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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrina L. Vögele
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Ohren presste. DerHerzschlag war jetzt dadurch etwas gedämpft, dafür vernahm ich das Rasseln meines Atems umso besser, und das machte mich nervös. Verzweifelt nahm ich die Arme wieder herunter und schrie gellend auf. Meine Schulter schmerzte, der Herzschlag des Baumes pochte laut und deutlich und mein Atem ging wieder stossweise. Ich sah mich um. Obwohl ich geschrien hatte, reagierte keiner der Totseeler.
    Der Plan war mir so einfach vorgekommen, doch nun wusste ich nicht mehr weiter. Ich war nur noch einige Meter vom Baumstamm entfernt, doch auch wenn ich ihn erreichte, wie sollte ich einarmig dort hinaufklettern und Giardios Herz finden? Welches war seines? Das Schönste, hatte ich gedacht. Wie bescheuert.
    Erschöpft liess ich mich zu Boden sinken. Das klebrige schwarze Gras umschlang meine Hände und Beine. Doppeltes igitt.
    Am Boden war der Herzschlag noch überwältigender. Er erfüllte alles, und ich war mir sicher, nie wieder aufstehen, geschweige denn zurückfinden zu können.
    Viel Glück, hatte Calvin gesagt. Doch ich brauchte kein Glück, sondern ein Wunder. Betrübt und entmutigt sass ich da und wusste nicht, auf was ich wartete. Da spürte ich es plötzlich. Nicht viel hatte sich verändert. Das Pochen in meiner Schulter, der Schmerz, das eklige Gras, die düstere Stimmung und der übermächtige, dumpfe Herzschlag waren immer noch vorhanden. Doch etwas war anders. Mein Herz schlug noch immer im Rhythmus des Baumes, aber es erwärmte sich. Es war ein angenehmes, fast schon kribbliges Gefühl und ich sah auf. In dem Moment schlurfte eine Gestalt in mein Blickfeld. Sie unterschied sich nicht von den anderen. Auch sie war in graue Lumpen gekleidet und sah fürchterlich ungepflegtaus, doch sie hatte zwei Flügel auf dem Rücken, die noch einen feinen Glanz aufwiesen. Er war stärker als bei den anderen geflügelten Wesen, vielleicht weil sie noch nicht lange hier war?
    »Giardio?«, flüsterte ich.
    Keine Antwort. Der Totseeler schaute nicht einmal in meine Richtung. Er schlurfte einfach weiter. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und versuchte es noch einmal mit festerer Stimme.
    »Giardio?«
    Immer noch keine Antwort. Mühsam erhob ich mich, befreite mich von den Grastentakeln und ging auf die Gestalt zu. Obwohl ich immer noch langsam und unsicher auf den Beinen war, kam ich ihr bald näher und ging hinter ihr her. Die Flügel sahen aus wie Pergament. Ich hatte Angst, sie zu berühren, denn sie wirkten so zerbrechlich. Die Farbe war fast ganz aus ihnen gewichen, und doch konnte ich stellenweise deutlich das Kobaltblau erkennen. Dieser Totseeler war einst Giardio gewesen, die anderen nicht. So einfach war das. Egal, wie absurd es klang, ich wusste einfach, ich hatte ihn gefunden. Der Herzschlag des Baumes war immer noch kaum erträglich, aber er erfüllte nicht mehr meinen ganzen Körper. Mein Herz gehörte wieder sich selber und schlug in seinem eigenen Rhythmus.
    »Giardio?«
    Wieder keine Antwort. Was nun? Sollte ich bis ans Ende meiner Tage diesem Totseeler hinterherlaufen?
    Fate hatte prophezeit, ich sei das Herz des Rätsels. Da es hier nur so von Herzen und ihren Schlägen wimmelte, nahm ich sehr stark an, dass die Lösung direkt vor mir lag.
    »Totseelers Herzen weg, so sagt es das Gesetz, doch sein Glanz kann ihn befreien, aber der Herzensbaum gibtniemals zurück, weggenommen ist somit sein Glück, denn der Herzensbaum behält, was er sich hat genommen; doch sei dies nur die Hülle jenes verschenkten Organs, so befreit das wandelnde den Totseeler mit seinem Glanz«, zitierte ich. So befreit das wandelnde den Totseeler mit seinem Glanz? Das wandelnde Organ, also das Herz. Das wandelnde Herz? Und sein Glanz?
    »Giardio? Du kennst mich doch noch, oder? Bitte, du musst mich kennen! Ich bin es, Lizzy! Du hast mich schon zigmal gerettet! Hallo?« Ich fuchtelte wild mit der Hand vor seinem Gesicht herum. Keine Reaktion. Verzweifelt und den Tränen nahe, stellte ich mich ihm in den Weg und packte ihn an den Schultern. Sie waren schmächtig und knochig. Ich befürchtete zwar, ich könnte ihn verletzten, dennoch schüttelte ich ihn kräftig.
    »Reagiere, du Dummkopf!«, schrie ich. Nichts. Wütend packte ich sein Kinn und hob es an, um ihm ins Gesicht zu sehen. Scharf sog ich die Luft ein. Seine Haut war eingefallen und wirkte wie verstaubt. Seine Lippen waren blutleer und seine Haut wurde von kleinen schwarzen Rissen durchzogen. Doch das Schlimmste waren seine Augen. Sie waren dunkle, schwarze

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