufen, um einen glatten Schnitt zu machen, hatte sie vielleicht schon irgendwo gelagert, in einem verborgenen Liebesnest. Nun, dies war eine Kleinstadt, und er würde herausfinden, was aus ihr geworden war.
    Tom Ling stand noch immer da.
    »Ist sie allein gegangen?«, fragte William und kam sich töricht vor, denn Myles hatte Darwin zu diesem Zeitpunkt längst verlassen.
    Zu seiner Überraschung schaute Tom Ling weg und stammelte dann: »Nein, Herr.«
    »Oh, wer war denn bei ihr? Eine Freundin?« Das würde einen Sinn ergeben.
    »Nein, Herr, ein Gentleman.«
    »Welcher Gentleman?«
    »Der Prediger. Mit dem schwarzem Hut. Sie ist mit ihm gegangen.«
    »Walters?«
    Tom Ling nickte niedergeschlagen.
    »Warum hast du mir das nicht gleich erzählt?«
    »Nicht gut. Sie zu krank.«
    William lachte. »Ich möchte bezweifeln, dass sie mit diesem

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