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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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rechtzeitig zurück sein, wenn die Kinder um drei Uhr hungrig waren. Ich schaltete das Licht aus und ging in die Küche, wo Francesca gerade den Tisch abgewischt hatte.
    »Kann ich Sie vielleicht für eine Stunde allein lassen?«, fragte ich. »Ich habe dem Pfarrer versprochen, heute Nachmittag kurz ins Pfarrhaus zu kommen.«
    »Ich denke, ich komme schon klar«, sagte Francesca.
    »Die Telefonnummer vom Pfarrhaus ist …«
    »… auf dem Notizblock im Flur.« Francesca trocknete sich die Hände ab. »Ebenso wie die Nummern vom Büro Ihres Mannes, von der Familie Harris und von beiden Autotelefonen.«
    »Richtig.« Ich ging auf die Haustür zu, gefolgt von Francesca. »Wenn die Jungen aufwachen sollten, ehe ich zurück bin …« Ich biss mir auf die Lippe und befahl mir innerlich, nicht so eine Glucke zu sein.
    »Sobald ich etwas höre, rufe ich Sie sofort an«, versprach Francesca.
    »Ich bin nicht lange weg«, sagte ich und öffnete die Tür. »Ach, und Francesca …« Ich drehte mich zu ihr um und hielt ihr ungeschickt die Hand hin. »Willkommen bei uns.«
    Francescas dunkle Augen lachten amüsiert, als sie meine Hand nahm und sie herzlich schüttelte.
    »Ich freue mich auch, wieder hier zu sein.«
    Mit einem letzten besorgten Blick zur Treppe ging ich aus dem Haus und stieg in den Mini.

    Ich weiß nicht, worüber ich mich mehr wunderte
    – dass es in Finch einen Einbruch gegeben hatte oder dass der Pfarrer dachte, ich könne in diesem Zusammenhang von Hilfe sein. Da die Kriminalitätsrate von Finch praktisch null betrug, nahm ich an, dass der Anruf des Pfarrers nichts weiter war als Phase zwei von Bills Frischluftkampagne.
    Es machte mir nichts aus. Trotz einer gelegentlichen Aufwallung von Schuldgefühlen tat es gut, wieder draußen zu sein. Ich fuhr an der gewundenen Einfahrt zu Emma und Derek Harris’
    Haus vorbei, winkte den Pyms zu, die gerade das Vogelbad in ihrem Garten auffüllten, und lobte mal wieder meinen Mini, als ich die scharfe Kurve hinter ihrem Haus nahm.
    Ich hatte das kleine schwarze Auto gebraucht gekauft, obwohl es bereits mehrere Male den Besitzer gewechselt hatte, ehe es in meine Hände kam. Bill nannte es einen Klapperkasten, zu langsam, um wirklich schnell irgendwo hinzukommen, und zu klein für zwei Kindersitze, aber gerade deshalb liebte ich es. Der Mini zeigte sich einem Bleifuß gegenüber unbeeindruckt, und er war so schmal, dass selbst die engen Landstraßen in der Umgebung von Finch großzügig und breit gebaut schienen.
    Außerdem wäre ein glänzendes, neues Auto in Finch fehl am Platze gewesen, wo nichts neu war und glänzte. Als ich über die steinerne Buckelbrücke fuhr und auf dem Dorfplatz ankam, musste ich wieder einmal daran denken, dass Finch, im Gegensatz zu so vielen anderen Orten in den Cotswolds, nie in einem Kalender mit dem Titel »Unser schönes England« erscheinen würde.
    An seiner Lage war nichts auszusetzen. Finch lag in der großen Schleife eines munteren Flüsschens mit so klarem Wasser, dass Angler die Punkte auf den Forellen erkennen konnten. Die Umgebung war ein sanft hügeliges Mosaik aus Wiesen, Weiden und Wäldern. Die schmalen Straßen waren von grünen Hecken und Wildblumen gesäumt. Eigentlich war es schade, dass eine so idyllische Landschaft durch diesen schmuddeligen Vorposten der Zivilisation verschandelt worden war.
    Dabei hatte Finch ein so großes Potenzial, was jedoch niemanden zu interessieren schien. Das Dorf hätte ein Schmuckstück sein können, wenn jemand sich die Mühe gemacht hätte, es aufzupolieren. Stattdessen drängten sich die Häuser, ungepflegt und vernachlässigt, um ein unregelmäßiges Rechteck aus vertrocknetem Gras, das von Kopfsteinpflaster umgeben war, in dem Unkraut wucherte. Der warme Honigton des CotswoldSteins war von grauem Schmutz überzogen, die Rasenfläche wurde von kahlen Stellen durchzogen, und das ehrwürdige keltische Steinkreuz, das an die Kriegsgefallenen von Finch erinnern sollte, war von dem ungezähmten Wuchs einer Gruppe von Trauerweiden verschluckt worden.
    Im Zentrum des Dorfes gab es keine Gehwege.
    In stillem Einvernehmen hielt man vor den Geschäften eine verkehrsfreie Zone ein, die zwischen einem und vier Metern breit war, je nach Verkehrsdichte. Die jedoch recht übersichtlich war. Immerhin erschien die Hauptstraße von Finch als blaue Linie im Autoatlas, weil sie Anfang der sechziger Jahre mal gepflastert worden war. Seitdem war sie aber sich selbst überlassen worden, und nur wenige

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