Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
anderen war das fahlgrüne Licht verschwunden, und die beklemmende Aura, die Tareans Herz in ihrem kalten Griff gehalten hatte, ließ nach.
An seiner Seite vernahm er ein keuchendes Luftholen, wie von einem Schwimmer, der nach einem viel zu langen Tauchgang mit brennenden Lungen durch die Wasseroberfläche einer aufgewühlten See brach. Tareans Kopf ruckte herum, und er sah, dass Moosbeere erneut die Augen aufgeschlagen hatte. Ihr Blick irrte für einen Moment suchend umher, dann fand er den seinen. Das Erste Licht im Körper seiner wunderbaren Gefährtin schenkte ihm ein Lächeln.
Wie von Zauberhand erhob es sich aus den Armen Tâch’thurts, der ein verblüfftes Grollen von sich gab. Mit weit geöffneten Augen und ausgebreiteten Armen schwebte das Erste Licht über ihnen kerzengerade in die Höhe. Sein Körper wurde heller und immer heller, bis er in einer Aura aus weißem Strahlen verschwand.
Die Schatten heulten wutentbrannt auf und versuchten, mit ihren tödlichen Armen die winzige Gestalt zu berühren. Doch es war ihnen unmöglich. Sobald sie dem Licht auch nur nahe kamen, begannen ihre Körper zu verdampfen wie Wasser auf einer heißen Steinplatte.
Das Erste Licht strahlte nun sonnengleich und erhellte nicht nur den Platz zu seinen Füßen, sondern auch die Straßenschluchten zwischen den Turmbergen und die dunkle Wolkendecke am Himmel. Ein goldenes Pulsieren mischte sich in das weiße Licht, erst langsam, dann immer schneller.
Als die Herren von Gongathar dies sahen, wandten sie sich panisch zur Flucht. Aber es gab kein Entkommen mehr.
»Schließt eure Augen!« , befahl das Erste Licht Tarean und seinen Freunden.
Dann explodierte es.
»Du hast mir wirklich all die Jahre nachgetrauert?« Zaeena ließ ihre Schwertlanze um die eigene Achse wirbeln, fuhr herum und köpfte einen heranstürmenden Kazzach mitten im Lauf.
»Nachgetrauert ist etwas übertrieben.« Sinjhen drehte sich zur Seite, um dem Schlag eines toten Nonduriers auszuweichen, und hieb mit seinem Schwert nach dessen Arm. »Allerdings habe ich immer gehofft, dass es mir vergönnt sein möge, dir noch einmal über den Weg zu laufen.«
Aurils Mutter ließ ihre Waffe in einem weiten Bogen durch die Luft sausen und fällte einen weiteren Kazzach. »Wieso? Was hast du dir davon erhofft, nach allem, was wir uns gegenseitig angetan haben?«
»Wir waren beide jung und haben beide Fehler gemacht«, gab Aurils Vater zu, während er mit grimmiger Miene ein weiteres Mal auf seinen unverwüstlichen hundeköpfigen Gegner einschlug. »Aber ich glaube, wir haben uns verändert.«
»Du meinst, es wäre heute anders zwischen uns?«, fragte die Ritterin, trat neben den Alben und setzte dem Unleben des glücklosen Nonduriers endlich ein Ende.
»He, das war meiner«, beschwerte sich Sinjhen und sah sich keuchend um. Für den Augenblick hatten sie sich aller Feinde entledigt.
»Entschuldige«, erwiderte Zaeena in spöttischem Tonfall, aber in ihren Augen blitzte es schelmisch. »Du hast meine Frage nicht beantwortet. Glaubst du, wir könnten es diesmal schaffen?«
Aurils Vater nickte. »Ja. Ja, das glaube ich. Wenn du bereit dazu bist, es noch einmal mit mir zu versuchen.«
Ohne hinzuschauen, zwang Aurils Mutter ihre Schwertlanze in einen engen Kreis und stieß damit nach hinten zu. Der plötzlich wie aus dem Nichts aufgetauchte Kazzach hinter ihr wurde direkt in die Brust getroffen, vom eigenen Schwung herumgerissen und stürzte zu Boden. Zaeena rammte ihm die Klinge durch den Leib und nagelte ihn so im Morast fest. Dann ließ sie ihre Waffe los und nahm Sinjhens Gesicht in beide Hände. »Ich bin bereit«, sagte sie mit wilder Entschlossenheit und küsste ihn.
Sinjhen erwiderte den Kuss.
Über Gongathar erblühte eine blendend weiße Kugel aus Licht, deren gewaltige Druckwelle in alle Himmelsrichtungen dem Horizont entgegenjagte und das Dunkel vertrieb.
Epilog
DER NEUE BUND ENTSTEHT
»Ist das der Abschied?«
»Ja, Tarean, das ist der Abschied.«
Tarean stand dem Ersten Licht gegenüber, und sein Herz fühlte sich schwer an. Die Schlacht war vorüber, und sie hatten gewonnen. Die Entfesselung der gottgleichen Kräfte des Ersten Lichts hatte die Macht der Herren von Gongathar gebrochen. Die schwarze Wolkendecke am Himmel war von der gewaltigen Lichtwelle zerrissen worden und einer kräftigen Nachmittagssonne gewichen, die über den fernen Bergen im Westen stehend auf sie herabgeschienen hatte. Die Schatten selbst waren mit grausigem Heulen
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