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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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widerlichen Klacken ihrer knorpeligen Beine erklomm sie das niedrige Geäst der Bäume vor Tareans Nase und schlich langsam wieder näher. Ihre Facettenaugen funkelten im Licht des Bernsteinkristalls.
    Tarean ließ seinen Mantel zu Boden gleiten und löste mit einer Hand die Schnalle von Esdurial auf seinem Rücken. Er zog den Waffengurt vor die Brust und ließ die runenverzierte Klinge aus der Scheide gleiten. »Bleib, wo du bist, Untier, denn Esdurial dürfte selbst dir Schmerzen bereiten«, warnte Tarean und hob das machterfüllte Schwert seines Vaters.
    Erneut hielt die Riesenspinne inne. Ihr abscheulicher Leib schwankte leicht, während sie ihr Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte. Ihre Kieferklauen öffneten und schlossen sich mit feuchtem Schmatzen, und weißliches Gift troff aus den Drüsen an ihren Spitzen.
    »Tarean! Hinter dir!«
    Der Warnruf Goldblütes ließ den Kopf des Jungen herumzucken. Seine Augen weiteten sich, und ihm drohte sich vor Schreck der Magen umzudrehen. Unbemerkt hatte sich eine weitere Spinne in seinem Rücken über die hohen Äste der Bäume angeschlichen. Und eine dritte. Und eine vierte. Unerbittlich schlossen sie den Kreis um ihn und nahmen ihm damit jede Möglichkeit zur Flucht, vier gewaltige, abscheuliche Monstren, die einem Albtraum voll krabbelnder Beine und glitzernder Augen entsprungen schienen.
    Tarean riss sein Schwert in die Höhe und erweckte die Alte Macht in ihm: »Esdurial!« Ein Funke sprang vom Griff auf die makellos silberne Klinge über und entzündete das weiße Drachenfeuer, das der Waffe innewohnte. Hungrig leckten die Flammen die Schneide empor, umspielten die darin eingelassenen Kristallrunen und vereinten sich an der Spitze. Im nächsten Moment erwachte das Schwert fauchend zum Leben, und sein gleißendes Strahlen vereinte sich mit dem Licht des Drachenstabes zu einer blendend hellen Welle aus Licht, die den Spinnen entgegenbrandete.
    Ein wütendes Zischen und Geifern antwortete ihm von allen Seiten. Die Alte Macht, die sich um Tarean ballte, konnte auch den unempfänglichsten Geschöpfen des Cerashmon nicht verborgen bleiben. Sie spürten, dass ihnen ein außergewöhnlicher Fang ins Netz gegangen war. Und dieses Gefühl schürte nur noch ihre Gier, ihn sich einzuverleiben.
    Langsam drehte sich Tarean um die eigene Achse, die hell leuchtenden Waffen zu beiden Seiten ausgestreckt, um seine Gegner auf Distanz zu halten. Doch er gab sich keinen Illusionen hin. Einen Kampf gegen vier der grausigen Riesenspinnen konnte er nicht gewinnen – aller Magie, die ihm zu Gebote stand, zum Trotz. Er warf dem winzigen Lichtpunkt, der über ihm im Blattwerk umherschwirrte, einen verzweifelten Blick zu und rief: »Wenn dir irgendein Ausweg einfällt, Goldblüte, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, ihn mir zu verraten!«
    Lautlos huschte das Irrlicht an seine Seite. Unter dem Einfluss der beiden machterfüllten Artefakte glühte es wie ein Stern, der kurz davor stand zu explodieren. »Ausweg?«, echote Goldblüte und legte den Kopf schief, als müsse sie über das Wort nachdenken. Ein leises Kichern entrang sich ihrer Kehle. Dann stach sie plötzlich energisch einen winzigen Finger in die Luft. »Aha! Ich weiß was! Wir schlagen diesen vier garstigen Ungetümen ein Schnippchen und fliegen einfach davon. Komm, Riese, folge mir!« Und mit diesen Worten schwirrte Goldblüte pfeilschnell davon, feixend und Kapriolen schlagend. Binnen weniger Herzschläge war sie zwischen den Bäumen verschwunden.
    »Goldblüte, warte!«, schrie Tarean ihr nach. »Ich kann nicht fliegen, du dummes Irrlicht!« Zorn und Enttäuschung sprengten die inneren Mauern seiner Selbstbeherrschung und schlugen über ihm zusammen wie die Fluten eines gebrochenen Staudamms. »Goldblüte!!!«

 
    2
    TESH ILMARIN
    »Goldblüte!« Er drehte sich im Kreis, den Drachenstab und Esdurial weit von sich gestreckt, und versuchte, sich gleichzeitig vier riesiger, schwarzbrauner Spinnen zu erwehren, die ihn zischend und mit knackenden Beinen von allen Seiten bedrängten, es aber nicht wagten, ihn anzugreifen, solange er das machterfüllte Schwert in den Händen hielt. Sie befanden sich in einer Art Pattsituation, denn sowenig Tarean imstande war, an den vier Spinnen vorbeizukommen, sowenig konnten diese ihn erreichen. Allerdings war sich der Junge sehr wohl des Umstandes bewusst, dass die Riesenspinnen auf lange Sicht gesehen die Oberhand hatten. Irgendwann würde er müde werden. Irgendwann würde das weiße

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