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Talk Talk

Talk Talk

Titel: Talk Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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The Kade die dämlichen Kleinstadtbürger und die schief lächelnden Models und steroidgenährten Bodybuilder verarschten, die man dazu gebracht hatte, die Mitglieder des rivalisierenden Motorradclubs zu spielen. Es machte Spaß. Nichts weiter als eine kleine Neuinterpretation der Filmgeschichte und der Versuch, mit The Kade abzusahnen, solange es ging. Bridger hatte kein Problem damit, überhaupt kein Problem – er freute sich einfach, wieder arbeiten zu können.
    Der Gips war vor einer Woche entfernt worden, aber auch davor hatte er die Maus bedienen und seine Programme recht effizient einsetzen können, ja, eigentlich hatte er sich so daran gewöhnt, das Ding auf der Tischkante abzustützen, daß sein Arm sich jetzt regelrecht seltsam anfühlte, beinahe als würde er schweben. Er hatte keine Schmerzen. Nur wenn er tief Luft holte, spürte er ein warnendes Stechen an der Stelle, wo zwei Rippen angebrochen waren, und seine Stimme klang jetzt rauher. Er selbst hatte die Veränderung gar nicht bemerkt – man achtet eigentlich nur beim Singen auf die eigene Stimme, und er hatte in letzter Zeit nicht den Wunsch verspürt, ein Lied zu trällern –, doch als er wieder in der Stadt gewesen war und erst Deet-Deet angerufen hatte, um die allgemeine Lage zu peilen, und dann Radko, um ihm seine Dienste als Ersatz für die Frau mit dem Silikonbusen anzubieten, hatten beide seine Stimme nicht gleich erkannt, und das hatte ihm zu denken gegeben.
    Und seine Mutter. Von Anfang an hatte sie wissen wollen, wann und wie und in welchem Umfang er seine Stimme wiedererlangen würde, sie hatte Prognosen, Statistiken und Fachausdrücke hören wollen, sie hatte Krankenschwestern durch Korridore verfolgt und von Ahmad bis Zierkofski sämtliche Spezialisten im Telefonbuch angerufen. Sie war in einem Wirbelsturm von Blumen erschienen, hatte ihr abweisendstes Gesicht aufgesetzt und die Ärztin, die ihn operiert hatte (eine Taiwanerin mit leiser Stimme und großen Augen, die immer aussah, als wartete sie auf den Startschuß zum Hundertmeterlauf), so lange ins Kreuzverhör genommen, bis diese mit einer Geste der Verzweiflung gesagt hatte: »Vielleicht sollten Sie einen anderen Spezialisten konsultieren«, worauf seine Mutter mit einer Stimme wie straff gespannter Draht gesagt hatte: »Genau das haben wir vor.« Er hatte nicht gewußt, was er tun sollte. Er war unkonzentriert und unentschlossen und trieb auf einem pharmakologischen Meer dahin. Das Schlucken bereitete ihm Schwierigkeiten. Seine Kehle fühlte sich an, als wäre etwas darin steckengeblieben, ein zusammengerolltes Stück Pappe, so daß er immer kurz davor war zu würgen, und das machte ihm Sorgen. Es beunruhigte ihn. Es machte ihn empfänglich für die zwanghaften Ängste seiner Mutter und versetzte ihn zurück in die Kindheit – sie war seine Mutter, sie war für ihn da, und darüber war er froh –, und als sie ihm sagte, sie habe für Donnerstag in San Diego einen Termin mit dem besten Kehlkopfspezialisten von ganz Südkalifornien vereinbart, konnte er nur nicken. Es war nicht seine Schuld. Er dachte nicht über den Augenblick hinaus. Und auch an Dana dachte er nicht – das war verzeihlich, denn schließlich war er es, der verletzt im Krankenhaus lag.
    Sie war zurück nach New York gefahren, das war alles, was er wußte. In jener Nacht, der zweiten im Krankenhaus, hatte er ihr eine SMS geschickt, doch da er ihr Gesicht nicht sehen konnte, gelang es ihm nicht, ihr zu sagen, was er sagen wollte.
    Hallo.
    Wie geht’s dir?
    Okay. Kann nicht gut schlucken.
    Was hat die Ärztin gesagt?
    Nicht viel.
    Wann lassen sie dich raus?
    Morgen.
    Um wieviel Uhr?
    Du brauchst nicht zu kommen.
    Ich will aber.
    Meine Mutter ist da.
    Na und?
    Am nächsten Morgen wurde er in aller Frühe entlassen und rief sie vom Zug aus an, um ihr zu sagen, er sei unterwegs. Er hoffte sie zu erreichen, bevor sie die Wohnung verließ. Der Gips war hinderlich – zwar war nur der Unterarm eingegipst, doch die Ärzte wollten, daß er ihn in den ersten zwei Wochen in einer Schlinge trug und möglichst wenig bewegte –, aber er fing bereits an, sich daran zu gewöhnen, und fühlte sich an den Sommer erinnert, den er unter dem Basketballring hinter dem Haus verbracht hatte, damals, als er in der High School gewesen war und mit wechselndem Erfolg versucht hatte, Drei-Punkte-Würfe mit rechts und links zu machen. Seine Mutter saß mit einer Zeitung und einem Pappbecher Kaffee neben ihm und bestritt die Unterhaltung:

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