Tanz des Verlangens
schüttelte den Kopf. Was ist das denn für ein Gedanke? Mir einzubilden, es könnte eine Genesung für mich geben? Er hatte seine Wahl getroffen. Und er würde die Konsequenzen tragen.
Selbst wenn es einen Weg gäbe, bliebe ihm dafür keine Zeit. Schmerz durchzuckte seinen Arm, wie um seine Gedanken zu unterstreichen.
Wenn es stimmte, was man sich über den Fluch des Mals erzählte, dann könnte die Tatsache, dass Conrad begonnen hatte von Néomi zu träumen, weitaus mehr Gewicht haben, als er sich vorgestellt hatte.
Er musste freikommen und diesen Bastard jagen. Wenn er Tarut besiegen und das Blut des Dämons trinken könnte, würde Conrad in der Tat das mächtigste männliche Wesen der ganzen Mythenwelt sein. Er wäre nicht aufzuhalten. Was ihm dabei helfen würde, die nächste Gruppe von Feinden zu besiegen: die Woede-Brüder.
Vor einigen Monaten hatte Conrad, ohne es zu ahnen, einen Kriegsherren leer gesaugt, der von einem bedeutenden Geheimnis Kenntnis hatte: den einzigen Weg, Rydstroms Thronräuber, den unrechtmäßigen König der Wutdämonen, zu besiegen.
Damit war Conrad jetzt das letzte Lebewesen auf Erden, das sich im Besitz dieser Information befand. Allerdings war es ihm weder bewusst, noch wusste er, wie er danach suchen sollte.
Rydstrom würde über Leichen gehen, um zu erfahren, was sich in Conrads Kopf verbarg. Genau wie sein Bruder, Cadeon der Königsmacher. Als Söldner hatte er fünf Königen zu ihrem Thron verholfen.
„Ihr riskiert viel, wenn ihr mich zu dieser Versammlung mitnehmt“, sagte Conrad schließlich.
„Es wird dort wild zugehen, also halten wir uns einfach zurück und schauen vom Rand der Menge aus, ob sich vielleicht eine Frau findet, die dir gefällt.“
Conrad sollte sich also bei so einer Art Klassenausflug für Mythenweltwesen im Gebüsch verstecken und nach einer Frau Ausschau halten. Der absolute Tiefpunkt meiner Erniedrigung. Er zwang sich, nicht in Néomis Richtung zu blicken.
„Ich habe keinerlei Interesse daran, eine Frau, die ich mir nicht selbst aussuchen darf, zu versorgen und zu beschützen.“ Doch noch während er diese Worte aussprach, begann er darüber nachzudenken, was es bedeuten würde, wenn das Schicksal Néomi für ihn auserwählt hätte … Könnte Conrad einen Weg finden, eine Brücke zwischen ihren beiden Existenzen zu schlagen? Sodass er sie zu der Seinen machen konnte? Er hatte davon geträumt, sie zu nehmen. Wenn die Realität nur einen Bruchteil so gut war wie seine Träume …
„Conrad!“ Murdoch schnipste mit den Fingern.
Er blinzelte. „Was?“
„Ich sagte, wir wissen von deiner Mitgliedschaft bei den Kapsliga, und wir kennen auch die Eide, die das beinhaltet.“
Conrad riss die Augen auf. „Wage es ja nicht …“
„Wir wissen, dass du noch nie mit einer Frau zusammen warst.“
13
Cadeon Woede vom Stamm der Wutdämonen hätte sich lieber mit glühenden Kneifzangen die schwarzen Krallen von den Fingern reißen oder die Hörner abfeilen lassen, als diese Bar zu betreten – eine schäbige Bikerkneipe, die fast ausschließlich von männlichen Dämonen frequentiert wurde.
Aber wenn Cade seinen Bruder und dessen Begleitung nicht hierherbegleitet hätte, wäre er losgezogen, um ihr nachzustellen, und Rydstrom verfolgte seine spätabendlichen Aktivitäten bereits jetzt schon mit Misstrauen. Außerdem hatten sie an diesem Abend ein geschäftliches Treffen mit einer Wahrsagerin.
„Und hier kommt das Täubchen der Stunde“, murmelte Cade, als Nïx in Begleitung einer weiteren Walküre die Bar betrat. Sie waren schon seit Tagen auf der Suche nach Nïx, und schließlich hatte ein gemeinsamer Freund dieses Treffen arrangiert.
Rydstrom wandte sich gerade rechtzeitig um, um zu sehen, wie die beiden zierlichen Frauen von einem Pathosdämonen behelligt wurden. Der Pathosdämon war ein muskelbepackter Biker, sah aber noch jung aus, zu jung, um sich mit den sehr viel älteren Walküren anzulegen.
„Geh zur Seite“, sagte Nïx, die ihn schon gar nicht mehr richtig wahrnahm und an ihm vorbeischaute.
Als er der Aufforderung nicht Folge leistete, spannte sich ihre Begleiterin an. „Los, beweg dich.“ Die Frau trug einen tief ins Gesicht gezogenen Cowboyhut. Jede Wette, dass sich darunter das strahlende Gesicht von Regin der Ränkevollen verbarg, einer Walküre, die keinem Kampf aus dem Weg ging. „Oder spüre den Schmerz .“
„Meine Freundin sehnt sich nun schon seit Wochen nach einer ordentlichen Schlägerei“, sagte Nïx.
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