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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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Hosenaufschläge. Auch der Himmel sah grau aus.
    Präsident McKinley war hier in Buffalo von einem Anarchisten namens Leon Czolgosz ermordet worden.
    Jehangir und Fasiq versteckten ihre mehr oder weniger kahlen Köpfe unter diversen Kopfbedeckungen. Fasiq hatte sich ein Halstuch und ein altes NOFX - T -Shirt um die Ohren und den Hals gewickelt. Jinnah Kappen und schwarze Skimützen waren Standard. Mit seinem Pakul aus brauner Wolle und der Nietenjacke sah Jehangir aus wie ein postapokalyptischer Mudschahedin, wie eine Kreuzung aus Taliban und Mad Max .
    Er kümmerte sich weiter um sein Konzert, telefonierte herum, traf Vorbereitungen und versuchte den Termin, den Veranstaltungsort und soundso viele Bands unter einen Hut zu bringen. Wirklich in Erstaunen versetzte mich, dass Jehangir es fertigbrachte, soviel Elan und Ehrgeiz an den Tag zu legen, in einer Stadt, die von industriellem Niedergang, vier Superbowl-Niederlagen, miesem Wetter und dem Geruch von Crackküchen geprägt war. Bevor ich hier in dieser Straße wohnte, kannte ich den Geruch gar nicht. Es riecht wie süßes Hundefutter.
    Winter in Buffalo. Das Badezimmerfenster blieb geschlossen. Die Skateboards lagen im Regal. Wir waren ständig im Haus und fingen an, uns gegenseitig auf die Nerven zu gehen.
    Ich gewöhnte mir an, ständig zu masturbieren. Durchschnittlich mindestens zweimal am Tag. Vorher ging ich immer pinkeln, nahm Toilettenpapier mit, um mich hinterher abzuwischen, schloss die Tür ab, holte den Katalog von Victoria’s Secret heraus und sah mir fast immer dieselben Bilder an.
    Manchmal fühlte ich mich schlecht dabei – meistens direkt nach der Ejakulation. In diesem Moment weiß man nicht mehr, warum man es unbedingt tun musste. Einmal wollte ich die Selbstbefriedigung aufgeben, doch es dauerte kaum 24 Stunden, bis ich einen Deal mit mir selbst abschloss: Wichsen war okay, aber nicht unter Zuhilfenahme von Supermodels in Unterwäsche. Ich warf den Katalog weg und versuchte mich an die Bilder zu erinnern, wenn ich es tat. Nach einer Woche ging ich ins Einkaufszentrum und kaufte mir einen neuen.
    Einmal überraschte ich die Mädchen, als sie gerade darüber sprachen. Die Klitoris hätte keine andere Funktion, predigte Rabeya gerade Fatima. »Es ist dein Körper. Wie kannst du dafür offen sein, dass jemand anderer ihn anfasst, wenn du es nicht selbst tun kannst?«
    Ich machte kehrt und wollte schnell aus der Küche verschwinden.
    »Warte mal, Yusef«, rief Rabeya. »Setz dich kurz zu uns.«
    »Okay.«
    »Ich will dich was fragen.«
    »Kein Problem.«
    »Holst du dir einen runter?« Fatima blickte auf den Tisch.
    »Wow«, entgegnete ich. »Ich weiß nicht, ob …«
    »Komm schon, wir sind doch keine Kinder mehr. Du magst Mädchen, oder?«
    »Natürlich.«
    »Aber du treibst es mit keiner?«
    »Nein.«
    »Also machst du es dir selbst, stimmt’s? Du bist nicht verklemmt, oder? Damit ruinierst du dir nur deine innere Einstellung.«
    »Nein. Ich meine, klar. Ja, ich mache es.«
    »Du masturbierst.«
    »Ja.«
    »Ich glaube, bei Jungs ist es anders als bei Mädchen«, warf Fatima ein.
    »Kann sein«, sagte Rabeya. »Aber was hat das damit zu tun, dass du Angst davor hast, deinen eigenen Körper zu berühren?«
    »Hat irgendwer schon Asr gebetet?«, fragte ich. »Ich glaube, es ist Zeit, oder nicht?«
    »Nein«, antworteten beide gleichzeitig.
    »Ich habe gerade keine Lust«, sagte Rabeya. Sie wusste, was ich dachte. »Und nein, ich habe nicht meine Tage.«
    In einem der Restaurants an der Elmwood Avenue gab es eine Werbeaktion; man konnte umsonst ein Eis bekommen, wenn es schneite. Jehangir, Fasiq, Ayyub und ich gingen hin, als der Schnee es noch zuließ.
    »Es schneit nicht«, sagte der Geschäftsführer.
    »Wie bitte?«, mokierte sich Jehangir. »Schauen Sie doch mal raus.«
    »Das ist Eisregen.«
    »Blödsinn, MANN !«, flippte Ayyub aus.
    Wir gingen wieder raus und der Geschäftsführer sparte sich vier Mal Gratiseis. Amazing Ayyub rannte über den Parkplatz, warf die Arme in die Luft und kreischte wie ein Verrückter: » SO EIN VERDAMMTER BLÖDSINN !«, schrie er einem vorbeifahrenden Auto nach. » ESSEN SIE HIER BLOSS NICHT , DAS SIND GANZ KNICKRIGE ARSCHLÖCHER .« Fasiq ging zu einem kleinen Schneehaufen, den ein Schneepflug in einer Ecke hinterlassen hatte, und griff sich eine schmutzige Hand voll Schnee. Dann ging er zurück in das Restaurant, kam wieder raus, und hatte jetzt einen Becher Schnee mit Kirschsirup in der Hand.
    »Guck mal,

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