Talker (German Edition)
inzwischen geändert hatten, die Kleidung tat es nicht und als Brian sie einmal danach gefragt hatte antwortete sie mit einem Schulterzucken.
Ich zieh mich einfach so an wie es von mir erwartet wird, Baby. Die Welt erwartet ein bestimmtes Aussehen von bestimmten Leuten.
Und in diesem Augenblick, als er über seine Tante Lyndie nachdachte, entstanden mit kleinen Stichen die Anfänge eines Plans im Pudding seines Gehirns. Er zog sein Mobiltelefon heraus und wählte Lyndies Nummer und hoffte sie würde sich keine Sorgen machen weil er sie drei Tage nach ihrem üblichen Sonntagsanruf schon wieder anklingelte.
„Hey, Baby, was ist los?“ Lyndie klang immer erfreut von ihm zu hören. Er sollte es eigentlich besser wissen als sich Sorgen zu machen.
„Lyndie“, sagte er und schluckte „ich… ich muss heute zu dir kommen, ist das okay?“
„Aber natürlich. Ist irgendwas nicht in Ordnung?“
Brian blinzelte und ihm wurde bewusst, dass das der Punkt war über den Virginia gesprochen hatte, an dem es darum ging, der Welt Dinge mitzuteilen. „Na ja, ich möchte dir etwas sagen und ich brauche deinen Rat und etwas Hilfe. Aber hauptsächlich geht es um meinen Mitbewohner und…“
„…und es ist eine lange Geschichte. Mach dir keine Sorgen. Ich seh dich dann in einer Stunde, okay?“ Es war mindestens eine Stunde bis zum Grass Valley.
„Lass uns besser zwei sagen“, sagte er erleichtert und einfach nur glücklich ihre Stimme zu hören die so klang als wenn es nichts gab was sie nicht gemeinsam bewältigen konnten. Es war diese Art mit der sie ihn durch seine Kindheit gebracht hatte und wie er seine Teenie Jahre durchgestanden hatte – jede entspannte, unvoreingenommene und leise optimistische Faser in Brian verdankte er der bedingungslosen Liebe seiner Tante Lyndie.
„Zwei?“
„Ja. Ich muss vorher noch ein paar Dinge erledigen.“
Die erste Sache um die er sich kümmern musste war eine Vertretung für seinen Abendjob. Er führte einige Telefonate – einer seiner Kollegen hatte gerade Nachwuchs bekommen und war ständig in Geldnot. Brian wusste sicher dass Ray am Dienstag üblicherweise frei hatte und dankbar für die zusätzliche Schicht sein würde.
„Worum geht's?“, fragte Ray am Telefon. „Hast du eine heiße Verabredung?“
„Nein“, murmelte Brian dessen Handflächen bereits schwitzten. „Nur Ärger mit meinem Freund.“
„Wie blöd“, sagte Ray ohne Überraschung in der Stimme. „Ja dann wünsch ich dir viel Erfolg, Kumpel.“ Er hörte Weinen im Hintergrund – aber dicht genug am Telefon dass Brian sich ein Baby vorstellte das von Ray Lewis, der irgendwie etwas mehr war als nur ein Kollege, auf den Knien geschaukelt wurde. „Immerhin wirst du auf diese Art und Weise keinen unerwarteten Nachwuchs bekommen!“, sagte er und musste seine Stimme erheben als der Lärm im Hintergrund lauter wurde.
Brian lachte höflich und legte auf. Er wünschte sich Ray hätte Zeit gehabt um ein paar Minuten zu reden. Obwohl Brian nicht besonders gut war mit Smalltalk war er nicht besonders scharf auf die Umsetzung des nächsten Teils seines Planes.
Er wird es dir nicht glauben solange du es ihm nicht verkaufst.
Ich zieh mich einfach so an wie es von mir erwartet wird, Baby.
Zwei Menschen die ihm sehr wichtig waren redeten auf ihn ein und er konnte sie nicht mehr ausblenden. Außerdem, dachte er traurig als er mit der Haarschneidemaschine in der Hand, die Tate für die täglichen Nachbesserungen dort aufbewahrte, vor dem Spiegel stand, es sind ja nur Haare.
Es waren nur Haare – aber es waren seine Haare und er mochte sie, und er mochte sie lang obwohl er sie üblicherweise nur deshalb so lang trug weil ein Besuch beim Friseur teuer war. Es war einfacher sich die Haare einmal sehr kurz schneiden zu lassen und dann mit dem nächsten Besuch wieder sehr lange zu warten als sie permanent nachschneiden zu lassen. Er nahm die Schermaschine, stellte sie auf drei und zog sie langsam seinen Kopf entlang, von der Schläfe bis zum Nacken und dann das gleiche noch mal auf der anderen Seite und versuchte dabei nicht zu winseln. Lange Strähnen weizenblonden Haares fielen in das Waschbecken und sein Gesicht stand plötzlich heraus, schlicht und rechteckig mit einem geraden Kinn und einem schmalen Mund. Viel zu entblößt, dachte er und schauderte und sah voller Bedauern auf sein Haar. Als er sauber machte tröstete er sich mit dem Gedanken dass, wenn das alles vorbei war und er seine große romantische Geste
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