Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
aufwarten.«
Sie wandte sich wieder dem Fürsten zu, der immer noch ihre Hand hielt. »Und nun seid Ihr ein hoher Offizier, Magariz. Das sagt mir noch mehr als das Grau auf unseren Köpfen, wie viele Jahre vergangen sind.«
Magariz ließ ihre Hand jetzt los und trat einen Schritt zurück. »Mir wurde es irgendwann zu dumm, edle Herrin, immer nur Speisen in Schüsseln herumzutragen. Irgendwann nach Eurer Vermählung mit Herzog Searlas beschwatzte ich meinen Vater, mich in die Palastwache zu stecken. Nach etlichen Jahren überstellte Seine Majestät mich in die Dienste Bornhelds, der gerade Herzog geworden war. Bei ihm habe ich es dann schließlich bis zum Kommandanten der Feste Gorken gebracht. Zehn Jahre durfte ich oben im Norden verschimmeln, bis die Ereignisse der vergangenen acht Monate mich in ein Abenteuer zogen, von dem ich nie zu träumen gewagt habe.« Er zuckte die Achseln. »Dreißig lange Jahre in so wenigen Sätzen. Aber so ist es mir seit unserer letzten Begegnung ergangen.«
»Und auf Gorken habt Ihr Euch dann der Sache Axis’ angeschlossen«, bemerkte Rivkah. »Ihr habt immer schon gern wagemutige Entscheidung getroffen, nicht wahr, Fürst?«
Magariz lächelte freimütig. »Manche dieser Entscheidungen waren wohl ein wenig zu tollkühn, doch ich habe keine einzige davon jemals bereut.«
Axis’ Mutter lächelte, wandte sich ab und legte den dicken Reisemantel ab, den sie in der warmen Luft Sigholts wirklich nicht mehr brauchte. »Ich weiß so wenig von Bornheld, Fürst. Ihr müßt einfach ein paar Stunden mit mir verbringen und mir von ihm erzählen.«
Magariz verbeugte sich mit ernster Miene vor ihr. »Was immer Ihr wünscht, Prinzessin.«
»Und über Faraday, die neue Herzogin von Ichtar«, fügte Rivkah hinzu. »Auch sie kenne ich viel zu wenig und möchte unbedingt mehr über sie erfahren.«
Aschure hatte ein Lächeln aufgesetzt, das wie eingefroren wirkte und ihrer Freundin nicht entging. Sie muß sich endlich damit abfinden, dachte Rivkah, daß Axis durch ganz Achar reiten wird, um wieder bei Faraday zu sein. Und sie muß begreifen, daß es für sie und Axis keine Zukunft gibt.
Plötzlich stieß die Prinzessin einen Schrei des Entzükkens aus. Reinald war zur Begrüßung vorgetreten. Sie umarmte ihn herzlich. Als sie noch hier auf Sigholt gelebt hatte, war der Küchenjunge einer ihrer wenigen Freunde gewesen.
Belial stellte Magariz nun Aschure vor, und dann wurde alles fröhliche Wiedersehen von kräftigem Gebell unterbrochen. Die Gruppe fuhr herum und sah das Rudel Alaunt, das feierlich über die Brücke Einzug hielt. Der Steg kläffte ihnen etwas zu, und Sicarius antwortete in der gleichen Weise.
Der Leutnant wandte sich an die Damen. »Wo kommt denn diese Meute her?«
»Sie scheinen irgendwie zu mir zu gehören«, antwortete Aschure. »Ich hoffe, es macht Euch nichts aus, sie von nun an hier bei Euch in der Burg zu haben. Die Hunde sind gut erzogen und machen bestimmt keine Scherereien. Ich will Euch diese Geschichte gern erzählen, sobald ich eine Möglichkeit gefunden habe, mich umzuziehen.«
Dem Leutnant wurde sein schlechtes Benehmen bewußt. Zu lange schon hatte er die beiden Damen hier draußen vor der Burg festgehalten. Doch gerade, als er sie in die Festung führen wollte, tauchte Jack auf. Der Hirt hatte die Alaunt sofort wiedererkannt. Sicarius und er sahen sich jetzt wissend an.
»Ihr seid also Aschure«, sagte Jack dann, und Belial holte das Versäumte rasch nach und stellte die beiden einander vor.
Als sie sich die Hand gaben, lächelte Jack so, als verstünde er die Rätsel, welche die junge Frau umgaben. Anders als die anderen Wächter, die nie mit dem Propheten gesprochen hatten, der sie angeworben hatte, kannte er ihn gut und war in einige Geheimnisse eingeweiht.
Aber die Prophezeiung barg noch viel tiefere Mysterien, und Aschure stellte eines davon dar.
21 L ANG LEBE DER K ÖNIG !
Faradays Hoffnungen starben so rasch wie der Mann vor ihr. Sie stand hinter Judith, als die Königin sich über den ausgestreckten Leib ihres Gemahls beugte, um ihr Stärke und Freundschaft anzubieten. Neben ihr befand sich Embeth, die erste Kammerfrau Ihrer Majestät. Die beiden sahen sich kurz an und verstanden einander sofort. Niemand konnte jetzt Judiths Gram lindern.
Stille herrschte im Schlafgemach des Königs, und nur ein paar Kerzen brannten hier. Weihrauch machte die Luft schwer. Auf der anderen Seite des Bettes stand Jayme, wie stets begleitet von Moryson. Der
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