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Talk Talk

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Titel: Talk Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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hatte, als er auf dem Boden gelegen und nach Luft gerungen hatte, während Peck Wilson ihm in die Rippen trat und sein Gesicht in den Beton drückte, und dem Satz, den sie gesagt hatte, eine Verbindung herzustellen. Für wen war es das nicht wert? Wer wurde hier geopfert? Diese Gedanken wallten in ihm auf, und er schlug mit der Faust auf den Tisch und wollte Worte hervorstoßen, die nicht kamen und die sie ohnehin nicht gehört hätte, verletzende Worte, Flüche und Vorwürfe.
    »Ich will nicht darüber sprechen«, sagte sie und riß ihm den Block aus der Hand.
    Unbeholfen buchstabierte er mit der linken Hand: Du willst nie sprechen.
    Sie senkte den Blick und schloß ihn aus, und dann sagte sie, als hätten sie eben über die Benzinpreise gesprochen oder darüber, in welches Restaurant oder in welches Kino sie gehen sollten, um einen Film zu sehen, der beide nicht interessierte: »Doch. Ich will mit dir reden, denn ich habe gute Nachrichten, wirklich gute Nachrichten...«
    Und während sie erzählte und er hörte, wie ihre Stimme, aller Fesseln ledig, vom Strom ihrer Emotionen getragen wurde und mal dumpf und hohl, dann wieder wie durch einen Knebel gedämpft klang, wurde ihm klar, daß diese Nachrichten nur für einen von ihnen gut waren, nämlich für sie. Sie hatte Dr. Hauser, ihrem Doktorvater in Gallaudet – Bridger erinnerte sich, oder? Das war der, der sie mit den Dichtern der Romantik bekannt gemacht hatte –, eine E-Mail geschrieben, um sich mal bei ihm zu melden und ihm zu erzählen, was in der Gehörlosenschule in San Roque passiert war, und er hatte geantwortet, er habe vielleicht etwas für sie: zwei Pflichtseminare zum Thema »Schriftlicher Ausdruck« für Studienanfänger. Sofern sie interessiert sei.
    »Was ich damit sagen will: Vielleicht sollten wir runter nach Washington fahren, um uns das mal anzusehen.« Sie zuckte betont die Schultern, und ihr Gesicht, das Gesicht, das ihm sonst immer so viel verriet, das so wandlungsfähig und ausdrucksstark, so traurig und schön und geradezu schmerzhaft lebendig war, verriet ihm jetzt nichts. »Ich meine«, fuhr sie fort, »wenn wir schon mal hier sind...«
    Jemand baute eine Wand vor ihm auf. Woraus bestand sie? Nicht aus Steinen, nicht aus Ziegeln, sondern aus einem leichteren Material, aus Sperrholz oder Spanplatten, aus irgend etwas, was man an einem Tag errichten oder niederreißen konnte. Wumm, wumm, wumm, hallten die Hammerschläge in seinem Kopf wider. Seine unbeholfene linke Hand antwortete für ihn: Der Zeigefinger deutete auf seine Brust, und dann hob und senkte sich die Hand. Ich kann nicht.
    Es war schon nach zehn, als er aufstand, zur Kochnische neben dem Getränkeautomaten schlurfte und die Suppendose mittels der Grifföse öffnete. Er leckte die zähflüssige gelbe Paste von der Innenseite des gebogenen Deckels, bevor er ihn in den Abfall warf, stellte die Dose kopfüber auf den Kaffeebecher, auf dessen Rand er mit Filzstift Sharper geschrieben hatte, gab ihr einen Klaps, um das Wirken der Schwerkraft zu beschleunigen, und stellte den Becher in die Mikrowelle. Es war still, unnatürlich still, der langgestreckte kahle Raum verharrte für einen Augenblick in der Schwebe zwischen der Abwesenheit aller Geräusche und dem unvermittelten mechanischen Fiepen der Mikrowelle und dem gedämpften Brummen, das darauf folgte – eine Mahlzeit wurde bereitet. Und wie hätte er das Geräusch jemandem beschrieben, der es noch nie gehört hatte? Als hielte man sich eine Muschel ans Ohr. Für drei Minuten und dreißig Sekunden. Weißes Rauschen. Atmosphärische Störungen. Und dann ertönte ein letzter Fiepton, so scharf wie ein Pistolenschuß.
    Er saß wieder an seinem Tisch, arbeitete an zwei neuen Köpfen – The Kade und Lara Sikorsky schwebten auf ihren Motorrädern vor einem farbintensivierten Himmel, die Blickrichtungen ihrer Gesichter bildeten ein perfektes Kreuz – und löffelte die Suppe, als er hörte, daß ein Schlüssel in das Schloß der Vordertür gesteckt wurde. Radko, dachte er, der nach dem Rechten sehen wollte, und er dachte auch, daß er ihn gar nicht gehört hätte, wenn er nicht die Ohrhörer herausgenommen hätte, als er sich die Suppe warm gemacht hatte. Nicht daß das eine Rolle spielte. Er war voll und ganz auf seine Arbeit konzentriert, das hätte sein Boß gesehen, selbst wenn er sich lautlos angeschlichen hätte. Aber jetzt war Radko da, drückte mit hängenden Schultern die Tür ins Schloß und blinzelte, als er auf Bridger

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