Tannhaeuser
Bühne sich nur noch auf einen kleinen Raum beschränkt, in Â
welchem bloà Venus und Tannhäuser in ihrer früheren Stellung zurückbleiben. In weiter Ferne verhallt der Gesang der Sirenen
Â
SIRENEN sehr entfernt.
Naht euch dem Strande!
Naht euch dem Lande!
Â
Â
Zweite Szene
Â
Tannhäuser zuckt mit dem Haupte empor, als fahre er aus einem Traume auf. â Venus zieht ihn schmeichelnd zurück. â Tannhäuser führt die Hand über die Augen, als suche er ein Traumbild festzuhalten
Â
VENUS.
Geliebter, sag? Wo weilt dein Sinn?
TANNHÃUSER.
Zuviel! Zuviel! O, daà ich nun erwachte!
VENUS.
Sag, was kümmert dich?
TANNHÃUSER.
Im Traum war mir's , als hörte ich â
was meinem Ohr so lange fremd â
als hörte ich der Glocken frohes Geläute ...
O sag, wie lange hört' ich's doch nicht mehr?
VENUS.
Wohin verlierst du dich? Was faÃt dich an?
TANNHÃUSER.
Die Zeit, die hier ich verweil, ich kann sie nicht
ermessen! Tage, Monde â gibt's für mich
nicht mehr, â denn nicht mehr sehe ich die Sonne,
nicht mehr des Himmels freundliche Gestirne; â
den Hahn seh ich nicht mehr, der frisch ergrünend
den neuen Sommer bringt; â die Nachtigall
hör ich nicht mehr, die mir den Lenz verkünde!
Hör ich sie nie, seh ich sie niemals mehr?
VENUS sich in dem Lager aufrichtend.
Ha, was vernehm ich!
Welche tör'ge Klagen!
Bist du so bald der holden Wunder müde,
die meine Liebe dir bereitet? Oder
wie? Reut es dich so sehr, ein Gott zu sein?
Hast du so bald vergessen, wie du einst
gelitten, während jetzt du dich erfreust?
Mein Sänger, auf! Ergreife deine Harfe!
Die Liebe feire, die so herrlich du besingst,
daà du der Liebe Göttin selber dir gewannst, â
die Liebe feire, da ihr höchster Preis dir ward!
TANNHÃUSER zu einem plötzlichen Entschlusse ermannt, ergreift seine Harfe und stellt sich feierlich vor Venus hin.
Dir töne Lob! Die Wunder sei'n gepriesen,
die deine Macht mir Glücklichem erschuf!
Die Wonnen süÃ, die deiner Huld entsprieÃen,
erheb mein Lied in lautem Jubelruf!
Nach Freude, ach! nach herrlichem GenieÃen
verlangt' mein Herz, es dürstete mein Sinn:
da, was nur Göttern einstens du erwiesen,
gab deine Gunst mir Sterblichem dahin. â
Doch sterblich, ach! bin ich geblieben,
und übergroà ist mir dein Lieben;
wenn stets ein Gott genieÃen kann,
bin ich dem Wechsel untertan ;
nicht Lust allein liegt mir am Herzen,
aus Freuden sehn ich mich nach Schmerzen!
Aus deinem Reiche muà ich fliehn , â
oh, Königin! Göttin, laà mich ziehn !
VENUS.
Was muà ich hören? Welch ein Sang!
Welch trübem Ton verfällt dein Lied?
Wohin floh die Begeistrung dir,
die Wonnesang dir nur gebot?
Was ist's? Worin war meine Liebe lässig?
Geliebter, wessen klagest du mich an?
TANNHÃUSER.
Dank deiner Huld, gepriesen sei dein Lieben!
Beglückt für immer, wer bei dir geweilt!
Ewig beneidet, wer mit warmen Trieben
in deinen Armen Götterglut geteilt!
Entzückend sind die Wunder deines Reiches,
die Zauber aller Wonnen atm ' ich hier;
kein Land der weiten Erde bietet Gleiches,
was sie besitzt, scheint leicht entbehrlich dir.
Doch ich aus diesen ros'gen Düften
verlange nach des Waldes Lüften,
nach unsres Himmels klarem Blau,
nach unsrem frischen Grün der Au, â
nach unsrer Vöglein liebem Sange,
nach unsrer Glocken trautem Klange; â
aus deinem Reiche muà ich fliehn !
O Königin! Göttin, laà mich ziehn !
VENUS.
Treuloser! Weh, was lässest du mich hören?
Du wagest meine Liebe zu verhöhnen!
Du preisest sie und willst sie dennoch fliehn !
Zum Ãberdruà ist dir mein Reiz gediehn !
TANNHÃUSER.
Ach, schöne Göttin! Wolle mir nicht zürnen!
Dein übergroÃer Reiz ist's, den ich fliehe!
VENUS.
Weh dir, Verräter! Heuchler! Undankbarer! Weh!
Ich laà dich nicht! Du darfst nicht von mir ziehen!
TANNHÃUSER.
Nie war mein Lieben gröÃer, niemals wahrer,
als jetzt, da ich für ewig dich muà fliehn !
Â
Venus hat ihr mit den Händen bedecktes Gesicht leidenschaftlich von Tannhäuser abgewendet; nach einer Pause wendet sie es ihm lächelnd und mit verführerischem Ausdruck wieder
Weitere Kostenlose Bücher