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Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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soll.«
    »Weil«, lautete die prompte Antwort, »er seinen Vater hasst.«

    Emma wandte sich auf dem Absatz um und ließ sich in meinen Lieblingssessel plumpsen. Ich durfte derweil die Fäden verknüpfen, während sie noch immer vor Wut kochte.
    Ich setzte mich ebenfalls wieder, und mein zorniger Blick wurde schnell nachdenklicher. Derek Harris hatte nie viel von seiner Familie erzählt. Ich konnte mich vage daran erinnern, dass sein Vater ein Earl war, und dass die beiden seit vielen Jahren zerstritten waren, aber darüber hinaus wusste ich kaum etwas.
    »Weißt du, woher er den Namen Derek Harris hat?«, schnaubte Emma und wartete meine Entgegnung gar nicht erst ab. »Von einem Zimmermann, der auf dem Familiensitz gearbeitet hat.
    Mein Ehemann, der Viscount, wurde aus purem Trotz zu einem Derek Harris, nachdem sein Vater damit gedroht hatte, ihn zu enterben.«
    »Warum hat sein Vater gedroht, ihn zu enterben?«
    »Weil Derek sein Geld mit seiner Hände Arbeit verdienen wollte«, antwortete Emma. »Der neunte Earl Elstyn konnte den Gedanken nicht ertragen, dass aus seinem Sohn und Erbe ein Arbeiter werden würde.«
    »Ein Arbeiter?« Ich hob die Augenbrauen.
    Emmas Ehemann war ein Bauunternehmer, der sich auf die Restaurierung historischer Gebäude spezialisiert hatte. Er war einer der renommiertesten Fachleute auf seinem Gebiet. Nur ein ausgesprochen engstirniger Snob hätte ihn als einfachen Arbeiter bezeichnet. »Weiß der Earl eigentlich, womit Derek sein Geld verdient?«
    »Woher soll ich das wissen?«, entgegnete Emma. »Die beiden haben seit zwanzig Jahren kein Wort mehr miteinander gesprochen. Damals hat sich Derek seinem Vater ein zweites Mal widersetzt, als er Mary heiratete.« Verächtlich warf sie den Kopf nach hinten. »Offenbar war Marys Blut für Lord Elstyn nicht blau genug.«
    Ich schlug die Beine übereinander. Diese Familiengeschichte war wirklich höchst interessant. Das tragische Schicksal von Mary, Dereks erster Frau, war mir bekannt. Sie war kurz nach der Geburt ihres zweiten Kindes gestorben. Derek hatte mir anvertraut, dass er Jahre gebraucht hatte, um den Verlust zu überwinden, und dass es einem Wunder gleichgekommen war, dass er Emma kennen gelernt und sich noch einmal verliebt hatte.
    »Wenn Lord Elstyn schon Mary für nicht würdig befunden hat, Gott weiß was er dann von mir hält«, sagte Emma zornig. »Zumindest war sie Engländerin. Ich bin nicht nur eine Bürgerliche, ich bin auch noch Amerikanerin.«

    »Was bedeutet, dass er sich seinem Vater erneut widersetzte, als er dich geheiratet hat«, meinte ich. »Was sagt Dereks Mutter zu all dem?«
    »Dereks Mutter starb, als er noch ein Kind war«, antwortete Emma. »Sein Vater hat nie wieder geheiratet. Wahrscheinlich hat er sich gesagt, einen Erben habe ich ja produziert, wozu sich die ganze Mühe noch einmal machen?«
    Verwundert rieb ich mir die Nase. »Ich muss gestehen, dass ich Derek bislang nicht für einen Rebellen gehalten habe.«
    »Und ich habe ihn nicht für einen Viscount gehalten«, murrte Emma.
    »Was ist mit den Kindern?«, fragte ich. »Peter und Nell hatten immer einen guten Kontakt zu ihrem Großvater, oder? Sie sind doch häufig bei ihm.« Die sechzehnjährige Nell hatte fast den gesamten letzten Sommer auf Lord Elstyns Anwesen verbracht.
    »Das hat Mary so gewollt.« Emmas düsterer Blick wurde etwas sanfter. »Als sie im Sterben lag, musste Derek ihr versprechen, die Kinder aus der Fehde mit seinem Vater herauszuhalten.
    Derek hat sein Versprechen gehalten und Nell und Peter stets erlaubt, so viel Zeit mit ihrem Großvater zu verbringen, wie sie wollten.«

    »Aber ich verstehe nicht, wieso der Earl Nell und Peter überhaupt um sich haben will«, sagte ich. »Er hat Mary abgelehnt, weil sie eine Bürgerliche war. Was hat ihn davon abgehalten, ihre Kinder abzulehnen?«
    »Er hat keine große Wahl«, erklärte Emma.
    »Peter und Nell sind seine einzigen legitimen Enkel. Entweder akzeptiert er sie, oder er hinterlässt Hailesham einem Cousin.«
    Mir blieb der Mund offen stehen. »Er erbt ganz Hailesham? Wie in Hailesham Park? Dieses Anwesen in Wiltshire, von dem du gesprochen hast, das mit den unglaublichen Gärten?«
    Emmas Augen zogen sich bedrohlich zusammen. »Ich habe jahrelang einen Bogen um diese Gärten gemacht, Derek zuliebe, aber jetzt, da ich weiß, dass sie ihm praktisch gehören …«
    »Hailesham Park gehört Derek?«, quietschte ich.
    »Noch nicht«, sagte Emma. »Aber wenn er den Titel erbt

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