Taqwacore
hatte. Jehangir fädelte sich in den Verkehr ein und unsere Flucht war gelungen. » I Wanna Be a Punk« von den Blanks 77 lieferte dazu den perfekten, wenn auch aggressiven Soundtrack.
»Leg Sham 69 auf«, sagte Amazing Ayyub.
»Tu es nicht«, sagte ich, weil ich wusste, dass er mir nur wieder seinen Rich-Boy-Song vorsingen wollte.
»Ist es Zeit für Asr?«, fragte Fasiq.
»Vermutlich«, sagte Jehangir.
»Wollt ihr beten?«
»Klar.«
Wir setzten Amazing Ayyub an der Stadtmission – oder Camp Fun, wie er sie nannte – ab und fuhren heim. Umar und Rabeya waren da und sagten, sie würden an der Dschamaat teilnehmen, doch als Jehangir Muzammil aufforderte, das Gebet zu leiten, fiel Umar plötzlich ein, dass er schon gebetet hatte.
Nach dem Gebet hielt Jehangir die hohlen Hände wie beim Du’a und sagte: »Meine Geliebte scheißt die Wahrheit aus, doch der Verstand ist wie eine Flasche Lysol, die neben dem Klo steht.«
»Was zum Teufel soll das heißen?«, fragte Fasiq.
»Rumi hat das gesagt, glaube ich«, antwortete Jehangir. »Scheiße, ich kenne einen Typ, der seit zehn Jahren seinen Darm nicht mehr entleert und sich vor dem Beten nicht mehr gewaschen hat. Wahrscheinlich schläft er auch nicht mehr. Ich schlafe. Und ich furze. Ich esse Tacos, was mich noch ruinieren wird, und dann furze ich Dhikrs und gedenke damit Allah. Dreiundreißig Alhamdulillahs, dreiunddreißig Subhanallahs, vierunddreißig Allahu Akbars, pfffffffft! Pfffffffffft! Was habe ich gerade gesagt? La ilaha illa huwal’hayyul quayyum!« Ich ging nach oben und warf mich auf mein Bett. Nach zwanzig Minuten tauchte Muzammil in der Tür auf.
»Hier«, sagte er und reichte mir verstohlen die rosa-weiß gestreifte Tüte von Victoria’s Secret. Ich nahm den Katalog heraus.
»Wofür ist der?«, fragte ich.
»Er ist für dich.«
»Für mich?«, fragte ich erstaunt.
»Rabeya sagt, du könntest ihn brauchen.«
»Wozu?«
»Das wirst du schon noch herausfinden. Kleine Schritte, Bruder. Sie sind nicht ganz nackt, da wirst du zumindest nicht gleich mit einer klaffenden Möse konfrontiert … allerdings sind die Gesichter auch nicht wegretuschiert.«
»Warte mal, ich soll das benutzen, um … Hand an mich selbst zu legen?«
»So würde ich das nicht nennen, Yusef. Viel Spaß!« Er schloss die Tür und ich hörte, wie er zur Treppe ging.
Da war ich nun. In meinem Schrank lag eine Burka, deren Besitzerin erwartete, dass ich sie in der Öffentlichkeit tragen würde. In den Händen hielt ich meine erste Masturbationsvorlage, die mir ein homosexueller Mann gekauft hatte. Sowohl die Burka-Besitzerin als auch der homosexuelle Mann waren Muslime. Glaube ich.
Audhu billahi mina schaitani ir-radschim .
Ich fragte mich, was unten los war. Vielleicht sprach Jehangir immer noch über seine heiligen Fürze. Vielleicht war Fasiq gerade auf dem Weg nach oben, um auf dem Dach sein Dope zu rauchen, und würde die geschlossene Tür bemerken, wenn er an meinem Zimmer vorbeikam. Rude Dawud würde in ein paar Wochen nach Costa Rica gehen. Ich dachte darüber nach, wie das wohl werden würde und was er da unten wohl machen würde. In letzter Zeit war er nur selten da gewesen, er war meistens mit seinen neuen Reggae- und Ska-Freunden zusammen. Wusste irgendjemand außer Muzammil und Rabeya, dass ich hier alleine mit dem Victoria’s-Secret-Katalog war? Vielleicht standen sie alle vor meiner Tür und lauschten. Ich würde mir nicht wirklich einen runterholen, oder doch? Ich ging zur Tür und stand still da. Dann riss ich sie auf. Nichts. Mein Penis war hart und aufgerichtet.
Zuerst war ich unbeholfen und bewegte meinen ganzen Körper mit. Bald entdeckte ich, dass es einfacher ging, wenn ich nur meine Hand bewegte. Dann ging es ganz gut, doch ich hörte zwischendrin auf, um sicherzugehen, dass ich die Tür abgeschlossen hatte. Ich zog mein T -Shirt aus; ich weiß nicht, wieso, aber es erschien mir angebracht. Ich lauschte nach Geräuschen im Flur. In dem Katalog waren einige sehr hübsche Mädchen. Ich konzentrierte mich auf eine, die Seite für Seite immer wieder in neuen Posen, mit verschiedenen Schmollmündern und in anderer Unterwäsche abgebildet war. Sie hatte große Brüste und ein Gesicht, das jeden erdenklichen Ausdruck annehmen konnte. Auf einer Seite hielt sie den Kopf gesenkt und rollte die Augen nach oben, als würde sie mich von unten ansehen. Auf der nächsten trug sie einen neckischen Pyjama und lächelte süß. Während ich den Katalog
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