Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
Bogenkünste zu beweisen; denn er glaubte, bei dem Wolfen handelte es sich nur um ein Spielzeug für Mädchen. Aber mit ihrer Treffsicherheit hatte Aschure ihm dann doch grimmig gewährte Achtung abgetrotzt. Selbst Belial, einer der besten Bogenschützen, die er kannte, würde es nur mit Mühe mit dieser jungen Frau aufnehmen können. Natürlich machte Arne sich auch über die Hunde Gedanken. Die disziplinierten Alaunt gehorchten Aschure aufs Wort und schienen alles zu verstehen, wenn sie mit ihnen sprach. Er hatte selbst schon mit Jagdhunden gearbeitet, aber ein so gut abgerichtetes Rudel war ihm noch nie begegnet. Tag für Tag folgten die Alaunt der jungen Frau auf Schritt und Tritt, und Sicarius, der Leithund, wich niemals von ihrer Seite.
»Der See wird aus einer heißen Quelle gespeist«, sprach der Offizier und wandte sich zum ersten Mal an Aschure persönlich, »und deren Wasser wärmt die Luft. Gorgrael kann uns hier mit seinen Eiswesen nichts anhaben. Sigholt ist ein sicherer Hafen für uns.«
Als sie weiterritten, entdeckten sie auch den funkelnden Wassergraben, der die Festung umgab.
»Hier sieht alles so anders aus«, erklärte Rivkah ihrer Freundin, als sie zur Brücke ritten. »Dieses Sigholt lebt und lacht.«
»Halt!« rief Arne, bevor sie auf die Brücke konnten. »Ogden und Veremund, Ihr geht zuerst hinüber, dann erst die beiden Damen.«
Die Mönche stiegen strahlend von ihren Eseln ab und traten vor den steinernen Steg.
»Willkommen, Ogden, willkommen, Veremund«, begrüßte die Brücke sie freudig mit ihrer melodischen Stimme. »Wie lange ist es her, seit ich Eure Füße auf meinem Rücken spürte?«
Rivkah und Aschure rissen überrascht die Augen auf.
»Die Brücke lebt, edle Herrin«, erklärte der Offizier Axis’ Mutter. »Und sie schützt uns vor allen, die nicht reinen Herzens sind.«
Die Wächter unterhielten sich gutgelaunt mit der Brücke, während sie zur anderen Seite schritten, und umarmten dann Jack, der sie am Tor erwartete. Die drei hatten sich viel zu erzählen, aber die Freude der Mönche wurde durch Jacks Mitteilung getrübt, daß Zecherach noch nicht gefunden war.
»Prinzessin«, winkte Arne Rivkah zu, »Ihr geht als nächste.«
Sie trieb ihr Roß an, doch bevor dieses den Huf auf die steinerne Überführung setzte, fragte diese: »Seid auch Ihr reinen Herzens?«
»Ja, das bin ich«, antwortete Axis’ Mutter klar und deutlich.
»Dann betretet mich, Prinzessin Rivkah, damit ich feststellen kann, ob Ihr die Wahrheit sprecht.«
Auf halber Strecke meldete sich die Brücke wieder zu Wort, diesmal mit tonloser Stimme: »Ihr wart einst die Herzogin von Ichtar.«
Rivkah wurde sich in diesem Moment unangenehm des rauschenden Wassers unter ihr bewußt. Im Schatten neben dem Tor warteten einige Männer auf sie. Ogden und Veremund sahen ihr ebenso wie der dritte bei ihnen ängstlich entgegen.
»Ja«, antwortete sie, »die war ich einst.«
Ihr Pferd blieb stehen, und Rivkah konnte es nicht dazu bewegen weiterzugehen. Schweiß trat ihr auf die Stirn.
»Ihr wart nicht aufrichtig zu Eurem Ehemann, Rivkah von Ichtar. Ihr seid Herzog Searlas von Ichtar nicht reinen Herzens begegnet, sondern habt ihn mit einem anderen Mann betrogen.«
Axis’ Mutter schluckte. »Ja«, zwang sie sich schließlich zu antworten, »ja, ich war Searlas nicht treu.« Ihr war es unmöglich, der Brücke die Unwahrheit zu sagen. »Hier auf dieser Burg habe ich ihn betrogen.«
Schweigen trat ein, und die Brücke schien nachzudenken. Dann fing sie unvermittelt an zu lachen. »Dann habt Ihr mein Herz schon gewonnen, Prinzessin, denn ich kann die Herzöge von Ichtar nicht leiden. Jeder ihrer Feinde ist mein Freund.«
Rivkah lächelte leise, und im selben Moment lief ihr Roß weiter. »Dank Euch, Brücke, vielen Dank.«
Aschure, die von der anderen Seite zusah, seufzte vor Erleichterung. Vor einem Moment noch hatte es ganz so ausgesehen, als wolle der Steg ihre Freundin abweisen. Sie warf einen scheuen Blick auf Arne, der ihr zunickte. Die Jägerin trieb ihr Pferd zur Brücke.
»Seid Ihr reinen Herzens?« bekam auch sie die Frage zu hören.
»Ja, das bin ich«, antwortete Aschure selbstsicher.
»Dann kommt zu mir, damit ich die Wahrhaftigkeit Eurer Worte überprüfen kann.«
Die Brücke teilte der jungen Frau bereits in dem Moment, in dem ihr Roß die Hufe auf die rot geäderten silbergrauen Steine setzte, ihre Zustimmung mit.
»Ihr habt die Wahrheit gesprochen, Aschure, und seid mir in meinem Herzen
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