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Tapas zum Abendbrot

Tapas zum Abendbrot

Titel: Tapas zum Abendbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Basel Nicole Frick Marike
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vier Jahren«, sagt Elke Montanari. »Deshalb müssen sie regelrecht üben, wie man mit Menschen umgeht, die leider nur einsprachig sind. Sie machen nach und nach die Erfahrung: Bei den Eltern funktionieren Sätze, die halb spanisch, halb deutsch sind. In der Kita klappt das aber beispielsweise nicht.«
    Dass Kinder Sprachen anfangs oft munter durcheinandermischen, findet die Expertin unproblematisch. »Irgendwann hören sie damit auf und lernen, welche Sprache sie in welcher Umgebung benötigen.« Für Eltern heißt das aber keineswegs, dass sie sich dann zurücklehnen können. »Man kann nicht aufhören, beide Sprachen regelmäßig zu benutzen, weil das Kind jetzt vier ist und ganz gut sprechen gelernt hat.« Wieder und wieder müssen Eltern Antworten finden: Wie bringe ich neue Themen an mein Kind heran? Wie bringe ich es mit Kinderliteratur in Kontakt? Wie kann es in der anderen Sprache Lesen und Schreiben lernen? Soll es das überhaupt, oder will ich damit warten? Soll das Kind ein Jahr im anderen Land zur Schule gehen, etwa kurz vor dem Abitur? »Das geht so weiter, bis das Kind ein junger Erwachsener ist.«
    Klingt anstrengend. Sonja und Manoj werden es demnächst aber schon mal etwas einfacher haben, was ihren Sohn Leo und das Englischlernen angeht. Die Familie zieht nämlich für ein Jahr nach Singapur. Das habe sich beruflich so ergeben, sagt Sonja. Ob Leo dann am Ende des Jahres wohl noch mit ihr Deutsch sprechen will? Gut nur, dass Sonja und Manoj auch damit ganz entspannt umgehen würden.
    I no money!
    Florian ist in einem besonders gut: darin, sich in Luft aufzulösen. Das muss er auch können, denn seine Freundin ist Japanerin. Und das oberste Credo der meisten Japaner lautet: Bloß nicht auffallen. Oft ist es am besten, so zu tun, als sei man gar nicht da. Deshalb redet Florian weniger als sonst und auch nicht so laut, wenn er seine Freundin in ihrer Heimat besucht. Er unterbricht niemanden, er stellt keine Forderungen, er putzt sich nicht in der Öffentlichkeit die Nase, verbeugt sich mit einem perfekt geraden Rücken und vor allem: Er lächelt. Bis ihm die Backen wehtun.
    Und all das für Sakura: 24 Jahre alt, klein, mit frechen kurzen Haaren. Halten sie sich in ihrem Apartment in Tokio auf, dann sind laute Musik und laute Gespräche tabu. Türen dürfen nur leise geschlossen werden. Florian hält sich daran, denn er weiß: Aus der Reihe zu tanzen, das ist für viele Japaner das schlimmste anzunehmende Übel. »In Japan gibt es ein Sprichwort«, erzählt Florian. »Wenn irgendwo ein Nagel aus der Wand steht, dann muss man ihn wieder reinhämmern.« Florian will aber nicht in die Wand gehämmert werden.
    Dass Florian fließend Japanisch spricht, ist für die Beziehung natürlich optimal. Immerhin kann er seiner Freundin in deren Muttersprache vom Tag erzählen und sich über Träume, Sorgen oder Hoffnungen austauschen. Es gibt genug Menschen, die unter weniger guten Voraussetzungen eine Partnerschaft mit jemandem aus einem fernen Land eingehen. Dann wird auf Englisch geradebrecht, oder der Partner versucht sich in ersten holprigen Deutschkenntnissen. Gerade neulich erst sah ich eine TV-Doku, in der ein Mann aus Sachsen seine thailändische Internetbekanntschaft in ihrer Heimat besuchte. Viel mehr als »I no money« konnte er nicht stammeln, als sie ihm eine teure Hochzeit aufschwatzen wollte. Wie lange so etwas wohl gutgehen kann?
    Doch die Sprache zu beherrschen, ist in Japan nur der erste Schritt. Denn viel wichtiger ist das, was passiert, wenn man nicht spricht. Die japanische Kultur kennt Hunderte ungeschriebene Regeln der Kommunikation: wann man etwa lächeln oder wer sich bei der Begrüßung tiefer verbeugen muss. Japaner prüfen stets, in welchem Verhältnis sie zu einem anderen Menschen stehen: ob sie der »Senpai«, der Überlegene, oder der »Kohai«, der Unterlegene sind. Das wirkt sich dann auf die Art und Weise aus, wie sie miteinander sprechen. Man muss in Japan auch wissen, dass die Menschen dort nur selten Gefühle zeigen, dass sie manchmal lächeln, wenn ihnen etwas Schlimmes passiert ist, um Mitleid zu vermeiden. Sie würden einem anderen Japaner nie direkt einen Wunsch ausschlagen. Wenn dagegen jemand auf eine Bitte mit Herumdrucksen reagiert, dann bedeutet das ein klares Nein. Und die vielleicht wichtigste Regel: Man muss wissen, wann man die

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