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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Knight
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auf, dass es die verschiedenen Bewegungen und Positionen aus dem muslimischen Gebet enthält. Wenn du in jeder Position auf bestimmte Weise atmest, benutzt du während der vier Rakat jeden Muskel in deinem Körper.«
    »Wow«, sagte ich.
    »Allah ist der Planer«, sagte Umar. »Er hat sich das alles für uns ausgedacht.«
    Am frühen Abend bemerkte ich, dass Jehangir immer noch draußen vor dem Haus war. Er hatte den Ghettoblaster aus dem Auto geholt, eine Billy-Bragg- CD eingeworfen, »California Stars« ausgewählt und lag jetzt rücklings auf dem Bürgersteig, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Ich stand da, hielt die Fliegengittertür offen und genoss, wie sich die Welt in dieser Stunde und zu dieser Jahreszeit anfühlte, nicht zu kalt oder zu heiß, weder zu hell noch zu dunkel, mit einer kleinen Brise, aber nicht zu stark, alles war in jeder Hinsicht vollkommen. Und mein Held lag da draußen auf dem Boden. Der Song ging zu Ende und begann von vorne. Er musste auf Repeat gestellt haben.
    »Hast du jemals von einer Band namens Burning Books for Cat Stevens gehört?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete ich.
    »Sie sind von der Westküste«, sagte Jehangir und fixierte den Himmel.
    »Sind sie gut?«
    »In sechs Monaten werden sie berühmt sein. Und auf MTV , wart’s nur ab.«
    »Wirklich?«, fragte ich und setzte mich an den Rand der Veranda.
    »Nein, nicht wirklich.«
    »Oh. Haha.«
    »Sie sind trotzdem ziemlich gut. Ich glaube, ich habe oben eine von ihren Platten, aber ich muss mir eine neue Nadel für meinen Plattenspieler kaufen.«
    »Ich versteh diese Vinyl-Sache immer noch nicht«, sagte ich. »Das ist doch unsinnig.«
    »Technologie versus Ideologie«, erwiderte Jehangir. »Das ist so ein Punk-Ding.«
    »Ist Punk eine Ideologie?«, frage ich.
    »Wer weiß das schon noch? Vielleicht geht es nur darum, sich eine Schlüsselkette umzuhängen.«
    »Für manche Leute bestimmt.«
    »Manche Leute würden sagen, bei Punk ginge es darum, seine eigene Kultur zu verbreiten, die Medienkonzerne zu meiden und sich nicht zu verkaufen; aber die Bands, die wir als unsere spirituellen Vorbilder ansehen – die Sex Pistols, The Clash, die Ramones und so weiter –, waren alle bei den großen Labels unter Vertrag. Und manche würden sagen, Punk sei nur laute, aggressive Musik; aber Death Metal ist ebenfalls laut und aggressiv. Ist das etwa Punk? Was ist mit lautem, aggressivem Rap? Oder geht es bei Punk darum, Konventionen, Umgangsformen und Tabus aufzubrechen? Wenn ja, wo sind dann die Bands, die das heute noch tun?«
    »Worum geht es deiner Meinung nach?«
    »Ich glaube, es geht nur darum, hässlich zu sein.« Ich lachte, dann wurde mir klar, dass er es ernst meinte. »Darum kannst du kein Punk sein«, fuhr er fort. »Du siehst gut aus, du ziehst dich gut an und du wirst mal ein großartiger Ingenieur sein.« Ich fand, dass Jehangir Tabari eigentlich ein wirklich attraktiver junger Mann war, auch wenn er sich mit seinem Iro und seiner Kluft absichtlich hässlich machte. Falls er jemals in einer Emo-Pop-Band wie New Found Glory singen wollte, hatte er das Gesicht dazu, aber er fluchte zu viel und hatte sich nie die Zähne richten lassen – um die echten Punks ausfindig zu machen, bräuchte man nur auf ihre Zähne zu achten, sagte er immer. »Aber ja, Mann … ich glaube, darum geht es … hässlich zu sein …«
    »Was sind dann die Taqwacores? Hässliche Muslime?«
    »So ungefähr.«
    Ich blieb auf der Veranda sitzen, Jehangir lag ausgestreckt auf dem Bürgersteig, und wir sagten eine Weile lang gar nichts. In der Stille verlor ich mich in einem Tagtraum über eine Parade der hässlichen Muslime, die im Gänsemarsch unsere Straße herunterkamen: Da waren Frauen, die ohne ihre Walis verreisten; Maler, die Menschen porträtierten, bartlose Qasis; Hundebesitzer, deren Haus kein Engel mehr betritt; Haschaschins wie Fasiq Abasa, Liwats und Sihaqs, Anhänger der Ahmadiyya; Gläubige, die aufgehört haben, auf Arabisch zu lesen, weil sie es nicht verstanden; Linkshänder; Biertrinker; die Kuwaitis, die den Koran gesungen haben und dafür zum Tode verurteilt wurden; Typen, die sich davongeschlichen und mit Mädchen rumgemacht haben und damit Generationen von zerebraler Klitorisbeschneidung zunichte gemacht haben; Mädchen, die nicht länger dafür verantwortlich sein wollten, wenn ein Mann schmutzige Gedanken hatte; Gläubige, die keine Lust mehr hatten, nach der Stechuhr zu leben; Kids, die ihre Pizza mit Salami aßen,

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