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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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um direkt über meinem Kopf zu tanzen. Als ich ausstieg, warf er sich mit einem Hechtsprung auf mich. Wir wälzten uns eine Weile auf dem Rasen vor dem Haus. Aus Erfahrung wusste ich schon, dass ich meine guten Klamotten besser nicht anzog, wenn diese Typen in der Nähe waren.
    Ich weiß nicht genau, wie Amazing Ayyub zu seinem Namen gekommen ist oder wieso er schließlich zu einem Dauergast unseres Hauses geworden war, doch ich kann mich erinnern, wie ich ihn zum ersten Mal getroffen habe. Ich war unten im Wohnzimmer und versuchte, meinen Laptop in Ordnung zu bringen, ich war noch ziemlich neu im Haus. Jehangir stellte uns vor. Ayyub hatte kein T -Shirt an, sodass mein Blick sofort auf sein Tattoo fiel.
    »Kennst du dich mit Computern aus?«, fragte ich. »Meine Soundkarte macht Ärger, aber oben hat sie noch funktioniert …«
    Ayyub lehnte sich herüber, als würde er sich die Sache mal ansehen wollen, doch dann – ohne ein Taschentuch oder wenigstens seine Hand davor zu halten – nieste er so explosionsartig, dass ein gelbgrünes Schnoddergeschoss auf meinem Bildschirm landete. Wir betrachteten es und sinnierten über die funkelnden Punkte in Regenbogenfarben, die es aus den Pixeln machte.
    Dann sah ich Amazing Ayyub an. »Was studierst du?«, fragte ich. »Was, äh, ist dein Hauptfach? Oder gehst du etwa gar nicht zur Uni …?«
    Nachdem ich die Grasflecken von unserem kleinen Wrestling-Match begutachtet hatte, ging ich hinein, um zu schauen, was die Jungs so machten, obwohl ich es eigentlich hätte wissen können, nachdem Fasiq Blättchen gekauft hatte. Sie waren in Rude Dawuds Zimmer, die Tür war zu und »Rudy Ska« von den Specials dröhnte durch die Wände.
    Als ich die Tür öffnete, quoll eine Rauchwolke heraus und Rude Dawud sagte gerade zu Fasiq: »Ob du jetzt ›Allah‹ oder ›Jah‹ sagst, Bruder, wo ist denn da der Unterschied?« Rude Dawud – der einzigartige Dawud in so etwas Ähnlichem wie einem Hawaiihemd, aber immer noch mit Sonnenbrille und dem Pork-Pie-Hut – sah mich und lächelte. »Hey, Bruder Yusef, wie geht’s dir, Mann?«
    »Alhamdulillah«, entgegnete ich, schüttelte Dawuds Hand und setzte mich zu Jehangir aufs Bett. Er hatte den Joint in der linken Hand und gab ihn an Fasiq weiter. Im Zimmer roch es muffig. Dawuds Wände waren mit Bildern von Haile Selassie und zwei 90 x 150 cm großen Flaggen behängt – eine für sein Heimatland, die andere aus modischen Gründen. Er bemerkte, dass ich sie ansah.
    »Der Sudan«, erklärte er und deutete auf die Flagge mit dem grünen Dreieck auf rot-weiß-schwarzen Streifen. »Jamaika«, fügte er hinzu und deutete auf das gelbe X , das die grünen Dreiecke oben und unten von den schwarzen links und rechts trennte.
    »Maschallah«, entgegnete ich. Fasiq inhalierte und wollte mir den Joint geben. Ich hob meine Hand in stummer, aber höflicher Ablehnung, und er gab das Ganja an Jehangir weiter.
    »Im Sudan, Bruder, da siehst du, wie der Islam wirklich ist, wie er eigentlich sein sollte«, sagte er und bemühte sich, die richtigen Worte zu finden. »Bruder, ich meine, die Regierung da ist echt übel, sie ist richtig, richtig übel – aber die Leute , Yakhi, die sind wirklich in Ordnung. Sie sind gute Muslime.«
    »Alhamdulillah«, antwortete ich.
    »Und auf Jamaika, Bruder, ist es ganz genauso – die Leute sind spirituell, Bruder, gute Leute. Das habe ich gerade auch zu Bruder Fasiq gesagt. Ob du ›Allah‹ sagst oder ›Jah‹, was macht das für einen Unterschied? Wir sind doch alle Brüder, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Wir stammen alle von den beiden ersten Menschen ab, stimmt’s?«
    »Subhanallah«, sagte ich lächelnd.
    »Ja, Bruder! Subhana, Jah ! Es ist dasselbe, stimmt’s?«
    »Wir sind alle Brüder«, sagte Fasiq. Jehangir lehnte sich zurück und nahm alles in sich auf.
    »Bruder«, sagte Rude Dawud, »wir sind doch alle aus Erde entstanden. Wir sind aus Erde und wir werden wieder zu Erde …«
    Als Fasiq aufstand, bemerkte ich, dass er einen Koran dabeihatte, eines der Exemplare, das ich ihm aus Mustafas Nachlass gegeben hatte. Er verabschiedete sich von allen, verließ den Raum und zog Dawuds Tür hinter sich zu. Ich wusste, er würde aus dem Badezimmerfenster aufs Dach klettern. Als Fasiq weg war, erschien es mir auf einmal seltsam, in einem Zimmer voller Marihuanaqualm zu sitzen, also sagte ich meine Salams und ging ihm nach.
    Ich stand vor dem Waschbecken und betrachtete ihn durch das Badezimmerfenster, diesen

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