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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Unbehaglich stand er vor der elfenhaften Frau, mit der er mehr geteilt hatte als mit irgendjemandem sonst in seinem ganzen Leben, und wusste nicht, was er tun oder sagen sollte.
    »Sag einfach nichts« , schlug ihm das Erste Licht mit einem sanften Lächeln vor. »Moosbeere weiß, was du für sie empfindest, und für mich ist dein Geist ohnehin ein offenes Buch. Die Trauer in deinen Augen rührt mich.« Das Erste Licht streckte die Hand aus und strich dem Jungen liebevoll über die Wange.
    Dann hob es die Stimme. »Euer aller Trauer klingt in meinem Inneren nach.« Es schwebte einige Schritt in die Höhe und ließ den Blick über die anderen Anwesenden schweifen. Bromm, Auril, Janosthin und Tâch’thurt waren da, ebenso die verbliebenen Kristalldrachenritter, Bruder Lanfert und Magister Dinriol, schließlich Jeorhel, Jaular und die anderen Heerführer sowie Hunderte von einfachen Männern und Frauen. Sie alle hatten sich versammelt, um das Erste Licht zu sehen und seinen Abschied von dieser Welt mitzuerleben. Einzig die Kristalldrachen fehlten. Sie waren damit beschäftigt, eine Barriere der Alten Macht um Gongathar zu legen, damit in Zukunft niemand – gleich ob unabsichtlich oder nicht – die Ruhe der Meister der uralten Metropole störte.
    »Ihr alle habt tapfer für eure Welt gekämpft« , sprach das Erste Licht mit einer Stimme, die selbst der letzte Mann in der hintersten Reihe wenn schon nicht mit den Ohren, so doch mit dem Geist vernehmen konnte. »Leider hat auch meine Macht Grenzen, und ich kann nicht ungeschehen machen, was an diesem Ort passierte. Ich kann euch nicht all die Brüder und Schwestern, Freunde und Gefährten zurückgeben, die euch in den vielen Wochen des Krieges genommen wurden. Eins jedoch vermag ich, und dies soll mein Geschenk an euch sein, ein Geschenk, das ich noch nie jemandem habe zuteilwerden lassen. Am heutigen Tage soll niemand gestorben sein.«
    Mit diesen Worten streckte das Erste Licht die Hände in die Höhe, und eine schimmernde Lichtsäule stieg in den klaren Himmel hinauf. Hoch über ihren Köpfen wölbte sie sich nach außen und breitete sich gleich einem glitzernden Vorhang in alle Richtungen aus, bevor sie wieder nach unten sank und alle Anwesenden wie in einer unvorstellbaren Glocke aus Licht einschloss. Das Erste Licht drehte sich langsam in der Luft und senkte dabei die Arme, als segne es die Menschen, Alben und Nondurier, die mit andächtigem Staunen zu ihm hinaufstarrten.
    Dann zerfiel die Lichtglocke in ein Gestöber aus glitzernden Funken, die sich federleicht und lautlos wie Schneeflocken auf sie herabsenkten. Tarean spürte, dass sich die Luft mit der Alten Macht auflud, und für einen Moment schien es nichts auf der Welt zu geben als ein Glitzern und Funkeln, das alle Sinne betäubte.
    Auf einmal vernahm der Junge die Stimme des Ersten Lichts in seinem Kopf. »Euch beiden, Tarean und Auril, mache ich auf Wunsch Moosbeeres ein besonderes Geschenk. Dir, Tarean, gebe ich etwas zurück, das Gongathar dir unrechtmäßig nahm. Und dir, Auril, nehme ich eine Bürde, die du nicht hättest tragen sollen. Was ihr daraus macht, überlasse ich euch. Und nun lebt wohl …«
    Als Tarean die Augen aufschlug, bemerkte er zu seiner Verwunderung, dass er im feuchten Gras der Steppe lag. Stirnrunzelnd kam er auf die Beine und blickte sich um. Überall um ihn sah er Männer und Frauen – vom einfachen Soldaten bis zum Hochkönig –, denen es wie ihm erging. Ihnen allen hatte das Wirken des Ersten Lichts zeitweise das Bewusstsein geraubt. Und nun setzten sie sich mit verwirrten Mienen auf und fragten sich, was soeben geschehen war.
    Die Antwort erhielten sie, als der erste Freudenschrei ertönte. »Wuffzak, alter Knabe! Du lebst!«
    Dem ersten Ruf gesellte sich ein zweiter hinzu, danach ein dritter, und mit einem Mal herrschte ein Tumult auf dem Schlachtfeld, als seien die Kämpfe erneut ausgebrochen. Diesmal allerdings waren nicht Schmerz oder Zorn, sondern grenzenlose Freude und Verwunderung die Gründe dafür, dass alle schrien und durcheinanderliefen.
    Das Erste Licht hatte sein Versprechen wahr gemacht. Iegi, Callyn, Haffta, Halfbadur und all die anderen, die während der Schlacht seit Beginn des Tages den Tod gefunden hatten, waren auf wundersame Weise ins Reich der Lebenden zurückgekehrt. Sie saßen im Steppengras, manche blinzelten nur verwirrt, andere betasteten ungläubig ihre unversehrten Körper, wieder andere brachen in unbändiges Lachen aus, fassungslos und

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