Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer
bekannt gegeben, welcher Betrag jeder Person zusteht. Die Verteilung des Geldes mithilfe der Liste kann anschließend dem Chef des Teams überantwortet werden.
Diese Vorgehensweise mag aus europäischer Sicht ungewöhnlich scheinen, doch in Tansania funktioniert sie. Geschenke und Gelder sollten grundsätzlich vor Zeugen übergeben werden, damit sie auch wirklich fair aufgeteilt werden. So weiß jeder, wie viel ihm zusteht. Ressentiments oder Neid werden dadurch keinesfalls geschürt, denn in Tansania herrscht ein anderes Verständnis von Nehmen und Geben: Man gibt, was man geben möchte, wobei der Empfänger zu akzeptieren hat, was gegeben wurde.
Die Crew eines Kilimanjaro-Treks besteht aus drei verschiedenen Berufsgruppen – Guides, Köchen und Trägern
(porter)–,
die je nach ihrem gesellschaftlichen Rang unterschiedlich hohe Trinkgelder erwarten. Als angemessen gelten: Guide US$15, Assistant Guide US$10, Koch US$8–10, Träger US$5, jeweils pro Tag und Gruppe. Hilfreich ist die Faustregel, dass insgesamt 8–10 % der Gesamtkosten der Besteigung als Trinkgelder ausbezahlt werden. Gebrauchte Ausrüstungsgegenstände sind übrigens ein ebenso willkommenes Honorar. In jedem Fall sind alle Trinkgelder erst nach einer Besteigung auszuzahlen.
Kleine Geschenke
Kleine Aufmerksamkeiten, sogenannte
zawadi
(Geschenke), werden begeistert angenommen. Dazu gehören z. B. Gratis-Duftproben aus Parfümerien, Werbe-T-Shirts, Kugelschreiber, kleine Blöcke oder Hefte, Kreide, Werbegeschenke vom Weltspartag, insbesondere kleine Geldbörsen, Feuerzeuge oder Ähnliches. Weniger sinnvoll hingegen sind Geschenke wie Bonbons oder Schokolade, denn die Ernährung der meisten Tansanier ist ohnehin schon einseitig genug. Wer in wirklich abgeschiedenen ländlichen Gegenden unterwegs ist, sollte besser Eier an die Kinder verteilen, denn an Proteinen mangelt es den meisten Menschen am allermeisten. Zudem sind Eier, gemessen am durchschnittlichen Einkommen in Tansania, relativ teuer.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist allerdings, dass Geschenke unbedingt an eine Gegenleistung gekoppelt sein sollten. Unmotiviertes Schenken auf der Straße, nur weil ein Kind besonders niedlich aussieht, vermittelt den Menschen eine falsche Botschaft, nämlich dass die weißen Touristen so wohlhabend sind, dass sie ihre Besitztümer jederzeit verschenken können. Guides könnten etwa ein T-Shirt erhalten, Köche vielleicht ein Feuerzeug und Bergführer die ausrangierten Bergschuhe. Das weibliche Putzpersonal wird sich zweifellos über eine kleine Duftprobe freuen. Und schulpflichtige Kinder, die ein Lied singen oder einen kleinen Dienst erweisen, haben Verwendung für Kugelschreiber oder Kreide.
Chai (Schmiergeld)
Weniger Pauschalreisende als vielmehr Individualreisende laufen Gefahr, Zielscheibe von Schmiergeldforderungen zu werden, die in fastjeder Lebenslage zum Alltag gehören. Besonders jene Individualreisende, die mit eigenem Wagen unterwegs sind, sollten auf Polizisten vorbereitet sein, die sich ein Zubrot durch Bestechungsgelder verdienen wollen. Weiße Autofahrer, noch dazu mit ausländischem Kennzeichen, sind beliebte Opfer zweifelhafter Verkehrskontrollen. Geschwindigkeitsüberschreitungen (ohne dass eine Radarpistole diese beweisen könnte) oder an den Haaren herbeigezogene Vorschriften können als mögliche Gründe genannt werden. Am schnellsten passiert man natürlich die Sperre durch umgehende Zahlung des geforderten Schmiergelds; andererseits fällt dies oft schwer, wenn man sich bereits an der dritten Polizeikontrolle hintereinander befindet. Diskussionen können zeitraubend sein; kaum ein Polizist spricht ausreichend Englisch. Von Vorteil sind dabei sicher Grundkenntnisse des Swahili, da dies den Polizisten üblicherweise den Wind aus den Segeln nimmt. Oft sollte man die Sache auch einfach nur aussitzen, denn die Tansanier wissen, dass Ausländer immer in Eile sind – weswegen sie gerne auf Zeit spielen.
Gepäck und Ausrüstung
Tansania „light”
Reisen in Tansania erfordert leichtes Gepäck. Man ist ständig mit Fahrzeugen unterwegs, wird von einer Unterkunft zur nächsten transferiert und muss vielleicht auch einmal einen Inlandflug nehmen. Wer innerhalb von Tansania mit den üblichen kleinen Cessna-Flugzeugen fliegt, z. B. in den Selous oder die Serengeti, muss das Gepäck auf maximal 15–20 kg pro Person beschränken und auf sperrige, eckige Koffer verzichten, da diese in den Maschinen keinen Platz finden. Wenn man das Land auf
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