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Tanz des Verlangens

Tanz des Verlangens

Titel: Tanz des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kresley Cole
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wehrt.“
    Néomi war ermordet worden, besaß keinen Körper mehr, und dennoch packte sie so viel Glück, wie sie nur konnte, in ihr Leben. Das nötigte Conrad Respekt ab.
    Jetzt tanzte sie, als ob sie instinktiv wüsste, wie sie allein ihn locken könnte. Wie sie für ihn unwiderstehlich werden konnte. Also, warum sollte er versuchen zu widerstehen? Warum gegen diese Anziehungskraft kämpfen?
    Weil er sie am Ende doch nur enttäuschen würde, selbst wenn sie seine Gefühle erwiderte.
    Hier ging es ihm langsam besser, aber er war keineswegs bei vollem Verstand, litt immer wieder unter Wutanfällen und quälenden Albträumen. Wie würde es werden, wenn er erst einmal in die reale Welt da draußen hinausmusste? Würde es ihm gelingen, sich zu beherrschen und darauf zu verzichten, seine Feinde leer zu trinken, wo er doch süchtig danach war, ihre Macht in sich aufzunehmen?
    Seit Jahrhunderten waren seine Widersacher erpicht darauf herauszufinden, woran ihm etwas lag. Aber das war schließlich so etwas wie eine unausgesprochene Regel der Mythenwelt. Unsterbliche konnten dem Tod ziemlich gleichgültig gegenüberstehen, nachdem sie so lange gelebt hatten, also war das beste Druckmittel die Androhung von Vergeltung an der Familie oder anderen geliebten Personen. Doch er war in all den Jahren nie erpressbar gewesen.
    Das hatte sich jetzt geändert. Conrad stand kurz davor, ihr mit Haut und Haar zu verfallen
    Er schüttelte den Kopf. Nein, seine Feinde konnten Néomi nichts antun, konnten sie weder entführen noch verwunden. Vielleicht war das der Grund dafür, dass er bei ihr diese ungewöhnliche Gelassenheit empfand, weil er wusste, dass auch er ihr nichts antun konnte. Selbst wenn er freikäme, wäre er nicht imstande, sie versehentlich zu verletzen, wenn er die Selbstbeherrschung verlöre.
    Aber wie sollte er freikommen? Nicht einer seiner Brüder war zurückgekehrt, seit dem Tag, an dem er versucht hatte, sie von Néomis Existenz zu überzeugen – dem Tag, an dem sie nach Mount Oblak, der Burg der Devianten, aufgebrochen waren.
    Conrad wusste, was das bedeutete.
    Möglicherweise hatte Kristoff entdeckt, dass sie Conrad lebend gefangen hielten. Das zweite Gesetz des Deviantenordens? Tötet die Gefallenen, wo immer ihr ihnen auch begegnet. Schon indem sie Conrad am Leben gelassen hatten, hatten sie Hochverrat begangen. Kristoff hatte sie wahrscheinlich auf Mount Oblak eingekerkert und feierlich gelobt, er werde sie freilassen, sobald sie Conrads Aufenthaltsort verrieten.
    Was sie niemals tun würden. Trotz all ihrer Fehler waren sie die loyalsten Männer, die man sich vorstellen konnte.
    Die andere Möglichkeit? Sie waren im Kampf gefallen. Und Conrad war sich nicht sicher, wie er sich dabei fühlte. Im Verlauf der letzten Woche war ihm sehr wohl bewusst geworden, dass er ohne seine Brüder Néomi nie kennengelernt hätte.
    Da er jetzt ein wenig rationaler denken konnte und in der Lage war, einen Großteil seiner Wut zu beherrschen, bedrückte ihn der Gedanke, sie alle drei zu verlieren, überraschend stark.
    Mit ihr über die Einzelheiten seiner Vergangenheit zu sprechen, hatte ihn gezwungen, sich bessere Zeiten in Erinnerung zu rufen. Er hatte sich daran erinnert, wie Nikolai ihm immer wieder aus der Patsche geholfen hatte. Er hatte an den Tag zurückgedacht, als die vier Brüder die schicksalhafte Entscheidung getroffen hatten, die Kontrolle über die Verteidigung ihres Landes zu übernehmen: Außer uns schafft das niemand. Conrad erinnerte sich, wie stolz er gewesen war, dass nicht einer von ihnen gezögert hatte.
    Sollten seine Brüder noch am Leben sein, wäre er nicht imstande, sie zu vernichten, wie er es eigentlich geplant hatte. Er wollte nichts mit ihnen zu tun haben, aber töten konnte er sie nicht …
    „Möchtest du den Whisky denn gar nicht probieren?“, fragte sie, als sie in ihrem Tanz kurz innehielt.
    „Was? Ja.“ Er hatte vorgehabt, ihn für jedes „Lebensjahr“ wenigstens eine Minute lang atmen zu lassen, aber sie sah so erwartungsvoll aus. Er schätzte, dass eine gute halbe Stunde ausreichen dürfte und der Geschmack würde mit der Zeit nur noch an Komplexität zunehmen. Also goss er sich einen Schluck ein und ließ ihn im Glas herumwirbeln.
    Dann nahm er den ersten Schluck. Nur mit Mühe konnte er verhindern, dass sich seine Augen vor Genuss schlossen. „Mein Gott, so sollte es immer sein.“ Das Aroma war belebend und weich zugleich, seine Bestandteile ergänzten einander perfekt und waren

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