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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrina L. Vögele
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der Stille klang meine Stimme leise und zerbrechlich, und dann brach sie vollständig ab, als ich auf die Lichtung ritt.

    Über mir war der Himmel dunkel und sternenlos, in der Mitte der grasbewachsenen Lichtung stand ein riesiger Baum, von dem das Pochen ausging. Er hatte einen dicken Stamm und eine weit ausgreifende Krone. An den Ästen schwebten Herzen, die sich im gleichen Rhythmus zusammenzogen und wieder ausdehnten. Das Pochen war also in Wahrheit ein Herzschlag. Ich sass da und starrte den Herzensbaum mit offenem Mund an.
    Es streiften menschenähnliche Wesen herum, die mich ignorierten, vielleicht hatten sie mich gar nicht bemerkt. Kein Einziges von ihnen hob den Kopf, so dass mir die Gesichter verborgen blieben. Sie trugen graue Lumpen und ihre Haare waren strähnig und fettig. Die Hände waren aschfahl und knochig. Manche waren gross wie Riesen, andere von durchschnittlicher Grösse und dann gab es auch noch solche mit Schuppen oder mit Flügeln. Die Kreaturen erzeugten kein einziges Geräusch und schlurften ohne Formation herum. Den Herzensbaum anstarrend, fragte ich mich unwillkürlich, welches der Herzen wohl Giardios war. Das Schönste, beschloss ich. Ununterbrochen hielt ich nach einem Paar kobaltblauer FlügelAusschau, aber es war zwecklos. Auf der Lichtung gab es ausser dem Rot der Herzen kaum Farben.
    Ich kramte meine Notizen über Vampire aus meinem Ausschnitt. Geschwind überflog ich sie, bis ich bei Punkt 13 anlangte.
    13. Totseeler=seltsames Wesen, immer in Herzensbaums Nähe, keine Seele & kein Herz mehr (das hängt am Herzensbaum), können nur wieder normal werden durch: »Totseelers Herzen weg, so sagt es das Gesetz, doch sein Glanz kann ihn befreien, aber der Herzenbaum gibt niemals zurück, weggenommen ist somit sein Glück, denn der Herzenbaum behält, was er sich hat genommen; doch sei dies nur die Hülle jenes verschenkten Organs, so befreit das wandelnde den Totseeler mit seinem Glanz« (was auch immer das heisst; bis jetzt konnte es niemand entziffern).
    Angestrengt las ich das Rätsel. Rätsel. Irgendwo in meinem Kopf klingelte ein kleines Glöckchen, aber ich fand die Ursache nicht. Ich war noch nie gut darin gewesen, Rätsel zu lösen.
    Nachdenklich kaute ich auf meiner Lippe herum. Komm schon, Lizzy, streng deine grauen Zellen an. O.k., Rätsel. Das musste der Knackpunkt sein. Hm, Buchstaben- oder Kreuzworträtsel? Sudoku? Nein, es hatte etwas mit dem Wort zu tun. Ich hatte in den letzten Tagen schon einmal über ein Rätsel nachgedacht, aber welches? Ein Bild blitzte vor meinem inneren Auge auf. Die schlechtgelaunte, schwarzgekleidete Fate, was hatte sie gesagt? Irgendetwas mit Rätsel. Ich konnte spüren, dass die Antwort zum Greifen nah war. Ich wurde richtig aufgeregt.Also, Destiny hatte gesagt, du wirst dich selbst bis aufs Blut verlieren. Und Fate? Du wirst … Rätsel … Du wirst das Rätsel … und plötzlich wusste ich es. Du wirst das Herz des Rätsels sein. Ja, das war’s. Und in dem Moment machte es Klick, und das Ganze ergab einen Sinn.
    Natürlich. Ich musste Giardios Herz vom Baum holen! Doch dafür musste ich durch die Totseeler hindurch und auf den Baum hinaufklettern. Vorsichtig stieg ich von meinem Bonsani, was einen stechenden Schmerz in meiner Schulter verursachte. Ich band das Tier an den nächsten Baum, tätschelte es und machte mich auf den Weg.
    So geräuschlos wie möglich schlängelte ich mich durch die Totseeler. Die Strecke war viel länger, als ich angenommen hatte. Je näher ich dem Baum kam, desto stärker wurde das Pochen, und mein Herz schien zu antworten. Wie hielten das diese armen Kreaturen nur aus? Ich hatte grösste Mühe, nicht von den Füssen gerissen zu werden. Die Aura wurde immer stärker, je näher ich dem Herzensbaum kam. Die Luft wurde drückender, und ich musste meinen Atem kontrolliert regulieren. Auch die Gerüche wurden schwerer. Es war stickig.
    Vom Stamm ging ein unheimliches, mattes Leuchten aus. Seltsamerweise war das Gras um den Baum herum fast schwarz. Mir fiel auf, dass sich die Totseeler immer nur ausserhalb dieser Schwärze aufhielten. Ich zögerte, doch nur kurz, bevor ich einen Fuss darauf setzte. Es war ganz weich und irgendwie klebrig. Angeekelt verzog ich das Gesicht. Die Erde schien förmlich zu zittern und ich konnte das Pochen nicht nur spüren, sondern auch hören. Es war dumpf und laut. Es widerhallte in meinem Kopf, bis ich die Arme – trotz der aufflammenden Schmerzen – hochriss und mir die Hände auf die

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