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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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nicht an dem Faden ziehen, du dummer Riese, du sollst Wasser darüberschütten.«
    »Ist ja schon gut«, erwiderte der Junge leicht gereizt. Mit seiner freien Hand hob er den Trinkschlauch an den Mund, öffnete ihn mit den Zähnen und entleerte schwungvoll den gesamten Inhalt über dem winzigen Geschöpf und seiner Hand. Beinahe augenblicklich vermochte er seine Linke von dem Spinnenfaden zu lösen, und Goldblüte fiel ihm klatschnass und mit einem angewiderten Quietschen in den Schoß.
    Rasch breitete sie die schmetterlingsartigen Flügel aus, schüttelte sich wie ein junger Hund und erhob sich dann in die Luft. »Na siehst du: Es geht doch«, verkündete sie mit einem Grinsen.
    »Ja«, bestätigte Tarean und schüttelte missmutig die letzten Tropfen aus seinem Trinkschlauch. Zum Glück war dort hinten ein Bachlauf, sonst hätte ich gerade eine ziemliche Dummheit begangen.
    »Es wäre nur noch besser gewesen, wenn du vorher nicht so kräftig an dem Faden gezogen hättest«, fuhr das Irrlicht im Plauderton fort. »Denn dann hättest du die Waldspinnen nicht auf uns aufmerksam gemacht. Erschütterungen spüren sie nämlich ziemlich gut.« Seine Begleiterin deutete mit einem Arm auf eine Stelle in Tareans Rücken.
    »Was?« Tarean fuhr herum und zuckte dann zusammen, als habe ihn der Blitz aus den Fingerkuppen eines Magiers getroffen. Er hatte tatsächlich eine ziemliche Dummheit begangen, wie ihm aufging.
    Vor ihm, keine fünf Schritte entfernt, hing eine riesige Spinne. Ihr schwarzer, aufgedunsener Leib wirkte massig genug, um einen erwachsenen Mann zu erschlagen, wenn sie sich auf ihn fallen ließ, und ihre dicken, haarigen Beine, die in scharfe Klauen ausliefen, erstreckten sich von Baumstamm zu Baumstamm. Eine Doppelreihe bleicher Augen zog sich über ihren Rücken, und zwei große Facettenaugen glitzerten Tarean mit kalter Bosheit an, während die Spinne ihn reglos, aber mit einem Ausdruck hungriger Wachsamkeit auf den grausigen Zügen anstarrte.
    Der Junge spürte, wie seine Knie unter ihm nachgaben. »Bei den Kristalldrachen …« Unwillkürlich machte er einen Schritt zurück und verfehlte dabei nur um Haaresbreite das Netz in seinem Rücken. Stattdessen stieß seine Hand gegen den Drachenstab, und seine Finger schlossen sich um den matt glänzenden Metallschaft. Langsam und ohne seinen Blick von dem Ungeheuer abzuwenden, zog Tarean die magische Waffe der Steinernen aus dem Boden und hob sie vor sich in die Luft. Ein Gedanke blitzte in seinem Geist auf. »Goldblüte?«
    »Mhm?« Das Irrlicht, das an seiner Seite schwebte, schien diese unerfreuliche Begegnung eher mit Neugierde als mit Sorge zu beobachten.
    »Wappne dich.«
    »Wogegen?«
    »Die Alte Macht.« Mit diesen Worten stieß Tarean der Riesenspinne den Drachenstab entgegen und schrie: »Weiche, Ungeheuer!« Über die in den Schaft eingravierten Runen huschte ein goldener Schimmer. Mit einem grellen Blitz entzündete sich der faustgroße bernsteinfarbene Edelstein an der Spitze des Stabes und erstrahlte so hell, dass er die Dämmerung zwischen den Bäumen unvermittelt zum Tage machte.
    Die Waldspinne zischte, fiel zu Boden und zog sich instinktiv einige Schritt weit zurück. Natürlich vermochte ihr die Magie des Stabes keinen Schaden zuzufügen, denn der Drachenstab schützte seinen Träger nur vor den Geschöpfen der Glutlande. Aber das weiße Licht stach ihr in die empfindlichen Augen und blendete sie. Mit wütendem Zischen hob sie den gestreiften Hinterleib und duckte sich, als setze sie zum Sprung an.
    Goldblüte gluckste leise.
    »Was ist so lustig an meiner Lage?«, fragte Tarean unwirsch, während er die Wahrscheinlichkeit überschlug, dem achtbeinigen Ungetüm zu entkommen, indem er einfach die Flucht nach vorn antrat.
    »Gar nichts«, erwiderte das Irrlicht. »Es ist dein blöder Stab. Ich fühle mich auf einmal wie berauscht.« Wie um ihre Worte zu unterstreichen, platzte ein Kichern aus Goldblüte hervor, dann schraubte sie sich trudelnd einige Schritt in die Luft hinauf. »Ich bin ein Blatt im Wind«, säuselte sie freudestrahlend, und Tarean wünschte sich, die Wirkung des Drachenstabes auf die Spinne wäre nur halb so stark gewesen wie auf das Irrlicht.
    Doch das Scheusal erwies sich als unempfänglich für die Alte Macht. Und nachdem die Riesenspinne den Jungen und seine ungewöhnliche Waffe einige Herzschläge lang misstrauisch beäugt hatte, schien sie zu dem Schluss gekommen zu sein, dass ihr das Licht nichts anhaben könne. Mit einem

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