Talker (German Edition)
rollte mit den Augen.
„Von einer Künstlerin – und ich weiß dass deine Tante brillant ist, aber du warst nicht bereit als du hier ankamst. Jeder konnte das sehen.“
„Es ist nicht ihr Fehler dass ich dumm bin“, protestierte er, denn alles was auch nur ansatzweise nach einer Kritik an seiner Tante Lyndsey klang, dafür musste es eine andere Erklärung geben.
Da schüttelte Virginia ihren Kopf und machte ein furchtbares, würgendes Geräusch. „Es ist wirklich gut dass wir nicht mehr zusammen sind“, murmelte sie, „denn du brichst mir mein verdammtes Herz. Hör zu, hier ist der Deal.“ Sie saßen auf der hässlichen karierten Couch und sie drehte sich zu ihm um, um ihn direkt anzusehen, ihre dunkelbraunen Augen waren ernst und unnachgiebig. „Es ist wie ich es gesagt habe: er wird es dir nicht glauben solange du es ihm nicht verkaufst. Wie wäre es also wenn du endlich anfangen würdest es ihm wirklich rüberzubringen, okay? Denk darüber nach. Wenn dich das nächste Mal ein hübsches Mädchen anflirtet, dann sag ihr ganz klar dass du im anderen Team spielst. Und wenn es ein Typ ist, dann sag ihm dass du schon einen anderen Jungen liebst. Wenn das Thema schwule Gleichberechtigung in einem Gespräch aufkommt, dann mach halt den Mund auf und sag was. Stell sicher dass die ganze verdammte Welt weiß wer du bist und dann wird vielleicht auch Tate das in dir sehen.“
Brian sah sie ratlos an. „Mädchen flirten mit mir?“ Etwas verspätet wurde ihm bewusst dass das wohl so sein musste, denn er war mit einer nicht geringen Menge von ihnen im Bett gelandet aber er konnte sich einfach nicht mehr daran erinnern wie es dazu gekommen war. In der einen Minute hatte er mit einem Mädchen geredet und einfach nur ihre Gesellschaft genossen und über ihre Witze gelacht, sie glücklich angegrinst weil er sich einfach gut fühlte, und in der nächsten Minute hatte er ihre Zunge im Hals. Es gab keinen Rhythmus oder Grund dafür, es war einfach so. Und wenn er so recht darüber nachdachte, dann war es mit den Jungs die er geküsst hatte genauso gewesen.
Der Blick von Verzweiflung in Virginias Gesicht führte erneut dazu dass er sich dumm fühlte. „Ich gebe es auf“, sagte sie eher zu sich selbst. „Ich gebe es wirklich auf. Du und ich zusammen? Das war in etwa so dass ich dachte ich wäre im Kinderpool obwohl ich tatsächlich im Loch Ness unterwegs war. Ich schwöre zu Gott, das ist wirklich nicht fair.“
Kapitel 5
Wo auch immer du willst
B RIAN wusste immer noch nicht was sie damit gemeint hatte dass er Loch Ness wäre, aber er behielt es im Hinterkopf. Das Problem war eigentlich wollte er mit niemandem anderen reden als mit Tate. Er schaffte es immerhin ein Mädchen abzuwehren indem er ihr sagte „Es tut mir leid, aber ich bin schwul“. Sie hatte mit den Schultern gezuckt und gesagt das wäre zu schade, aber es fühlte sich irgendwie nicht an als wäre das nun ein sehr persönlicher Moment bei dem die Erde bebte. Vielleicht musste er es so lange tun bis seine Hände dabei nicht mehr feucht wurden, aber er war nicht sicher ob das jemals aufhören würde.
Und das war eigentlich auch kein Thema das jetzt sofort in Ordnung gebracht werden musste. Was jetzt ganz dringend war, war Tate und diese furchtbare Angst in seinem Bauch dass jedes Mal wenn sein Mitbewohner in den Club ging um dort Fremde auf der Toilette zum Höhepunkt zu bringen, dass er jedes Mal ein kleines Stück seiner Seele verkaufte das man vermutlich nie wieder zurückholen konnte.
Brian hatte sich niemals zuvor in seinem Leben in einer Sache so hilflos gefühlt.
Und genau dieser Gedanke durchbrach schließlich seine Verwirrung. Er war hilflos. Und es gab nur eine Person in seinem Leben die ihm helfen konnte wenn er sich so fühlte. Es war die Person die mit einem Koffer voll mit seinen Sachen und seinen Lieblingsspielzeugen im Krankenhaus aufgetaucht war als er sechs Jahre alt war und sagte „Komm, Baby. Lass uns hier verschwinden, okay? Es gibt nur noch dich und mich und ich hasse diesen Ort.“
Lyndsey Cooper war Brians einzige lebende Verwandte. Sie konnte so gerade mal von ihren Bildern leben und wohnte in einer kleinen Hütte mit drei Zimmern auf dem Land von Freunden im Grass Valley. An dem Tag als sie Brian aus dem Krankenhaus abholte trug sie ein loses Kleid voller Blumen und ihre Haare waren in gebleichten Dreadlocks zusammengefasst. Zuhause trug sie Jeans. In der Öffentlichkeit war sie ein Blumenkind. Obwohl sich ihre Haare
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