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Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Wasserkessel zurückglitt, bestürmte mich ein weiterer beunruhigender Gedanke – jetzt war ich mir fast sicher, dass Wendy es gar nicht erst bei der Vordertür versucht haben konnte. Sie musste sofort den Hintereingang ins Auge gefasst haben. Die Schneedecke auf der vorderen Treppe war unberührt gewesen, und keine Fußspuren führten von ihr zu dem Kreuzgang. Warum, so fragte ich mich, log Wendy mich an? Und noch wichtiger: Warum schlich sie zu dem Hintereingang, statt sich, wie es sich gehörte, zuerst am Haupteingang zu zeigen?
    Auf die beunruhigenden Fragen folgten beunruhigende Antworten. Ich hatte von Einbrechern gehört, die es auf unbewohnte Landsitze abgesehen hatten, und Ladythorne Abbey war so abgelegen, dass die ehemalige Abtei geradezu prädestiniert für einen Einbruch schien. Ein gerissener Einbrecher würde seinen Wagen in einer gewissen Entfernung abstellen und den Rest zu Fuß zurücklegen, als unschuldiger Wanderer kostü miert, um auszukundschaften, ob das Haus einen Einbruch wert war. Obwohl der Herd zunehmend Wärme ausstrahlte, lief mir ein Schauder über den Rücken, als ich Wendy ansah. War sie eine gerissene Einbrecherin?, fragte ich mich.
    War ich mitten in ein Verbrechen hineingestolpert?
    »Wissen Sie was?«, sagte ich möglichst heiter.
    »Ich werde meinen Mann anrufen und ihm sagen, dass ich noch unter den Lebenden weile. Um die Wahrheit zu sagen, bin ich doch etwas überrascht, dass er mich noch nicht angerufen hat.
    Das letzte Mal, als ich mich bei schlechtem Wetter verirrt habe, hat er doch glatt die Armee zu Hilfe gerufen, um mich zu suchen.«
    »Die Armee?« Wendy richtete sich abrupt auf und sah mich scharf an. »Sie machen wohl Witze?«
    »Nein, es ist mein voller Ernst. Es war oben in Northumberland, wo ich in einen schrecklichen Regenguss geraten bin und …«
    »Es gibt kein Telefon hier«, unterbrach mich Wendy und runzelte die Stirn. »Zumindest habe ich keine Telefonleitungen entdeckt, die zum Haus führen. Ich habe extra nachgesehen.«

    »Sie haben nachgesehen?«, sagte ich wie ein Echo und hob die Augenbrauen.
    Wendy wandte den Blick ab. »Es ist … angesichts des Sturms dachte ich, dass es vielleicht nicht schlecht wäre, Hilfe rufen zu können.«
    Ich stieß einen leisen Pfiff aus. »Sie müssen eine teuflisch gute Pfadfinderin gewesen sein, Wendy. Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, nach Telefonleitungen Ausschau zu halten, aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich mein Handy dabeihabe. Sie können es übrigens auch benutzen.«
    Wendys Stirn glättete sich ein wenig. »Nein, danke. Ich muss niemanden anrufen. Aber Sie sollten sich jetzt wirklich bei Ihrem Mann melden, damit er weiß, dass Sie in Sicherheit sind.
    Die Armee hat Besseres zu tun, als uns zu bergen.«
    Sie fuhr fort, die Schubladen und Fächer der Anrichte zu durchsuchen. »Ich versuche gerade, ein paar Teeblätter aufzutreiben und vielleicht auch etwas zu essen.«
    »Ich habe ein Lunchpaket dabei«, sagte ich.
    »Ich erledige nur rasch meinen Anruf, dann machen wir uns darüber her.«
    Ich fischte das Mobiltelefon aus den Tiefen meines Rucksacks und trat auf den Flur hinaus, während ich mich wunderte, wie rasch Wendys Laune gewechselt war. Als ich die Armee erwähnt hatte, schien sie beunruhigt gewesen zu sein, doch sobald sie hörte, dass ein beschwichtigendes Wort in Bills Ohr genügen würde, um die Armee von diesem Ort hier fernzuhalten, machte sich Erleichterung auf ihrem Gesicht breit. Ich konnte mir nicht vorstellen, was sie gegen eine Bergung in diesem Schneegestöber haben konnte, aber zu der Frage, warum sie der Armee – oder einer anderen staatlichen Instanz – nicht gegenü bertreten wollte, fiel mir mindestens eine Antwort ein. Einbrecher waren nun mal nicht gerade erbaut vom Anblick von Männern in Uniform.
    Erst als ich auf dem finsteren Flur stand, wurde mir klar, warum Bill mich noch nicht angerufen hatte. Als Emma mich am frühen Morgen aufgelesen hatte, musste ich noch so verschlafen gewesen sein, dass ich vergaß, mein Mobiltelefon einzuschalten. Rasch holte ich es nach und wählte Bills Kurzwahlnummer. Beim ersten Freizeichen nahm er ab.
    »Lori?«
    »Ja, ich bin’s. Und mir geht es gut.«
    »Ich habe versucht, dich anzurufen …«
    »Tut mir leid«, unterbrach ich ihn, »aber ich hatte vergessen, das Telefon einzuschalten.«

    »Wo bist du?«, fragte Bill besorgt.
    »In Ladythorne Abbey. Du solltest also keine Schwierigkeiten haben, mich zu finden. Die Abtei ist auf

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