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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrina L. Vögele
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sie sichtlich aufgeregt. Ihre zarten Schultern bebten, und sie kniff ihre Augen immer mehr zusammen, so dass sie aussahen, als wären sie kleine Briefschlitze.
    »Jetzt ist Schluss!«, versicherte sie lautstark.
    Ich verstummte mitten im Satz und sah Giardio verunsichert an, denn ich wusste nicht, was ich falsch gemacht hatte. Er zuckte fast unmerklich mit den Schultern und setzte sich ein wenig aufrechter hin. Seine ernste Miene beunruhigte mich. Anscheinend hatte Opalia mein abruptes Schweigen bemerkt. Sie sah mich entschuldigend an.
    »O nein, Liebes, ich meinte nicht dich. Ich meinte diese Blutsauger, diese Parasiten, diese …Vampire! Wir müssen etwas dagegen unternehmen. Ich muss mich mit dem Rat treffen. Sofort.«
    Sie griff hinter sich und zog ein goldenes Glöckchen hervor. Sofort erschienen ein Dienstmädchen und ein Butler.
    »Sarai, bitte geleite meine Gäste in ihre Zimmer und besorg ihnen etwas zu essen. Jordan, beruf den Rat zu einer Notfallsitzung ein.«
    Sie wandte sich mit besorgtem Gesicht ab und wir verliessen hinter Sarai den Raum.

    »Was denkst du? Beeindruckend, nicht wahr?«, fragte mich Giardio.
    Ich wusste nicht wieso, aber er schien mich, obwohl wir uns kaum kannten, erstaunlich gut zu erfassen. Oder vielleicht konnte er Gedanken lesen? Möglich wäre es ja, denn schliesslich gab es hier in dieser Welt auch Vampire, und Giardio selbst hatte zwei Flügel auf dem Rücken.
    »Ich habe tatsächlich über diesen seltsamen Raum nachgedacht. Was waren das für Kugeln?«
    »Das war der Hoheitssaal. Die Kugeln, die du gesehen hast, repräsentieren alle Königinnen, die Taquanta je hatte.Jede von ihnen wurde nach einem Edelstein oder Kristall benannt. Opalia, Rubinia, Smaragdia …«
    »Das erklärt, wieso im Palast so viel aus Opal ist, aber weshalb der Topas?«
    «Topasia war Taquantas erste Königin. Aber ich erzähle dir die Geschichte meines Landes ein anderes Mal. Einverstanden?«
    Ich nickte nachdenklich, denn etwas liess mich einfach nicht los. Er hatte gesagt, dass der Hoheitssaal alle
Königinnen
von Taquanta repräsentiert, aber wo waren die Herren?
    »Nur die Königinnen? Gibt es noch einen weiteren Saal?«
    Er lachte: »Nun, dieses Land hatte nie, und wird nie einen König haben. Nur Frauen haben Anspruch auf den Thron. So war es immer, und so wird es auch immer sein. Frag mich nicht wieso, ich weiss es nicht. Ich habe in der Schule nie besonders gut aufgepasst in Geschichte.«
    Ich musste grinsen, und um mir das zu verkneifen, biss ich mir auf die Lippe. Ein Land, das nur von Frauen regiert wurde. Eine Welt, in der das weibliche Geschlecht dominierte. Irgendwie gefiel mir dieser Gedanke, denn wo ich herkam, hatten bis jetzt fast immer die Männer dominiert.
    Ich dachte immer noch über die eigenartigen Dinge nach, die ich hier erlebte, als mir ein leckerer Duft in die Nase stieg. Er erinnerte mich entfernt an Weihnachtsplätzchen, und ich stellte plötzlich fest, dass ich fast am Verhungern war. Anscheinend ging es Giardio ähnlich, denn ich sah, wie er tief einatmete und wie sich ein zufriedener Ausdruck auf seinem Gesicht breitmachte. Sarai, die ich ganz vergessen hatte, öffnete uns die Türe in ein gemütliches Zimmer.
    »Lasst es Euch schmecken und ruht Euch ein wenig aus, Ihr müsst bestimmt erschöpft sein. Wenn ich noch irgendetwas für Euch tun kann, dann klingelt bitte.«
    Sie übergab mir eine kleine goldene Klingel, verziert mit (wer hätte das gedacht) Opalen, dann verschwand sie mit einem Lächeln auf ihren dünnen rosigen Lippen. Ich drehte mich um und betrachtete den Raum: Auf einem runden Tisch in der Mitte war das Mahl angerichtet, das mir das Wasser im Mund zusammenlaufen liess. Ausser dem Tisch und einigen Stühlen gab es in einer Ecke, direkt vor dem Fenster, eine gemütliche Sitzecke.
    »Wollen wir?«, fragte mich mein Begleiter. Ich nickte und nahm seine ausgestreckte Hand, mit der er mich zu Tisch geleitete.

    »Nein, wirklich!«, prustete ich.
    Wir lachten viel während des Essens. Er erzählte mir von seiner Kindheit und ich ihm von meiner. Wir sprachen über unsere Freunde und über unsere Familien, doch wir verloren kein Sterbenswörtchen darüber, dass ich aus einer anderen Welt stammte, und wir verschwendeten auch keinen Satz über die Umstände unseres Kennenlernens. Wir waren einfach zwei Freunde, die ein feines – aber gewöhnungsbedürftiges – Essen genossen und sich dabei näher kennenlernten. Und je mehr ich von ihm und seinem Leben erfuhr, desto

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