Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
Freude und Dankbarkeit gegenüberzutreten, und den Hinterbliebenen riet, sich daran zu erinnern, daß im Jenseits Artor warte, um den König in Seine ewigliche Fürsorge aufzunehmen. Zu den Pflichten eines Sterbenden gehöre es, sich dem Tod willig zu stellen und sich auf seine Sünden und Verfehlungen zu besinnen, auf daß Artor den Reuigen um so bereitwilliger bei sich aufnehme. Und die Pflicht der Zeugen eines Sterbens bestehe darin, dem Betreffenden den Übergang so leicht wie möglich zu machen.
Faraday beobachtete Jayme bei seinem Gebet und versuchte herauszuhören, ob sich Triumph in seine Stimme einschlich, oder ob ein befriedigter Glanz in seine Augen trat. Aber wenn der Bruderführer so etwas wie Freude über das Ende des Königs empfand, wußte er das wohl zu verbergen.
»Priam«, wandte der Kirchenführer sich dann eindringlich an den Sterbenden und legte ihm die drei Schwurfinger auf die wächserne Stirn, »hört mir gut zu: Ihr müßt Euch der Obhut Artors anvertrauen, um Sein Heil zu erlangen, und Ihr müßt bedenken, daß Er Euch nur empfängt, wenn Ihr Eure Fehler und Missetaten beichtet und bereut. Priam, bekennt Eure Sünden jetzt, damit Artor Euch in Liebe aufnehmen kann.«
Der König schlug die Augen auf. Seine aufgesprungenen, trockenen Lippen bewegten sich, doch kein Laut ließ sich vernehmen. Jayme winkte einen Diener mit dem Kelch des Königs herbei.
»Trinkt, Euer Majestät«, flüsterte der Bruderführer, »trinkt, auf daß Euch die Beichte leichter falle.«
Faraday blickte verwirrt auf das Gefäß, atmete tief durch und versuchte, ihren Magen zur Ruhe zu bewegen. Doch je länger sie auf den Kelch schaute, desto mehr überkam sie die Gewißheit, daß etwas Böses, Schattenhaftes in ihm wohne. Dunkle Zeichen huschten über den Rand, und ihr fuhr es durch Mark und Bein. Dies war die Quelle des Dunklen Zaubers, der Priam aufs Totenbett geworfen hatte.
Doch der König nahm einen Schluck, und der kühle Trank schien ihn zu beleben. Er murmelte jetzt etwas vor sich hin, und Judith fing wieder an zu weinen. Offensichtlich erinnerte der Herrscher sich gerade der ersten Jahre seiner Ehe, als das Paar eine strahlende Zukunft zu erwarten hatte, als sie sich voller Leben fühlten und als sie noch glaubten, in ein oder zwei Jahren einem gesundem Thronfolger das Leben schenken zu dürfen. Obwohl die Verbindung zwischen ihnen vom Hof arrangiert worden war und mehr auf politischen Beweggründen fußte, waren die beiden sich immer von Herzen zugetan gewesen. Ihre Liebe hatte sogar die Enttäuschung ihrer Kinderlosigkeit überdauert.
»Ja, gut so«, ermunterte Jayme den Sterbenden, und jetzt trat ein sonderbares Leuchten in die Augen des Bruderführers. »Beichtet alles, redet Euch alles von der Seele, auf daß Artor Euch um so bereitwilliger aufnehme.«
Faraday betrachtete den Kirchenführer eingehend. Wenn sie es recht bedachte, hatten eigentlich immer nur er oder Bornheld dem König den Kelch gereicht. Warum hatte die böse Magie nicht auch auf sie übergegriffen? Warum war Priam allein davon erkrankt? Sie schaute rasch in eine andere Richtung, um sich nicht verdächtig zu machen, aber dort fiel ihr Moryson ins Auge. Der alte Berater stand hinter Jayme und Bornheld und hatte sich wie üblich die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Dennoch erkannte sie, wie sich seine Lippen bewegten und er den Kelch nicht aus den Augen ließ.
Während sie ihn noch anstarrte, hob er plötzlich den Kopf und warf ihr einen höhnischen Blick zu.
Faraday zitterte so heftig, daß sie befürchtete, sich nicht mehr auf den Beinen halten zu können. Die Augen des Mannes wirkten kalt wie Eis und schienen sich in ihren Kopf zu bohren.
»Herzogin?« murmelte Embeth an ihrer Seite, und Faraday konnte endlich den Blick vom Ersten Berater losreißen.
Als sie nach einer Weile wieder zu ihm zu schauen wagte, betrachtete er bekümmert den König.
Ein Zucken ging über Priams Gesicht, und dann schüttelte sich sein ganzer Körper. Judith schrie leise auf, ergriff die Hand ihres Mannes und hielt sie so fest, wie sie nur konnte. Des Königs Mund öffnete sich, und blutiger Schaum quoll heraus. Embeth beugte sich über ihn, um ihn wegzuwischen. Seine Majestät starrte nun nur noch an den Himmel seines Bettes, und sein Atem ging immer angestrengter.
Mit zitternden Lippen versicherte Judith ihn ihrer Liebe und wünschte ihm einen glücklichen Übergang.
Doch noch einmal kehrte das Leben in Priam zurück. Er streckte eine zittrige
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