Tango mit dem Tod
Kugel einbringen. Vielleicht sollte er sich besser über Bord fallen lassen und weg tauchen. Sie würden bestimmt auf ihn schießen, aber in der Dunkelheit würden sie ihn nur durch Zufall treffen. Wie auch immer, viele Alternativen hatte er nicht.
Er spannte seine Muskeln an und wusste, dass er blitzschnell sein musste. Er zählte die Sekunden und bereitete sich vor. Dann kam seine Chance - doch das, was jetzt passierte, versetzte ihm einen Schock und ließ seine Angst um Kelly ins Unermessliche steigen. Auf der Insel, in dem Hotel, am Pier gingen auf einen Schlag alle Lichter aus. Die ganze Insel war plötzlich in tiefe Dunkelheit gehüllt.
Smith und Jones sahen sich überrascht um. Das war Dougs Moment. Er sprang auf, trat Smith in den Rücken und kippte ihn über Bord. Gleichzeitig ließ er sich rückwärts ins Wasser fallen und tauchte sofort weg. Er tauchte tiefer, hörte den pfeifenden Einschlag der Revolverkugeln ins Wasser. Er tauchte noch tiefer hinunter.
Das Wasser war dunkel und kühl. Er versuchte einzuschätzen, in welcher Richtung die Insel lag. Seine Lungen fingen an zu brennen, und seine Schultern schmerzten. Aber er zwang sich, unter Wasser zu bleiben und erst wieder an die Oberfläche zu kommen, wenn er ein gutes Stück von dem Boot entfernt war. Aber dann konnte er das Bedürfnis, endlich wieder Atem zu holen, nicht mehr länger unterdrücken und tauchte so geräuschlos wie möglich auf.
Dass der Mann, den er über Bord geworfen hatte, gerade ächzend und stöhnend über die Bordwand ins Boot zurückkletterte, half ihm, unentdeckt zu bleiben.
„Verdammt noch mal", hörte Doug ihn fluchen. „Hast du ihn erwischt?"
„Siehst du vielleicht irgendwo eine Leiche?"
„Ich kann überhaupt nichts sehen. Es ist verdammt dunkel."
„Wir müssen ihn finden."
„Wir fahren zurück zur Insel und schnappen ihn uns."
„Verflucht noch mal, nein. Da hat bestimmt schon jemand die Cops alarmiert."
„Wie soll das denn gehen? Wir haben doch die Telefonleitungen durchtrennt."
„Und was ist mit den Handys?"
„Wir müssen ihn kriegen ... oder wir sind selbst beide tot."
„Mach doch, was du willst, du Idiot."
„Na, gut, wie du willst."
Doug hörte einen Schuss, dann, wie ein Körper ins Wasser klatschte. Doug wusste nicht, ob Smith Jones erschossen hatte oder Jones Smith. Ehrlich gesagt interessierte ihn das auch überhaupt nicht. Der Motor des Bootes heulte wieder auf. Doug wartete noch einen Moment und dankte Gott für das Wohlwollen, ihm eine Chance gegeben zu haben. Das Boot entfernte sich. Doug begann zur Insel zurück zu schwimmen so schnell er konnte.
28. KAPITEL
Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, lief Kelly in die Küche zu dem Telefon, das dort an der Wand hing. Sie verstand zwar immer noch nicht, warum sie den Sheriff anrufen sollte, wenn doch gerade zwei Cops Doug mitgenommen hatten. Quinn anzurufen machte ihrer Meinung nach mehr Sinn.
Sie zögerte eine Sekunde, den Telefonhörer schon in der Hand. Doug war selbst Polizist gewesen. Hatte er ihr vielleicht sagen wollen, dass die beiden Männer gar keine Cops waren? Hatte jemand die ganze Sache eingefädelt? Hatte Lance eine alte Rechnung begleichen wollen? Aber Lance musste wissen, dass sein Auftritt am Nachmittag aufgezeichnet worden war. Und es war definitiv er gewesen, der den Streit vom Zaum gebrochen hatte.
Sie hielt den Hörer ans Ohr. Nichts. Das Telefon war tot. Sie hatte das Gefühl, als wenn Eiswasser durch ihre Adern flösse. Sie lief ins Wohnzimmer, wo Doug ihre beiden durchnässten und unbrauchbar gewordenen Handys abgelegt hatte. Sie probierte ihres aus und betete, dass es funktionierte. Nichts. Auch Dougs Handy war tot.
Kelly merkte, dass sie nicht mehr weit von einem hysterischen Anfall entfernt war. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, ihre Beine zitterten. Letzte Nacht in dem Auto hatte sie ebenfalls Angst gehabt, aber die Erkenntnis, dass sie in diesem Moment das Spielzeug eines Irren war, war viel schlimmer. Und Doug ... er hatte sich von den beiden falschen Polizisten mitnehmen lassen, um Zeit zu gewinnen - Zeit die sie jetzt nutzen musste!
Sie sprang auf, als sie ein Klopfen an der Terrassentür hörte und wie jemand ihren Namen rief. Das war Mels Stimme. Sie ging zu der Glastür und schob den Vorhang zur Seite. Sie wusste, dass sie die Tür nicht öffnen würde, Doug hatte es ihr verboten.
„Kelly, um Gotteswillen, mach auf."
Es war tatsächlich Mel. Er trug Shorts und ein T-Shirt, ein bemerkenswert
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