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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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wüssten, ihre Mienen der Abscheu. Nur Mädchen wünschten sich Puppen …
    Tränen traten ihm in die Augen, ließen die Flamme der Lampe zu einem wabernden, gelben Stern verschwimmen. »Ich bin kein Mädchen«, flüsterte er.
    »Doch, bist du.«
    Plötzlich stand Bruder neben dem Bett, obwohl Tobin die Worte des Rufes nicht gesprochen hatte. Die frostige Gegenwart des Geistes spülte in Wogen über ihn hinweg.
    »Ich bin der Junge!«, zischte Bruder. Dann fügte er mit einem boshaften Grinsen hinzu: »Schwester.«
    »Nein!« Tobin schauderte und vergrub das Gesicht im Kissen. »Nein, nein, nein, nein!«
    Zärtliche Hände hoben ihn an. Nari hielt ihn fest und streichelte ihm über den Kopf. »Was ist denn, mein Lieb ling? Was ist denn los?« Sie trug noch ihr Tagesgewand, aber das braune Haar hing ihr offen über die Schultern. Bruder war noch da, doch sie schien ihn nicht zu bemerken.
    Tobin klammerte sich einen Augenblick an ihr fest und verbarg das Gesicht an ihrer Schulter, wie er es früher immer getan hatte, ehe der Stolz ihn sich von ihr lösen ließ.
    »Du hast es gewusst«, flüsterte er und erinnerte sich. »Lhel hat es mir gesagt. Du hast es immer gewusst! Warum hast du es mir nie gesagt?«
    »Weil ich ihr befohlen habe, es nicht zu tun.« Iya trat teilweise in den kleinen Lichtkreis der Lampe. Die Hälfte ihres kantigen, runzligen Gesichts blieb im Schatten, aber Tobin erkannte sie an ihrer abgetragenen Reisekluft und dem dünnen, eisengrauen Zopf, der ihr über eine Schulter bis zur Hüfte hing.
    Auch Bruder erkannte sie. Er verschwand, aber einen Lidschlag später flog die Puppe von der Truhe und traf die greise Frau mitten ins Gesicht. Dann folgten die Holzschwerter, die klapperten wie Kranichschnäbel, als Iya sie mit einer erhobenen Hand abwehrte. Als Nächstes begann der schwere Kleiderschrank bedrohlich zu zittern und schabte in Iyas Richtung über den Boden.
    »Hör auf damit!«, schrie Tobin.
    Der Kleiderschrank verharrte, und Bruder tauchte wieder am Bett auf. Die Luft rings um ihn knisterte vor Hass, als er die alte Zauberin finster anfunkelte. Iya zuckte zusammen, schrak aber nicht zurück.
    »Ihr könnt ihn sehen?«, fragte Tobin.
    »Ja. Er ist bei dir geblieben, seit Lhel die neue Bindung abgeschlossen hat.«
    »Kannst du ihn sehen, Nari?«
    Sie schauderte. »Nein, dem Licht sei's gedankt. Aber ich kann ihn fühlen.«
    Tobin wandte sich wieder der Zauberin zu. »Lhel sagt, Ihr hättet sie aufgefordert, es zu tun! Sie sagt, Ihr wolltet, dass ich aussehe wie mein Bruder.«
    »Ich habe getan, was Illior von mir verlangte.« Iya ließ sich am Fußende des Bettes nieder, wodurch das Licht sie vollständig erfasste. Sie sah alt und müde aus, dennoch sprach aus ihren Augen eine Härte, die Tobin froh sein ließ, dass Nari noch neben ihm saß.
    »Es war Illiors Wille«, erklärte Iya erneut. »Was getan wurde, wurde ebenso sehr um Skalas willen getan wie um deinetwillen. Der Tag wird kommen, an dem du herrschen musst, Tobin, wie deine Mutter hätte herrschen sollen.«
    »Ich will das nicht!«
    »Das wundert mich nicht, Kind.« Iya seufzte, und ein Teil der Härte wich aus ihren Zügen. »Es war nie beabsichtigt, dass du die Wahrheit in so jungen Jahren erfährst. Es muss ein entsetzlicher Schreck gewesen sein, vor allem durch die Art und Weise, wie du es erfahren hast.«
    Beschämt wandte Tobin die Augen ab. Ursprünglich hatte er gedacht, dass zwischen seinen Beinen hervordringende Blut sei das erste Anzeichen für die Pest. Die Wahrheit hatte sich als schlimmer erwiesen.
    »Selbst Lhel wurde überrascht. Arkoniel hat mir erzählt, dass sie dir dein wahres Gesicht gezeigt hat, bevor sie die neue Magie wob.«
    »Das hier ist mein wahres Gesicht!«
    »Mein Gesicht«, knurrte Bruder.
    Nari zuckte zusammen, und Tobin vermutete, dass sogar sie ihn gehört hatte. Er warf einen eingehenderen Blick auf Bruder; der Geist wirkte fester als seit Langem, fast echt. Erst da wurde Tobin klar, dass er die Stimme seines Zwillingsbruders sprechen gehört hatte, nicht nur als Flüstern in seinem Geist wie zuvor.
    »Er kann recht beirrend sein«, meinte Iya. »Könntest du ihn bitte wegschicken? Und ersuche ihn, dieses Mal keine Unordnung zu stiften, ja?«
    Tobin war versucht, sich zu weigern, doch um Naris willen flüsterte er die Worte, die Lhel ihm beigebracht hatte. »Blut, mein Blut. Fleisch, mein Fleisch. Knochen, mein Knochen.« Bruder verschwand wie das Licht einer gelöschten Kerze, und in der Kammer

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