Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
in Bewegung. Seine hundeköpfigen und katzenhaften Gefolgsleute eilten ihm lautlos nach.
Auril, Haffta und Osfert hoben ihre Waffen und bildeten einen Schutzwall zwischen Tarean und den Angreifern.
»Obelisk«, erinnerte Tâch’thurt sie und hämmerte unzufrieden mit den Steinfäusten gegen den Fuß der Steinsäule.
Tarean blickte von einem zum anderen, unfähig zu entscheiden, was er selbst tun sollte. »Moosbeere«, beschwor er seine Gefährtin leise. »Wach doch endlich auf.«
Auf einmal war ihm, als bäume sich ein winziger Teil seines Bewusstseins auf. Die Finger des Irrlichts krallten sich in seinen Lederharnisch. Moosbeere riss die Augen auf. Sie hatten sich weißgolden verfärbt. Nutze die Alte Macht , erklang die Stimme seiner Gefährtin in seinem Geist.
Tarean hob den Kopf, und Verstehen breitete sich auf seiner Miene aus. »Tâch’thurt«, rief er rasch. »Lass den Obelisken. Du kannst ihn nicht zerschmettern. Er wird durch Magie geschützt. Aber vielleicht vermag ich es. Komm her und nimm mir das Erste Licht ab.«
Der Steinerne gehorchte, ohne nachzufragen. Mit erstaunlicher Sanftheit ergriff er den Leib der erneut in sich zusammengesackten Moosbeere und hob sie hoch.
Im nächsten Augenblick waren die Feinde heran. Osfert riss sein Schild in die Höhe, um die ungestümen Vorstöße der Kazzach abzuwehren, die sich auf ihn warfen. Aurils Schwerter verwandelten sich derweil in silberne Schemen, als die Albin in die Reihen der Gegner sprang und Muskeln und Sehnen zertrennte.
»Denk dran: Du kannst sie nicht töten«, warnte Haffta sie, während sie gleichzeitig nach links und rechts mit dem Drachenstab austeilte. »Du kannst sie nur kampfunfähig machen.«
Keine zwanzig Schritt entfernt befanden sich Bromm und sein dunkler Zwilling im tödlichen Zweikampf. Mit ohrenbetäubendem Gebrüll schlugen die beiden Hünen aufeinander ein. Wieder und wieder fuhren ihre Pranken auf den Körper des Kontrahenten nieder, und keiner von ihnen schien die Wunden zu spüren, die ihm vom jeweils anderen zugefügt wurden. Das Duell war von solcher Wildheit, dass die wenigen Kazzach und Nondurier, die ihnen in den Weg kamen, einfach niedergewalzt wurden.
Tarean wandte den Blick von den Kämpfenden ab und versuchte, die Alte Macht in seinem Inneren zu wecken. Er horchte in sich hinein, wie Moosbeere es ihn – mehr oder minder erfolgreich – gelehrt hatte. Doch da war nichts. »Komm schon, verflucht«, flehte er und spannte die Muskeln seines rechten, von Kesrondaias Blut geweihten Armes an, so als könne er die Kräfte, die in ihm schlummerten, auf diese Weise zum Vorschein zwingen.
Im selben Moment wurde er von einer Welle des Grauens erfasst, die über den Platz rollte und ihm durch Mark und Bein ging. Er hob den Kopf, und alles Blut wich aus seinem Antlitz. Ein schattenhafter Gigant schob sich aus dem Schutz der Steinmassive. Ein zweiter folgte ihm, danach ein dritter. Ihre nur entfernt menschenähnlichen Körper schwankten hin und her wie Baumkronen im Wind, und lange Arme wie aus schwarzem Dunst glitten aufgeregt in alle Richtungen. Ein mehrstimmiges Heulen erfüllte den Platz und hallte von den hohen Bauwerken wider. Die Herren von Gongathar waren eingetroffen.
Bromm dachte nur an eines: Er wollte dieses Ungeheuer, das aus seinem Fleisch, des Grimmwolfs Blut und Gongathars verderbtem Geist entstanden war, vernichten. Er konnte es nicht ertragen, dass dieses Geschöpf über das Antlitz Endars wandelte, dieses Zerrbild seiner selbst, dieser Gestalt gewordene Teil von ihm, gegen den er zeit seines Lebens innerlich angekämpft hatte. Die dunkle Magie dieser unseligen Stadt hatte den im Stillen ausgefochtenen Kampf seiner friedfertigen und seiner ungezähmten Hälfte förmlich aus ihm herausgerissen, und nun standen sie sich gegenüber – zwei Seiten einer Münze –, und es würde sich zeigen, welche von ihnen in den Dreck fiel und welche die Oberhand gewann.
Im ersten Ansturm hatte er seinen dunklen Zwilling noch überrascht. Der Dämonenwerbär schien nicht erwartet zu haben, dass noch so viel Kampfeswille in Bromm verblieben war. Aber so furchtbar die Schläge auch waren, die Tareans Gefährte seinem Widerpart versetzte, sie vermochten diesen nicht spürbar zu verlangsamen – geschweige denn auszuschalten.
Der dunkle Bromm hatte seine Verblüffung rasch abgeschüttelt und war zum Gegenangriff übergegangen. Seine Hiebe kamen mit furchtbarer Kraft und entlockten Bromm bei jedem Treffer ein schmerzvolles
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