Tanz der Verführung
gerecht werden. Und sie würde Fane keinen Grund liefern, sein Versprechen hinsichtlich Rudd zu vergessen.
Sie schlenderte um ihn herum zu einem der dichtgedrängten Tische, an dem einige Edelleute saßen, die sie kannte.
Die Musik wurde lauter. Das Tempo schneller.
Und auch ihr Herz beschleunigte seinen Takt. Wie gern sie doch getanzt hätte!
Einige Edelmänner traten mit ihren Frauen auf den freien Platz zwischen den Tischen, reichten sich die Hände und bildeten einen Kreis. Sie fingen zu tanzen an. Ein Sehnen brauste in Rexana auf. Zögernd stand sie außerhalb des Kreises und wiegte ihren Körper zum Rhythmus der Musik.
Fane trat hinter sie. Er legte seine Hände um ihre Taille und flüsterte ihr ins Ohr: »Sollen wir uns nicht zu ihnen gesellen?«
Dabei streifte er sie mit seinem Körper. An den Stellen, an denen seine Handflächen auflagen, begann ihre Haut zu glühen. Begierde flammte in ihr auf, ließ sie zittern. Ihre Füße kribbelten, wollten zur Seite treten und sich im Rhythmus der Trommeln bewegen. Sie sehnte sich so sehr danach, sich wie eine herabfallende Vogelfeder in immer neuen graziösen Spiralen zu drehen, schneller und schneller. Ihr Blut rauschte, rief sie zum Tanz.
Fanes Atem strich wärmend über ihre Wange. »Nur einen Tanz, dann dürft Ihr Euch gerne zu den Gästen begeben. Was haltet Ihr davon?«
Er ging an ihre Seite und reichte ihr seine Hand. Eine Einladung. Eine galante Geste von sinnlicher Bedeutung, die sie erst langsam zu verstehen begann. War es klug, mit ihm zu tanzen? Sie schob ihre Nervosität beiseite. Schließlich konnte sie jederzeit mit einem der Gäste ein Gespräch beginnen. Und Fane konnte sie nicht einfach in sein Gemach schleppen.
Tief atmete sie den Duft der Blumen und des Holzrauches ein und legte dann ihre Hand in Fanes.
Er umschloss sie mit seinen festen, warmen Fingern. Lächelnd zog er sie in die Runde der Tänzer. Der Kreis öffnete sich, sie stellten sich nebeneinander auf, dann schloss sich die Lücke wieder.
Schritt zur Seite. Schritt zurück.
Die Binsen raschelten unter ihren Füßen. Der Duft von zerdrückten Kräutern und Rosenblättern stieg zu ihr auf und erinnerte sie an die Waldlichtung. Sie versuchte, den Druck von Fanes schwieliger Hand zu ignorieren. Seine Finger, die sanft die ihren umschlossen. Seine anmutigen Bewegungen. Er tanzte und wiegte sich gekonnt im Rhythmus, als fühlte auch er die Musik in seiner Seele. Er war einfach wunderbar anzusehen.
Mit Jubelrufen wichen die Festgäste zu Seite. Rexana drehte sich, so dass die Röcke um ihre Fußgelenke wirbelten. Erregung brachte ihr Blut zum Kochen. Fane war neben ihr und grinste. Er griff wieder nach ihrer Hand, und der Kreis schloss sich erneut.
»Schneller«, rief er, und die anderen Tänzer lachten. Die Musikanten nickten nur.
Und die Tanzschritte wurden nun schneller. Der Kreis drehte sich immer weiter.
Schritt zur Seite. Schritt zurück. Drehung.
Schweiß floss zwischen Rexanas Brüsten herab. Haarsträhnen fielen ihr in die Augen. Sie löste ihre Hand aus Fanes und wischte sich die Stirn ab. Der Duft der Blumen wurde intensiver, die qualmige Dunkelheit des Saales schien sich verdichtet zu haben. Das Treiben um sie verschwamm.
Sie schloss ihre Augen und sah sich neben dem graugrünen Weiher tanzen. Nebel verhüllte den Rand der Lichtung. Die frischen Blumen zu ihren Füßen öffneten sich der Morgenröte.
Schritt zur Seite. Schritt zurück. Drehung.
Schneller.
Schritt zur Seite. Schritt zurück. Drehung.
Ihr Atem rasselte. Die Anspannung des Tages breitete sich in ihr aus wie Nebelschwaden im Wind. Sie hob ihre Hände und streckte sie dem ersten Sonnenlicht entgegen, das durch den Morgendunst drang.
Schneller.
Dreh dich. Dreh dich …
Dann stieß sie gegen etwas Hartes. Sofort öffnete sie die Augen und streckte ihre Hand aus, um nicht zu fallen. Doch sie griff nicht nach einem knorrigen alten Baum, sondern einem Tisch. Der Traum vom Wald verschwand, und wieder drang der Geruch von Blumen und brennendem Holz in ihre Nase.
Sie befand sich in der Mitte des Saals von Tangston Keep.
Am Rande des Tanzkreises stand Fane und starrte sie an.
Als er auf sie zukam, verflogen Rexanas Gedanken wie vom Wind verwehte Apfelblüten. Seine Augen leuchteten. Seine breite Brust hob und senkte sich. Sein Atem schien genauso unregelmäßig und heftig wie ihrer zu gehen.
Sein Atem könnte der ihre sein.
Sie hörte Getuschel. Die Tänzer sahen sie verwirrt an. Langsam erinnerte sie
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