Tanz der Verführung
sich wieder. Sie hatte den Kreis durchbrochen, sich von der Sehnsucht, die in ihr schwelte, mitreißen lassen. O Gott, welch eine verrückte Idee es doch gewesen war, tanzen zu wollen.
Fane blieb vor ihr stehen. Als sähe ihnen niemand zu, als wären sie allein im Saal, griff er nach einer ihrer Haarsträhnen. Ein flaues Gefühl überkam sie. Obwohl er noch ein Stück von ihr entfernt stand, schien die Hitze seines Körpers sie zu entzünden. Einen verwegenen Augenblick sehnte sie sich danach, ihren Körper an seinen zu drücken. Ihn mit ihren Händen zu streicheln. Ihn zu küssen.
»Komm, meine Schöne.«
Seine Worte ließen sie erschaudern. »Warum?«, flüsterte sie.
»Ihr wisst schon, warum.«
Ihr Puls raste noch schneller als die Musik, die wieder eingesetzt hatte. Der Tisch drückte hart und unnachgiebig gegen ihren Körper, der sich leicht und irgendwie durchsichtig anfühlte.
Er neigte seinen Kopf herab, drückte seine feuchte Stirn an ihre und strich mit seinem Daumen über ihren Mund. »Den ganzen Tag habe ich auf diesen Augenblick gewartet. So wie Ihr auch.« Noch bevor sie etwas sagen konnte, nahm er ihr Kinn und bog ihren Kopf zurück, so dass sie ihm in die Augen blicken musste, die eine hypnotisierende Wirkung auf sie hatten. »Ich begehre alles an Euch, Rexana. Euren Körper, Euer Herz und Eure Seele. Heute Nacht wird wenigstens Euer Körper mir gehören.«
Unwillkürlich ergriff sie freudige Erwartung. Während seine heiseren Worte im Lärm des Saals versanken, starrte sie auf seinen wundersam geschwungenen Mund, so nah und so verführerisch.
Doch plötzlich nagte Vorsicht an ihr. Hüte dich, Rexana! Gib dich nicht seiner Verführungskunst hin. Tust du es doch, wirst du für ewig an ihn gebunden sein.
Er liebkoste ihre Wange, als spürte er ihr Zögern. Sein weiches, leicht nach Zimt duftendes Haar streichelte ihr gerötetes Gesicht. »Ich weiß um die Leidenschaft in Eurem Herzen«, drängte er. »Erlaubt mir, sie zu entfesseln und Euch Lust zu bereiten.«
Ja, schrie ihr sündiger Köper. Oh, ja.
Nur mit Mühe konnte sie ihr Verlangen zügeln. Schäm dich! Zu leichtfertig hatte sie an Hingabe gedacht, während sie doch alles an die Wahrung ihrer Jungfräulichkeit und Rudds Rettung setzen musste.
Rexana presste ihre Hände gegen seine Brust.
»Mylord …«
Er zwinkerte. »Ihr dürft Euch später bei mir bedanken.«
Bei ihm
bedanken?
Hatte seine Dreistigkeit denn nie ein Ende? Verblüfft löste sie ihre Hände von ihm und spottete lachend: »Wie überheblich von Euch, mit Eurem Können im Bett zu prahlen.« Sie stieß sich vom Tisch ab und wollte sich an ihm vorbeischieben.
Doch seine Arme umfingen sie sanft und verhinderten ihre Flucht. »Ich werde mein Können schon noch beweisen. Hier entlang.«
Gnade! Wie konnte sie ihn sich bloß vom Leibe halten, wenn sie erst einmal in seinen Gemächern waren? Sie warf einen Blick auf die umstehenden Tische. »Wartet. Meine Pflichten. Die Gäste …«
»… werden Verständnis haben. Sie rechnen damit, dass wir uns früher verabschieden. Schließlich sind wir frisch vermählt.«
Fane schob sie durch die Reihen der Adeligen, die erneut einen Kreis gebildet und zu tanzen begonnen hatten. Er legte einen Arm um ihre Taille und geleitete sie zum Treppenaufgang. Die Menge um sie herum wich zur Seite, anzügliches Geflüster war zu hören.
Ein Aufschrei ging durch Rexana.
»Mylord, wir werden Euch zu Eurem Gemach geleiten«, rief einer der Männer. Schritte waren hinter ihnen zu hören, und Rexana erzitterte.
»Wir werden Euch und Eurer Frau dabei behilflich sein, Euch zu entkleiden und zu Bett zu gehen«, rief ein anderer, und lautes Gelächter erschallte. »In dieser Gegend von England ist das so Brauch.«
Rexana zuckte zusammen.
Fane lächelte und schüttelte den Kopf, als spürte er ihre Furcht. »Ein alberner Brauch. Ich werde ihm nicht folgen.«
»Achtet Ihr etwa unsere Sitten nicht, Sheriff?«, schrie ein weiterer Mann.
Musik und Gelächter verstummten, unheimliche Stille setzte ein. Jeder im Saal schien darauf zu lauern, was nun geschehen würde.
Nervös sah Rexana Fane an. Würde er sich den Sitten beugen? Würde er seinen Gästen nachgeben und ihre Hochzeitsnacht zu einem öffentlichen Spektakel werden lassen? Würde er die Wünsche seiner Gäste über die ihren stellen? Ihr Magen verkrampfte sich vor Unbehagen.
Fanes Arm schloss sich enger um ihre Taille, dann sah er zu ihr herab und lächelte. »Ich bitte um Vergebung, aber
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