Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
erschrecken. Beim zweiten Mal verwechselte sie Nell mit Simon.«
    »Gütiger Gott …« Simon atmete heftig aus und herrschte Giddings an: »Wie konnten Sie es zulassen, dass sie sich bei uns eingeschlichen hat? Haben Sie die Frau denn nicht wiedererkannt?«
    »Es ist über dreißig Jahre her, dass ich Miss Winfield das letzte Mal begegnete, Sir«, entgegnete Giddings mit bemerkenswerter Gelassenheit.
    »Ihr Aussehen hat sich stark verändert.«
    Mit einem Schlag erkannte ich die Wahrheit.
    »Sie hat zugenommen«, sagte ich. »Und sie hat sich das Haar rot gefärbt.«
    »Madam?«, sagte Giddings höflich, aber vollkommen perplex.
    »Miss Winfield steckt unter der Maske des rothaarigen Dienstmädchens.« Ich deutete auf Jim Huang. »Jim erwähnte, dass Winnie in der Kirche Orgel spielte. Ich habe das rothaarige Dienstmädchen gestern dabei angetroffen, wie sie im Salon auf dem Flügel spielte. Sie muss …«
    »Ich glaube das nicht«, verkündete Derek. Er starrte seinen Vater an. »Vielleicht hat Winnie Simon bedroht, vielleicht hat sie auch die Turteltaube angezündet, in der fehlgeleiteten Annahme, mir damit helfen zu können. Aber ein versuchter Mord? Niemals, nicht Winnie. So etwas könnte sie nie tun.«
    »Ich wusste, dass du dich gegen die Wahrheit sträuben würdest«, sagte Lord Elstyn. »Eine direkte Konfrontation wollte ich dir eigentlich ersparen, aber …« Er betätigte den ominösen Knopf.

22
    GIDDINGS LEGTE DIE Fundstücke wieder in den Karton und sein Assistent stellte ihn hinter den Schreibtisch. Giddings richtete seine Krawatte und begab sich neben die Tür, die kurz darauf geöffnet wurde.
    Das rothaarige Dienstmädchen trat ein, ein Tablett in den Händen. Sie machte einen Knicks.
    »Noch mehr Tee, Sir?«, fragte sie Giddings.
    »Nein, danke«, sagte Giddings und nahm ihr das Tablett ab.
    Sie bemerkte seine grimmige Miene. Ihr Blick wanderte unsicher im Raum umher. Als er auf Derek fiel, stand dieser von seinem Stuhl auf.
    »Winnie?«, sagte er.
    Sie kaute mit den Zähnen auf der Unterlippe herum und senkte den Blick. Als sie wieder aufsah, strahlte sie über das ganze Gesicht.
    »Aber Master Anthony, was habe ich dir gesagt? Steht man etwa auf, wenn das Personal den Raum betritt?«, schalt sie ihn.
    Sie strich sich die Schürze glatt und kam auf Derek zu, der wieder auf seinen Stuhl gesunken war. Als sie vor ihm stand, konnten sie sich fast in die Augen sehen, so klein wie sie und so groß wie er war.
    »Habe ich dir nicht beigebracht, nur aufzustehen, wenn eine Lady den Raum betritt?«, fragte sie. »Den Dienstboten bringt man höfliche Gleichgültigkeit entgegen, weiß du nicht mehr?«
    »Doch, Winnie«, sagte Derek.
    »Ich wusste, dass du zurückkehren würdest, um deinem Sohn zu helfen. Ich hatte auch einen Sohn, aber …« Mit einem Mal wurden ihre Gesichtszüge schlaff und ihre Augen verwandelten sich in dunkle Höhlen. Doch dann kehrte das Strahlen zurück, ein Ausdruck innigster Verbundenheit. »Hat dir der Sirupkuchen geschmeckt, mein Sonnenschein? Ich hab ihn für dich gemacht, auch das Porridge; die Köchin hat’s gar nicht mitbekommen.« Ihr Lächeln wurde noch breiter. »Wer ist hier wohl der Schlauberger?«
    »Du, Winnie«, antwortete Derek, als gehöre der Wortwechsel zu einem alten Spiel, das die beiden vor vielen, vielen Jahren miteinander gespielt hatten.
    »Ach«, flötete sie, »und was für ein gut aussehender kräftiger Mann du geworden bist.« Sie zupfte an Dereks Locken. »Du musst aber mal dringend zum Friseur, kein Zweifel, und diese Stiefel …« Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Hast sie wohl einen ganzen Monat lang nicht geputzt, du Böser, du. Ich musste erst mal den Teppich im Kinderzimmer saugen, nachdem du Blackie besucht hattest.«
    »Das tut mir leid, Winnie.«
    »Und mir tut es leid wegen deinem kleinen, lieben Mädchen.« Sie umschloss das Gesicht mit ihren runzeligen Händen. »Ich wollte ihr nicht wehtun, aber das weißt du sicher, Sonnenschein, nicht wahr?«
    »Ich weiß, Winnie.«
    »Es war für ihn gedacht.« Sie warf Simon einen bitterbösen Blick zu, und für einen Moment blitzte hinter dem Strahlen eine Miene voller Hass auf, die jedoch sofort wieder verschwand, als sie sich Derek zuwandte. »Ich habe versucht, ihn zu warnen, aber er wollte nicht hören. Und wer nicht hören will, muss fühlen.« Sie beugte sich dicht an Derek und flüsterte ihm ins Ohr:
    »Sorg dafür, dass er seinen Tee trinkt …«
    Niemand sagte ein Wort. Derek schloss

Weitere Kostenlose Bücher