Tanz der Verführung
es an ihrem fiebernden Blick, an ihren unregelmäßigen Atemzügen erkannt.
Bald würde sie ihn freiwillig von den Veilchen auf ihrem nackten Bauch kosten lassen.
Bald, sehr bald würden sie sich ihrem ganz eigenen sinnlichen Tanz hingeben.
Er rutschte näher an sie heran und versuchte, seinen Arm um sie zu legen.
Wie ein verängstigtes Pferd scheute sie zurück.
»Rexana.«
»Mylord.« Sie stand nun neben dem Bett und hatte unter ihren Röcken die Hände zu Fäusten geballt. Zur Flucht bereit.
Ihm entfuhr ein trockenes Lachen. Vielleicht war sie nicht so leicht zu verführen, wie er gedacht hatte.
Er verlagerte sein Gewicht auf ein Bein und lehnte sich locker an die Wand. Dann sprach er sanft auf sie ein: »Kommt zurück, ich werde Euch schon nicht fressen.«
»Aber Ihr werdet mich küssen«, keuchte sie atemlos.
»Ist das denn so furchtbar?«
Ihr Mund zitterte, doch dann warf sie ihre Schultern in offensichtlicher Rebellion zurück. »Ich bin noch nicht dazu bereit … ich kann Euch jetzt noch nicht küssen.« Ihr Blick fiel auf die Schale mit Früchten, die auf einem Tischchen stand. »Habt Ihr denn keinen Hunger? Ich habe einen Bärenhunger nach dem Tanz.«
Bärenhunger
. Wenn sie nur wüsste. Ein Grinsen legte sich auf Fanes Lippen. »Ich bin in der Tat sehr hungrig.«
»Nun denn.« Ihre Röcke raschelten, als sie sich dem Tisch näherte. Sie betrachtete das dargebotene Obst. »Eine Feige, Mylord?«
»Ja, eine kleine. Nur sie kann mein Verlangen stillen.«
»Eine kleine …« Ihre Hand, die eine dicke Feige hielt, erstarrte. Sie errötete. »Oh.«
»Rexana, gestattet mir, dass ich Euch küsse. Mein Verlangen nach Euch ist wie das eines sterbenden Mannes nach seinem Leben. Mich hungert nach Eurem herrlichen Geschmack, nach Euren Lippen auf den meinen. Nach Eurem weichen Körper, der sich an mich schmiegt.«
Sie senkte den Blick. Dann, fast als hätte sie sich dabei ertappt, sich zu ergeben, riss sie die Augen wieder auf.
Genugtuung überkam ihn. Sie war also gegen seine schmeichelnden Worte, gegen die blumige Romantik eines edlen Höflings nicht völlig gefeit. Sie wollte mit Stil verführt werden. Langsam und vorsichtig löste er sich von der Wand. »Wusstet Ihr, Liebste, dass Ihr nach Veilchen schmeckt?«
»Veilchen?« Ihre Augen weiteten sich, und sie führte überrascht die Hände zum Mund.
»Ja.« Er kam näher. »Süß, köstlich, wie der herrlichste Nektar. Euer Geschmack hat meine Zunge überflutet, als wir uns küssten. Ich bin ganz trunken von Euch. Denn ich habe … das Glück gekostet.«
»Glück?« Mit den Fingerspitzen fuhr sie sich über die Lippen.
»Außerordentliches Glück«, ergänzte er flüsternd. »Die süße Leidenschaft verzehrt mich. Quält mich. Verschlingt meine Vernunft. Ich bebe vor Verlangen nach Euch.«
Ein undefinierbares Geräusch, halb Seufzen, halb Stöhnen, kam über ihre Lippen. Dann schloss sie die Augen, taumelte leicht gegen den Tisch, während er langsam den Abstand zwischen ihnen überwand und vor ihr stehen blieb. Nahe genug, um sie in die Arme schließen zu können. Nahe genug, um seinen kostbaren Kuss einzufordern.
Ihre Augenlider flatterten. »Mylord …«
»Küsst mich, Rexana.«
Sie öffnete ihre Augen, ihr Blick war von Zweifel geprägt. Von Verlangen. Von Widerstand.
Er berührte die bestickten Manschetten ihres Ärmels. Langsam, ganz behutsam schlängelten sich seine Finger ihren Arm empor. Sie schauderte, ging zwei Schritte zurück und stolperte über den Saum ihres Kleides.
»Ihr begehrt doch meinen Kuss.« Enttäuschung verdunkelte seinen Blick. »Also verweigert ihn nicht.«
»Ich will ihn«, stimmte sie mit fester Stimme zu. Immerhin versuchte sie nicht törichterweise etwas abzustreiten, von dem beide wussten, dass es zutraf.
»Dann nehmt Euch, was Ihr begehrt.« Er breitete einladend die Arme aus. »Ich gehöre ganz Euch.«
Ihre Augen funkelten so hell wie der Saphir an ihrem Finger. Doch sie ging nicht auf ihn zu, sagte nichts, und seine Enttäuschung wurde zu Ärger.
»Liebste.«
»Ich kann nicht.« Ihre Finger schlossen sich enger um die Feige, als könnte die Frucht die Grausamkeit ihrer Zurückweisung aufsaugen.
»Ihr seid meine Frau.« Hart stieß er die Worte zwischen seinen Zähnen hervor. Als er in ihr Gesicht blickte, in das sich Ablehnung und Elend eingegraben hatten, durchzuckte ihn ein Gedanke so heftig wie der Stoß eines Sarazenenschwertes. Ihr köstlicher Geschmack in seinem Mund verflog. »Ich
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