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Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Titel: Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Eiletz-Kaube
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gesellschaftliche Zentrum der deutschen Siedler. Heute ist das Gebäude in Privatbesitz. Ein paar Schritte weiter östlich kreuzt die Independence Avenue die Usambara Street, an der nach 50 m zu rechter Hand das Usambara Courthouse liegt. Das schmucke, zweistöckige Gebäude wurde erst kürzlich vom hiesigen Denkmalschutzverein renoviert und beherbergte lange Zeit das Gericht. Während der deutschen Zeit residierte der Bezirkshauptmann von Tanga, Walter von Saint Paul-Illaire, in diesem Haus. Er gilt übrigens als Entdecker des Usambaraveilchens (s. S. 360 ).
    Auf dem gepflegten Soldatenfrledhof (Tanga European Cemetery) am Ende der Market Street liegen unter zwei großen Baobab-Bäumen gemeinsam deutsche Soldaten und Askari-Krieger begraben, die 1914 in einer Schlacht gegen die Briten den Tod fanden.
    Auf der Hospital Road stadtauswärts Richtung Raz Kazone findet man das große Bombo Hospital und gleich dahinter, direkt am Meer, ein herrlich stattliches Gebäude mit Arkadengängen, Erker und roten Schindeln. Es handelt sich um das erste Deutsche Krankenhaus in Afrika, das 1902 errichtet wurde. Noch heute spricht man vom
German Hospital,
obwohl sich über die Jahre der Name Cliff Block etablierte. Bis vor wenigen Jahren wurde der Bau noch vom Krankenhaus genutzt, doch mittlerweile ist er so baufällig, dass ein Verweilen darin lebensgefährlich wäre. Unweit davon befinden sich weitere Kolonialrelikte, wie das britische Katani House , das dem größten Sisalunternehmen Tansanias, Katani Ltd., als Headquarter dient, oder das weiter stadtauswärts liegende Mkonge Hotel , in dem sich einst die europäischen Sisalpflanzer zu Clubabenden trafen.
    Ebenfalls aus der englischen Zeit stammen der Bahnhof an der Station Road und die unweit davon in derselben Straße gelegene wunderbare Vila Esperanca („Villa der Hoffnung”). Beide wurden 1930 erbaut und reflektieren recht gut die Aufbruchstimmung, die Tanga auf dem Weg zur führenden Sisal produzierenden Stadt erfasst hatte. Die Villa symbolisiert auch die ethnischen Verstrickungen, welche die Kolonialpolitik erzeugte. Aus ihren indischen Kolonien heuerten die Briten Arbeiter an, die in den folgenden Jahren zu Händlern wurden. Dabei musste sich England den indischen Subkontinent mit Portugal teilen, und in Goa, heute ein Bundesstaat, herrschten die Portugiesen noch bis 1961. So erklärt sich der portugiesische Name einer goanisch-indischen Villa in Tansania.
    Zurück an der Eckernfoerde Avenue, gegenüber vom Stadion, errichtete die deutsche Kolonialregierung 1895 die erste Schule Tanganyikas, die Old Tanga School. Noch heute wird in der Secondary School unterrichtet, die man dank großzügiger Unterstützung des Städtepartners Eckernförde 2004 renovierte. Überhaupt ist die seit 1963 existierende Städtepartnerschaft mit Eckernförde an der Ostsee äußerst fruchtbar. Die Partnerschaft besteht vor allem in der kontinuierlichen Finanzierung kleinerer und größerer Entwicklungsprojekte. Als Dank dafür haben die Stadtväter nicht nur eine Schule, sondern auch eine der wichtigsten Hauptstraßen nach der Partnerstadt benannt.
    Deutscher Kolonialismus in Tansania
    Obwohl Reichskanzler Bismarck neuen Kolonien skeptisch gegenüberstand, schloss er sich dem europäischen Rennen um die besten Startplätze für die Eroberung Afrikas an. So erhielt der Pastorensohn Dr. Carl Peters , der später als Schöpfer von Deutsch-Ostafrika in die Geschichtsbücher einging, den Auftrag, im Namen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft Gebiete in Besitz zu nehmen, was er von 1884 an auch tat. Mit faulen „Schutzverträgen”, die von den Häuptlingen nicht einmal verstanden wurden, kaufte er sukzessive die Rechte für die Landnutzung an, was einer Landenteignung gleichkam. Deutsche Unternehmer verdienten sich mit ihren Kolonialgesellschaften eine goldene Nase. Deutsche Plantagen, z. B. für Kaffee, Nelken, Sisal oder Bananen, wurden gegründet; Import-Export-Unternehmen handelten mit Kolonialwaren (Elfenbein, Kopal, Ebenholz) aus der ostafrikanischen Kolonie. Als neuer Absatzmarkt war Ostafrika ebenfalls interessant, wenn auch –gemessen an anderen Außenhandelspartnern –nur am Rande.
    Um ein Wirtschaftswachstum zu ermöglichen, musste Deutschland die Infrastruktur aufbauen. So verlegte man die Usambara-Bahn und die Zentraleisenbahn (heutige Central Line), investierte in Häfen und Straßen und errichtete Verwaltungsgebäude sowie Telegrafenlinien und -ämter. Um das Leben der

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