Tanz der Verführung
Schläfen. Wusste er etwa, was sie vorhatte? Dass sie ihre Ehe annullieren lassen wollte? War ihr Plan nur allzu offensichtlich? Das konnte nicht sein. Darwell meinte vermutlich ihren Auftritt als verschleierte Tänzerin und dass er sie dabei erkannt hatte, sie aber nicht verraten würde.
Sie überlegte sorgfältig, was sie ihm antworten sollte, während seine Gesichtszüge nun ernster wurden. »Ihr seid eine mutige Frau. Ich bedaure, dass Ihr nicht Garmonns Frau geworden seid. Er liebt Euch, wie Ihr wisst. Er hätte um Eure Hand gekämpft und sie gewonnen, wenn Ihr es ihm nur gestattet hättet.«
Sie stieß die Luft aus, die sie bis dahin angehalten hatte. Glücklicherweise hatte Darwell das Thema gewechselt. Dennoch konnte die Erleichterung darüber nicht die Erinnerungen an Garmonns törichtes Verhalten auf dem Marktplatz oder seine Grausamkeiten der Vergangenheit auslöschen. »Vielleicht ist es besser, dass ich Sheriff Linford geheiratet habe«, sagte sie. »Garmonn und ich hätten am Ende wohl doch nicht so gut zueinander gepasst.«
Darwell schüttelte seinen ergrauenden Kopf. Aus dem Augenwinkel erblickte sie Fane, der sich aus der Runde unten entfernt hatte. Die Musikanten begannen auf ihren Lauten und Trommeln eine fröhliche Weise zu spielen.
Erneut sah sie Darwell an, der sie nun mit offensichtlicher Neugier anstarrte. Dann griff er nach ihrer Hand. »Vergebt mir meine Dreistigkeit, aber ich muss Euch unbedingt etwas fragen. Stimmt es, dass Ihr Linford verführt und ihn angebettelt habt, Euch zu heiraten? Zieht Ihr ihn denn Garmonn wirklich …«
»Ich habe Euch allzu lange allein gelassen, Liebste.«
Fane kam auf den Tisch zu und stellte mit einem dumpfen Geräusch seinen Kelch ab. Darwell ließ ihre Hand wieder los.
Rexana kniff die Lippen zusammen. Hatte Fane Darwell etwa gehört? Wahrscheinlich nicht, bei all der Musik und dem Lärm. Dennoch tat sie gut daran, jeden Verdacht zu zerstreuen, bevor sie ungewollt Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie griff nach dem Weinkrug und hielt ihn über Fanes Kelch.
»Noch einen Schluck, Mylord?«
»Ja, gerne.« Als hätte ihm missfallen, was er gesehen hatte, wandte er sich zu Darwell, der hastig eine Falte aus seinem burgunderfarbenen Wams strich. »Ich hoffe doch nicht, dass Ihr meine Frau mit Ammenmärchen über die Hochzeitsnacht erschreckt. Sie sieht so blass wie ein Bettlaken aus.«
Darwell musste kichern. »Es steht mir nicht zu, darüber zu sprechen. Ich habe ihr lediglich zur Hochzeit gratuliert. Ein großer Tag für Warringham.«
»Sehr wohl.«
Fane sah wieder Rexana an, die schwer schlucken musste. Sie hatte immer wieder versucht, nicht an die bevorstehende körperliche Begegnung zu denken, an die Nähe, die sie um jeden Preis verhindern musste. Als sie ihm Wein einschenkte, ließ ein Lichtstrahl den Krug aufleuchten. Eine Erinnerung schoss ihr durch den Kopf. Fane hatte stets einen Weinkrug in seinem Gemach. Sie musste ihm heute Nacht doch nicht etwa damit auf den Kopf schlagen, um sein Verlangen zu löschen?
Kalte Furcht packte sie. Wenn sie danach Rudd nicht befreien und mit ihm fliehen konnte, würde sie sich Fane gegenüber erklären müssen, sobald er wieder zu sich gekommen wäre. Keine sehr angenehme Aussicht.
Konzentriert schenkte sie ihm den Wein ein. Dennoch zuckte sie zusammen, als Fane mit seinen Fingern die ihren liebkoste.
»Ihr seht müde aus, meine Schöne. Fühlt Ihr Euch wohl?«
»Ja.«
»Sollen wir uns nicht in unsere Gemächer zurückziehen?«
Sie setzte den Krug ab, um den Wein nicht über das Tischtuch zu vergießen, und lächelte freundlich. »Noch nicht. Ich habe unsere Hochzeitstorte noch nicht gekostet. Außerdem möchte ich unsere Gäste begrüßen. Ich kann es kaum erwarten, meinen Pflichten als Burgherrin und Eurer Gemahlin nachzukommen.«
»Tatsächlich?« Er grinste, als gefielen ihm ihre Worte sehr.
Darwell machte eine tiefe Verbeugung, verabschiedete sich und eilte davon.
Rexana stieß ihren Stuhl zurück und stand auf. Sie hielt Fanes glühendem Blick stand. Immer noch umspielte ein eigenartiges Lächeln seinen Mund. Machte er sich etwa über sie lustig? Er musste doch einsehen, wie wichtig es war, dass sie sich unter die Gäste mischte und ihre Rolle als Lady Linford übernahm. An diesem Abend wollte sie unbedingt die kultivierte Gastgeberin und verliebte Braut spielen. Trotzig blickte sie in den Saal. Sie würde ihrem Teil des Täuschungsmanövers, auf das sie sich mit Fane geeinigt hatte, vollkommen
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