Die Angst verfolgt dich bis ans Ende (Thriller) (German Edition)
Alfred Bekker
Die Angst verfolgt dich bis ans Ende
Thriller
© 1996,2004 und 2012 by Alfred Bekker
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Lynne Davis atmete tief durch.
Die Musik war gleich zu Ende. Sie blickte nach links, wo Clark Grady, der Aufnahmeleiter hinter einem Glasfenster saß und ihr zunickte. Lynne strich sich eine Haarsträhne zurück.
Mein Gott, dachte die junge Frau. Ich mache diese Sendung nun schon fast drei Monate. Allmählich sollte sich wenigstens ein klein bißchen von dem einstellen, was man Routine nennt. Aber Lynne hatte noch immer vor jeder Sendung Schmetterlinge im Bauch.
Die Musik war zu Ende.
Ein rotes Licht ging an.
Jetzt war sie auf dem Äther und mindestens einige hunderttausend Ohrenpaare würden jetzt der Stimme von Lynne Davis lauschen.
"Und hier ist wieder Radio KLM, London und ich begrüße mal wieder alle Nachtschwärmer zur zweiten Hälfte von Lynne's Night-Talk. Heute zum Thema Reinkarnation und Wiedergeburt.
Glaubt ihr daran, daß es mehrere Leben gibt, daß die Seele vielleicht nach dem Tod des Körpers weiterexistiert - oder seit ihr der Meinung, daß nach dem Tod alles zu Ende ist?
Habt ihr schonmal gelebt? Es gibt Menschen, die davon überzeugt sind. Ganze Kulturen bauen auf diesem Glauben auf..."
Dann gab Lynne die Telefonnummer über den Sender. Zweimal, zum Mitschreiben.
Eine kurze Musikeinspielung folgte, dann der erste Anruf.
"Hallo, hier ist Lynne Davis. Wer spricht da?"
"Bill."
Die Stimme hatte einen seltsam dumpfen Klang, das fiel Lynne sofort auf. Aber sie dachte zunächst nicht weiter darüber nach.
"Bill, warum rufst du an? Was willst du uns erzählen?"
"Ich habe den ersten Teil der Sendung gehört - vor den Nachrichten. Und da dachte ich..." Er stockte. Seine Stimme klang wirklich merkwürdig... "Ich dachte, da muß ich mal anrufen. Es ist nämlich so, daß ich schonmal gelebt habe..."
"Du glaubst also an die Wiedergeburt."
"Ich weiß es, verdammt noch mal!"
Es war ein kleiner Ausbruch von unterdrückter Wut, der Lynne unwillkürlich einen Schauer über den Rücken jagte. Sie hörte ihn durch das Telefon atmen. "Entschuldigung", sagte er. "Aber es ist immer dasselbe, wenn man darüber redet. Man wird nicht ernstgenommen..."
"Ich würde das Thema nicht in meine Sendung nehmen, wenn ich es nicht ernst nähme", erwiderte Lynne. "Aber sag mal, was ist mit deiner Stimme? Man kann dich so schlecht verstehen?"
"Ich spreche durch ein Taschentuch. Ich will nicht, daß jemand, den ich kenne, meine Stimme wiedererkennt..."
"Verstehe", murmelte Lynne. Er war nicht der erste Anrufer, der anonym bleiben wollte. Und natürlich hieß er auch nicht Bill. Aber darauf kam es nicht an.
"Ich hatte viele Leben in verschiedenen Zeitaltern", sagte der Anrufer. "Die meisten waren nichts besonderes.
Durschnittsmenschen, Handwerker, Bauern. Aber vor hundert Jahren wurde ich als William Delaney geboren..."
Lynne verstand nicht, aber Bill hatte das so gesagt, als würde es etwas bedeuten.
"Wer war dieser Delaney?" fragte Lynne.
"Ein Mörder. Er hat neun Frauen der feinen Gesellschaft umgebracht. Ich habe immer die Bilder dieser Frauen vor mir..." In seine Stimme kam ein seltsames Vibrieren hinein.
"Wie kommst du zu der Überzeugung, daß du einmal ein Mörder warst?" fragte Lynne.
"Ich habe eine Reinkarnationstherapie mitgemacht, weil ich psychische Probleme hatte und mir eine normale Therapie nicht helfen konnte..."
Oh, mein Gott! Ein Verrückter! ging es Lynne unwillkürlich durch den Kopf. Wie hatte ihr Team den nur auf den Sender lassen können? Ein gutes Dutzend Mitarbeiter machten während der Sendung nichts anderes, als solche Anrufer auszufiltern.
"Eine Reinkarnationstherapie?" echote Lynne. "Was ist das?"
"Man geht davon aus, daß die Probleme, die man in diesem Leben hat, durch ungelöste Konflikte in früheren Leben verursacht sind. Der Therapeut versetzt den Patienten in Hypnose und geht mit ihm zunächst in die frühe Kindheit zurück. Dann zur Geburt, anschließend in die Zeit vor der Geburt und in frühere Leben. Ich war William Delaney, der neunfache Frauenmörder... Ich erlebte die Morde, ich sah die Opfer... Ich wurde hingerichtet, Lynne!"
Er brach ab.
"Hat dir diese Therapie denn geholfen?"
"Nein. Ich werde die schrecklichen Bilder nicht mehr los.
Jede Nacht sehe ich die Gesichter der Frauen vor mir, die ich umgebracht habe. Ich sehe sie in einer langen Reihe und als letztes sehe
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