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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Knight
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und immer so weiter.
    Es waren so viele gescheiterte Gläubige, dass ich fast vermutete, sie wären in der Mehrheit.
    »Taqwacore«, sagte ich ohne ersichtlichen Grund.
    »Unaufhaltsame Kraft trifft auf unbewegliches Objekt«, erwiderte Jehangir.
    »Wie?«
    »Unaufhaltsame Kraft trifft auf unbewegliches Objekt. Das sagen sie immer bei den Wrestlingkämpfen, die Sonntagmorgens im Fernsehen kommen.«
    »Aha.«
    »Also, wer gewinnt, Captain Physics?«
    »Weiß nicht.«
    »Es ist so, als würde ein NASCAR -Fahrer bei einem Tempo von 500 Stundenkilometern frontal gegen die Kaaba krachen.«
    »Okay.«
    »Unaufhaltsame Kraft trifft auf unbewegliches Objekt.«
    »Na ja, in diesem Fall würden Vögel auftauchen und Lehm auf den Fahrer werfen, bevor er das Haus des Propheten erreicht.« Wir lachten beide.
    Eine Woche später fuhren wir durch Buffalo und brüllten den Fußgängern Sachen zu, einfach nur irgendwelchen Blödsinn, den wir witzig fanden.
    » HILFE !«, schrie Jehangir mit seiner albernsten Stimme, als wir an einer roten Ampel hielten. Ein Pärchen das gerade vorbeilief, schaute ihn an, ohne anzuhalten. » HILFE !«, wiederholte er. » HILFE ! ICH HABE MEINE BANANE VERLOREN !« Sie blickten weg und gingen weiter. Es wurde grün, und ich entdeckte auf meiner Straßenseite einen alten Mann.
    » GIB MIR MEIN T - SHIRT ZURÜCK !«, kreischte ich. Jehangir schüttete sich aus vor Lachen, ich dachte schon, er stirbt.
    »Was hat der Typ gemacht?«, fragte er.
    »Ich glaube, er hat mich nicht verstanden.«
    » HEY !«, brüllte Jehangir und steckte den Kopf aus dem Fenster. Auf seiner Seite sah ich eine Mutter mit zwei Kindern. » SIE MACHEN MIR ANGST !« Kaum hatte er das gesagt, waren wir schon einen halben Kilometer die Straße runter, all die Leute waren weg und vergessen und andere kamen uns entgegen.
    » ROWWWWWWRRRRRRRR !«, schrie ich einen Siegertypen im Trenchcoat an. » ICH BIN EIN LÖWE ; ROWWWWWRRRRRRR !« Er sah mich nur an.
    »Guck auf den Rücksitz«, befahl Jehangir. »Hinter mir.«
    »Da ist nur ein altes Sandwich von Subway.«
    »Gib’s mir.« Als ich es aufhob, schlug uns der Gestank entgegen. Jehangir nahm das Sandwich, das noch eingepackt war, hielt es von sich weg und wartete auf den Moment  – der kam, als wir an einer roten Ampel in der Rechtsabbiegerspur hielten und in der Linksabbiegerspur neben uns einen SUV entdeckten. Jehangir wickelte schnell das Sandwich aus. Als es Grün wurde, schleuderte er es auf den SUV und raste rechts herum auf die Forest Avenue, während wir beide in infantiler Ekstase aufheulten.
    Schließlich kamen wir auf die I -90 und erreichten einen riesigen Flohmarkt von der Größe eines Einkaufszentrums. Jehangir wirkte inmitten des ganzen Trödels gelinde gesagt fehl am Platz, aber es war einfach, ihn anhand seines Iros im Blick zu behalten. Viele Händler boten Artefakte aus unserer Kindheit feil: Star-Wars-Figuren, Wrestler aus Massivgummi, He-Man, G .  I . Joe, Baseballkarten von Typen wie Jose Canseco, die ihre Glanzzeit hatten, als ich zehn Jahre alt war. Jehangir Tabari entdeckte eine alte Iron-Sheik-Figur, an deren Hosen die Farbe schon fast ganz abgeblättert war. »Guck dir seine spitzen Schuhe an«, sagte Jehangir mit einem breiten Grinsen. »Ich brauche unbedingt solche Schuhe, wäre das nicht geil?«
    Während die meisten Händler ein Sammelsurium von ganz unterschiedlichem Kram im Angebot hatten, hatten einige ein Spezialgebiet. Einer verkaufte ausschließlich Jagdkleidung in knalligem Orange. Ein anderer hatte nur alte Musikkassetten. Das Inventar eines Typen bestand nur aus 90 x 150 cm großen Flaggen, er hatte jeweils ein Exemplar von jeder in seinem Stand zu hängen. Da war die POW / MIA -Flagge mit der schwarzen Silhouette eines Kriegsgefangenen, eine amerikanische Flagge mit einem riesigen Indianerhäuptling in der Mitte, eine amerikanische Flagge mit einer Harley Davidson in der Mitte, eine normale amerikanische Flagge, eine Gadsden-Flagge mit der Aufschrift »Don’t Tread on Me« und eine Konföderiertenflagge. »Hier hat Umar bestimmt seine Kaschmirflagge gekauft«, bemerkte Jehangir ironisch.
    Über einen großen Flohmarkt wie diesen kann man stundenlang streifen und dabei sein Zeitgefühl völlig verlieren, man fühlt sich ein bisschen benommen und gewöhnt sich an eine ganz andere Art von Luft: die abgestandenen Aromen einer Halle voller Waren, die in Tausenden von Haushalten vor sich hin gealtert waren.
    »Guck mal hier«, sagte ich und zog

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